Es gibt sie doch noch, diese seltenen Momente, wenn man durch die Fernsehsender zappt und bei einer Serie hängenbleibt. So geschehen bei mir und THE GOOD PLACE. Ich habe zufällig die erste Folge gesehen und mochte sofort die Idee. Eleanor Shellstrop (Kristen Bell) ist tot. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn Eleanor ist jetzt im „Good Place“, im Himmel. Entworfen von Michael (Ted Danson), dem Architekten, leben alle guten Menschen in einer Nachbarschaft zusammen.
Michael stellt ihr auch ihren Seelenverwandten Chidi Anagonye (William Jackson Harper) vor, mit dem sie Ewigkeit teilen wird. Der Professor für Ethik und Moralphilosophie untersuchte sein Leben lang nach dem Sinn des Lebens und was es bedeutet ein guter Mensch zu sein. Eleanors direkte Nachbaren sind das Charity-It-Girl Tahani Al-Jamil (Jameela Jamil) und ihr Seelenverwandter Jianyu Li (Manny Jacinto), einem buddhistischen Mönch, der ein Schweigegelübde abgelegt hat. Doch Eleanor stellt schnell fest, dass ihr Aufenthalt im grünen Bereich eine Verwechslung sein muss. Sie ist nicht die Anwältin Eleanor Shellstrop, die in der Ukraine für Menschenrechte kämpfte. Nach einer Feierlichkeit, bei der sich Eleanor furchtbar benimmt, hat dieser Ausrutscher übernatürliche Konsequenzen. Chidi ist klar, dass Eleanors Verhalten und das Chaos zusammenhängen und möchte aus ihr einen guten Menschen machen, der tatsächlich in den Good Place gehört.
Eine schrecklich nette Zweckgemeinschaft
Die komplette erste Staffel besteht aus 13 kurzweiligen 22-Minütern, die sich nicht nur aufgrund der kurzen Laufzeit außerordentlich gut bingewatchen lassen. Die Sitcom bietet nämlich vor allen Dingen ein neues Konzept. Es geht nicht um mehrere Freunde, die allwöchentlich zusammen auf einer Couch oder in einer Bar zusammensitzen und ihr Leben bequatschen wie etwa in amerikanischen Sitcoms wie FRIENDS, THE BIG BANG THEORY oder HOW I MET YOUR MOTHER üblich.
Die Charaktere wollen keine Zeit miteinander verbringen, aber sie müssen. Es ist diese Zweckgemeinschaft, die Streitereien, aber auch herrlich absurde Momente verursacht. Natürlich darf man jetzt hier keine Lacher am laufenden Band erwarten und die erste Staffel ist noch so mit dem „worldbuilding“ beschäftigt, dass sie selten in die Tiefe geht. Den Special Effects sieht man meistens an, dass sie aus dem Rechner kommen. Wenn etwa übergroße Shrimps durch den Himmel fliegen, dann sieht man an der Optik, dass sie nicht echt sind. Allerdings frage ich mich nach Folge 13, ob das eine Budgetfrage war oder ob die überdimensionalen Erdlöcher, Tiere und Lebensmittel nicht mit Absicht genau so gestaltet wurden.
Der Himmel auf Erden ist die Hölle
Das Ensemble ist nicht nur passend besetzt, sondern hat auch die Diversität, die man andernorts noch mittels „Inclusion rider“ vertraglich festlegen muss. Newcomer wie die Britin Jameela Jamil spielen neben „alten Hasen“ wie Ted Danson.
Schauspieler mit asiatischen und indischen Wurzeln spielen ganz selbstverständlich neben dem Stereotyp einer arroganten amerikanischen Südstaatenschönheit Kristen Bell. Allein deshalb gibt es für diese Sitcom schon Pluspunkte. Kristen Bells Eleanor ist gerade wegen ihrer fehlenden Unfehlbarkeit unfassbar sympathisch und nachdem man die anderen Charaktere kennenlernt, merkt man schnell, dass sie ebenfalls nicht „perfekt“ sind. Durch die zahlreichen Rückblenden lernt man Eleanors Verhalten im irdischen Leben kennen und hinterfragt dadurch auch das eigene Verhalten. Die 13. Folge endet mit einem Wendepunkt, den man nicht kommen sieht. So macht die erste Staffel nicht nur Lust auf die zweite, sondern auch Lust auf ein erneutes Schauen der ersten um mit dem neu erlangten Wissen die Staffel noch einmal „neu“ zu sehen.
4.5/6 bzw. 7.5/10
Trailer: © Youtube/We got this covered via NBC
Die Outtakes sind genauso gut wie die Staffel selbst. Daher will ich sie euch nicht vorenthalten.
Clip: © Youtube/The Good Place
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