Das britische Königshaus ist beliebt, auch bei Filmemachern. Dank THE KING’S SPEECH wissen wir von König Georges Sprechproblemen und durch THE QUEEN von Queen Elisabeths Umgang mit dem Tod Dianas. A ROYAL NIGHT reiht sich in diese Aufzählung nahtlos ein, auch wenn dieser Film weitaus weniger Wert auf Korrektheit historischer Fakten legt. Als belegt gilt, dass die damals 19 und 14 Jahre alten Prinzessinnen Elisabeth und Margaret in der Nacht des 8. Mai 1945 den Buckingham Palast verließen, zum Tanz in das Hotel Ritz gingen um das Ende des Krieges zu feiern und kurz nach Mitternacht wieder heimkehrten.
Frühstück bei Königs
Regisseur Julian Jarrold nimmt dies zum Anlass um über die Erlebnisse dieser Nacht zu spekulieren: Nach sechs Jahren im goldenen Käfig des Buckingham Palace halten es die Prinzessinnen Elisabeth (Sarah Gadon) und Margaret (Bel Rowley) nicht mehr aus. Besonders Margaret möchten inkognito den Palast verlassen und endlich die Tanzclubs besuchen über die sie immer in einschlägigen Magazinen liest. Aber ihre Mutter (Emily Watson) und der König (Rupert Everett) sind nicht begeistert. George muss eine wichtige Rede zum Kriegsende vorbereiten, willigt aber ein unter der Bedingung, Elisabeth solle in Erfahrung bringen, was das Volk über seine Regentschaft denkt. Die Queen ist nicht sonderlich begeistert von dem Gedanken ihre Kinder im Trubel der feiernden Menschen zu verlieren. Deshalb werden den Prinzessinnen zwei Aufpasser an die Seite gestellt. Lieutenant Pryce (Jack Laskey) und Lieutenant Burridge (Jack Gordon) sollen die beiden Prinzessinnen begleiten. Partystimmung kommt so nicht auf. Als die Lieutenants unachtsam sind, gelingt es Margaret sich dem Hofprotokoll zu entziehen. Elisabeth macht sich Sorgen um ihre Schwester und geht sie suchen. Dabei trifft sie den FliegerJack (Jack Reynor), den sie kurzerhand beauftragt ihr bei der Suche zu helfen. Zuerst genervt von der anhänglichen „Lizzy“ entwickelt Jack bald Zuneigung für die Prinzessin.
Regisseur Julian Jarrold spekuliert in seinem Film, wie die Nacht abgelaufen sein könnte. Leider wird alles zu einer romantischen Komödie verwoben als die künftige Thronfolgerin auf Jack trifft. Hier wurde es mit der künstlerischen Freiheit etwas übertrieben. Auch wenn Sarah Gadon wieder einmal eine gute Figur macht, so wirkt ihre Zuneigung zu Jack doch irgendwie zu unrealistisch. In einer Szene sagt sie sogar, sie habe zwar einen Freund, doch der sei nicht da und dann folgt eine Bemerkung, die man am besten mit der Floskel „was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß“ umschreiben kann. Das passt so gar nicht zu der pflichtbewussten jungen Prinzessin. Gelungen ist besonders das Portrait von Margaret. Bel Powley macht dem Image als spätere Party-Prinzessin alle Ehre. „Was ich mache, interessiert kein Schwein“ sagt sie zu einem Kellner, der sie schief ansieht. Sie sei nur P2, Prinzessin Nr. Zwei. Großes Problem: beide Schauspielende wirken viel zu erwachsen für die beiden Prinzessinnen. Rupert Everett kann eigentlich nur verlieren. Bei King George hat man unweigerlich Colin Firth im Kopf und durch die wenigen Auftritte kann er der Figur wenig Tiefe geben. Auch Emily Watsons Leinwandzeit ist begrenzt, dennoch verkörpert sie die besorgte Mutter glaubhaft. Naja, und Jack Reynor ist halt der klassische Schönling, der Love-Interest, der aber dann doch noch mit einer spannenden Hintergrundgeschichte um die Ecke kommt, wenn man nicht damit rechnet. Natürlich darf er dann noch bei Königs frühstücken. Ist doch klar.
Wunderschön sind die Drehorte und Kostüme. Sind die Prinzessinnen zusammen im Bild, heben sich ihre Kostüme häufig voneinander ab um die unterschiedlichen Charaktere – Elisabeth: pflichtbewusst und staatsmännisch, Margaret: verspielt und aufgedreht – zusätzlich zu unterstreichen. Die Handlung ist zwar frei erfunden und dadurch, dass Margaret immer wieder Leute trifft, die sie irgendwohin mitnehmen, und Elisabeth sie dadurch an immer anderen Orten suchen muss, bleibt Spannung in der Geschichte. Auch die Sympathie zwischen Elisabeth und Jack ist süß, wenn auch unrealistisch. Der Film ist so unbeschwert wie seine Filmmusik. Wer Spaß an Glenn-Miller-Jazzmusik, britischem Humor und eine Vorliebe für das britische Königshaus hat, kommt voll auf seine Kosten.
Ganz nett (4/6)
Trailer: © 2015 Concorde Filmverleih GmbH