Ich bin ja selten schon von einem Trailer begeistert, aber als ich über den von THE FATHER gestolpert bin, war ich dann doch sehr interessiert. Allein schon die Besetzung: grandios. Und allerspätestens als es dann zwei Oscars für den Film gab, stand der Film auf meiner To-watch-Liste ganz oben. Die Geschichte wird aus der Sicht von Anthony (Anthony Hopkins) erzählt. Trotz seines hohen Alters lehnt der jegliche Hilfe von seiner Tochter Anne (Olivia Colman) ab. Diese Hilfe wird aber unabdingbar, als Anne beschließt, mit ihrem Mann Paul (Rufus Sewell) nach Paris zu ziehen. Anne versucht eine Pflegerin (Imogen Poots) einzustellen, auch wenn sie weiß, dass Anthony bereits andere Pflegekräfte mit seinen Stimmungsschwankungen vergrault hat. Anthony kommt mit den vielen Veränderungen in seinem Leben nicht klar. Als dann auch noch ein fremder Mann (Mark Gatiss) in seinem Wohnzimmer sitzt, versteht Anthony gar nichts mehr.
Zu viel verraten
Ich habe mir tatsächlich im Anschluss an den Film gewünscht, dass ich noch nicht so viel das Wort „Demenz“ in irgendwelchen Filmzusammenfassungen gelesen hätte, denn ich denke der Film wirkt am besten, wenn man vom Krankheitsbild von Anthony noch nichts weiß. Insbesondere wegen der Wiederholungen der gleichen einzelnen Szenen hätte ich mir das Ende etwas kompakter und kürzer gewünscht. Insbesondere die Bildsprache sorgt dafür, dass sich das Kinopublikum innerhalb kürzester Zeit genauso orientierungslos fühlt wie Anthony. Das Setdesign von Cathy Featherstone sorgt einerseits für eine heimelige Atmosphäre, ist aber auf der anderen Seite auch verwinkelt und unübersichtlich. Immer wieder sind offene Türen, die das Sichtfeld begrenzen, im Vordergrund oder → Wege und Gänge ähneln sich.
Anthony and Olivia
THE FATHER lebt insbesonders durch seine starken schauspielerischen Leistungen. Obgleich wirklich das komplette Ensemble eine starke Leistung hinlegt, muss man besonders Anthony Hopkins und Olivia Colman hervorheben. Anthony Hopkins hat sich hiermit seinen zweiten Oscar wirklich mehr als verdient. Aber auch Olivia Colman ist die innere Zerrissenheit ihrer Rolle in jedem Blick und jeder kleinen Geste anzusehen. Florian Zeller sorgt mit filmischen Mitteln für Empathie und ein besseres Verständnis von Demenzkranken. Alles, was der Zuschauer zu sehen bekommt, ist die subjektive Wahrnehmung von Anthony. Indem er die Symptome Vorder- und die Befindlichkeiten der Angehörigen etwas in den Hintergrund rückt, gelingt ihm damit ein ganzheitliches Filmporträt.
8/10
THE FATHER erscheint am 3. Dezember 2021 auf DVD und Blu-Ray.
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