Der Sklavenhandel hat in den letzten Jahren mehrfach den Weg auf die große Leinwand gefunden. Von der Abschaffung ebendessen handelt Michael Apteds Biopic aus dem Jahr 2006. Der Filmtitel bezieht sich auf den bekannten Gospel des ehemaligen Kapitäns eines Sklavenschiffs John Newton. Nach einem Schlüsselerlebnis auf hoher See behandelte er die Sklaven besser und gab seinen Beruf schließlich ganz auf und wurde Geistlicher. Zusammen mit dem Politiker William Wilberforce kämpfte der schließlich für die Abschaffung des Sklavenhandels. Wilberforce (Iaon Gruffudd) ist auch der Hauptprotagonist der Ende des 18. Jahrhunderts spielenden Geschichte. William versucht im britischen Parlament Verbündete für seinen Plan zu finden. In dem Geistlichen John Newton (Albert Finney) sowie seinem Parteikollegen, dem Premierminister und Freund William Pitt (Benedict Cumberbatch), erhält er zwar Unterstützung, kann sich aber gegen den Widerstand der Abgeordneten aus Liverpool, Bristol und London (Toby Jones, Ciarán Hinds), die allesamt am Sklavenhandel gut verdienen, nichts ausrichten. Jahre später erholt sich Wilberforce von einer Krankheit und wird seiner zukünftigen Frau Barbara Spooner (Romola Garai) vorgestellt. Sie erfährt von seinem Kampf für das Gute und ermutigt ihn abermals seinen Antrag auf Abschaffung des Sklavenhandels im Parlament einzureichen.
Biopic mit Ohrwurmgarantie
Auch wenn das titelgebende Lied nur dreimal im Film gesungen bzw. gespielt wird, hat man danach einen Ohrwurm davon. Tagelang. Nur mal so als Warnung vorweg. AMAZING GRACE verzichtet auf drastische Bilder, wie man sie z.B. aus Filmen wie 12 YEARS A SLAVE oder DJANGO UNCHAINED kennt. Gezeigt werden lediglich Ketten oder marode Unterkünfte, die zum Sklaventransport genutzt werden. Die meiste Zeit wird über das Für und Wider diskutiert, allerdings hat man den Eindruck, niemand – mit Ausnahme vielleicht von Wilberforce- weiß, wovon er redet. Auch der Zuschauer bleibt hierbei außen vor. So ganz wird nicht klar, worin Williams Motivation besteht diesen Kampf gegen die Mühlen der Politik zu gehen. Zu Filmbeginn wird lediglich William Pitt als Hinweisgeber angegeben. Warum Wilberforce aber nach all den Niederschlägen immer noch nicht aufgibt, hätte man ruhig stärker herausarbeiten können, da der Film über mehrere Dekaden hinweg spielt.
Auf der anderen Seite gibt es exzellentes Schauspiel zu sehen. „Mr. Fantastic“ Ioan Gruffard liefert ein starkes Porträt eines Getriebenen, eines Kämpfers für das Gute und Vordenkers, und zeigt auch die Rückschläge und körperlichen Gebrechen. An seiner Seite sind Romola Garai (THE HOUR) und ein junger Benedict Cumberbatch, die ebenfalls überzeugend und mitfühlend spielen. AMAZING GRACE ist einer dieser Biopics, bei denen es reicht, wenn man sie einmal gesehen hat. Die Leistung ist solide und die Story bis auf kleine Anfangsschwierigkeiten interessant. Das Ende ist – wie man das von Historienfilmen bzw. Biopics gewohnt ist – voller Pathos.
(4.5/6)
Trailer: © dtp entertainment home video
Ich liebe diesen Film!