Schaut man sich derzeit im Kinoprogramm um, dann findet man auffällig viele Sequels. Läuft einmal ein Film gut, gibt es Fortsetzungen ohne Ende. Aktuell laufen die Dreharbeiten zu ALICE IN WONDERLAND: THROUGH THE LOOKING GLASS (Disney wärmt im Moment wirklich jeden alten Scheiß wieder auf) und bei den anderen Majors stehen auch alle Zeichen mehr auf Fortentwicklung als auf Neuentwicklung. Auch bei Sony. Und so ist aktuell die Fortsetzung der Adaption der 80er-Jahre-Serie 21 JUMP STREET in den Kinos zu sehen. Wie schon Ende des ersten Teils angekündigt, ermitteln die beiden Undercover-Cops aber dieses Mal nicht in der High School, sondern auf dem College. Jenko (Channing Tatum) und Schmidt (Jonah Hill) sollen dort wieder einen Drogenring ausheben. Auch hier haben sie es wieder mit einer gefährlichen leistungssteigernden Droge zu tun. Während ihrer Ermittlungen driften die beiden Partner aber immer mehr auseinander. Während Schmidt in der Kunstszene mit der Mitschülerin Maya (Amber Stevens) untertaucht, findet Jenko seine Bestimmung beim Football und seinem neuem Bro Zook (Wyatt Russell). Dabei verlieren die beiden Cops nicht nur ihre Freundschaft, sondern auch den Fall aus den Augen.
Genauso wie beim letzten Mal – nur anders!
Die selbstreflexive Note, die der Vorgänger bereits auch hatte, wird hier weiter perfektioniert. So wird mehrfach gesagt, man löse den Fall wie beim letzten Mal, fällt aber genau mit dieser Einstellung auf die Nase. Dadurch rechtfertigt sich der Film indirekt beim Zuschauer und spielt auf den aktuellen Fortsetzungswahn in der Filmindustrie an, der durch die erfundenen Fortsetzungen während dem Abspann (23 Jump Street: Medical School, 24 Jump Street: Foreign Exchange, 25 Jump Street: Semester at Sea und weitere) zusätzlich verdeutlicht wird. Auch als im gefakten Teaser zu „38 Jump Street: Dance Academy“ Jonah Hill sagt, dass jetzt endlich auch einmal etwas drankäme, was er könne, und Channing Tatum verschämt zur Seite blickt (→ Tatum hatte seinen Durchbruch mit dem Tanzfilm STEP UP), beweist die Selbstironie der beiden Hauptdarsteller. Auch filmische Elemente wie den Splitscreen werden permanent vergackeiert.
Der Film – eine Serie?
Der Film beginnt mit einer Rückblende in klassischer Serienmanier (Off-Kommentar: „Zuvor bei 21 JUMP STREET„) mit Ausschnitten aus dem ersten Film. Damit umgehen die Regisseure Phil Lord und Christopher Miller geschickt das Problem der Ahnungslosigkeit, falls Zuschauer den Vorgänger nicht kennen. Zudem zollen sie damit dem Ausgangsmaterial, also der Serie, ihren Tribut. Außerdem gibt es wieder zahlreiche Anspielungen auf andere Filme: TERMINATOR, MR. & MRS. SMITH, IRON MAN und → weitere Action-Blockbuster. Die Liste dieser auf der Metaebene eingebeteten kleinen „Schmankerl“ ist lang und das Internet ist inzwischen schon voll mit Analysen, was bei einem Hau-drauf-Komödienfilm dieser Art schon äußerst selten ist. Die meisten Wortspiele fallen offenbar der Übersetzung zum Opfer, was man am auffälligsten in der Szene merkt, in der Jenko und Schmidt das neue Jump Street-Büro betreten und feststellen, das Captain Dickinsons (Ice Cube) Büro einem „Eiskubus“ ähnelt.
Chemie zwischen den Hauptdarstellern
Die Chemie zwischen den Hauptdarstellern ist auf der Leinwand zu sehen. Die Handlung bleibt aber weitesgehend unreif und albern. Alles wirkt wie ein großer Kindergeburtstag, bei dem alles noch schöner und größer und toller sein muss als im letzten Jahr. Auch die ganzen homoerotischen Andeutungen, die schon mehrfach Bestandteil des ersten Teils waren, sind gerade auch in ihrer Häufigkeit einfach nur kindisch. Die abrupte Trennung der beiden Protagonisten wirkt unrealistisch und übertrieben. Wie schon im Vorgänger ist die Handlung wieder eher auf den Gag als auf Realismus ausgelegt. Der Pippi-Kacka-Humor aus Teil 1 ist immer noch vorhanden, wurde aber auf ein Minimalmaß heruntergebrochen.
Subtext top, Handlung flop (3.5/6)
Trailer: © Sony Pictures Germany