Im ZDF gibt es ja ab und an diese kleinen Perlen. Meistens ist eine Mini-Serie oder Serie mit wenigen, aber unglaublich guten Folgen. Im letzten Jahr war das BAD BANKS. In diesem Jahr ist die dritte Staffel von PROFESSOR T. wieder so ein Anwärter auf die ZDF-Perle des Jahres. Professor Thalheim (Matthias Matschke) fordert von seinen Studenten, ein Konzept für einen “perfekten Mord” zu entwickeln. Kurz darauf findet Familie Krüger in der Badewanne die Wasserleiche eines Vietnamesen. Das Team von Christina Fehrmann (Julia Bremermann) kann die Identität des Mannes zunächst nicht feststellen. Kurze Zeit später landet auf dem Tisch von Herrn Thalheim ein mysteriöser Zettel, den der Täter dort offenbar deponiert hat. Die Ermittlungen geraten ins Stocken, da T. immer häufiger Aussetzer hat. Er entgleitet der Welt mehr und mehr. Dadurch scheint der Täter leichtes Spiel zu haben, um ungestraft davonzukommen. Doch auch im Team gibt es Veränderung. Für den verstorbenen Paul Rabe kommt jetzt Simon Zander (Simon Böer) ins Team und kann mit den zweifelhaften Ermittlungsmethoden von Thalheim nichts anfangen.
Stimmige Inszenierung
Auch wenn die Einschaltquoten der zweite Staffel nicht sonderlich gut waren, bekam PROFESSOR T. noch eine dritte Staffel spendiert. Diese dümpelt momentan aber wieder im Quotentief herum, was ich absolut nicht verstehen kann. Freitagabend, 20:15 Uhr, noch dazu eine qualitativ dichte Staffel… Ich verstehe echt die Welt nicht mehr. Hängen die ganzen potenziellen Fernsehzuschauer auf Netflix ab oder was ist da los? Dieses Mal wurde wieder viel mehr Wert auf die Handlung gelegt. Es gibt zahlreiche Nebenplots, die aber nie zu überladen wirken. Simon Böer, der in der letzten Folge der zweiten Staffel bereits in Kontakt mit dem Morddezernat um Christina Fehrmann stand, bekommt jetzt mehr zu tun. Doch einen richtigen Mehrwert bietet „der Neue“ kaum, da die Rolle erst in der letzten Folge halbwegs spannend wird. Ob das Publikum dann noch in einer vierten Staffel einen gigantischen Showdown zwischen Zander und Thalheim zu Gesicht bekommt, ist fraglich, da das ZDF noch nichts zu einer möglichen weiteren Staffel entschieden hat. Mehr sehen möchte ich dann aber auch von Dietrich Hollinderbäumer, der als „Anwalt der Familie“ in brenzligen Situationen einschreitet und alle zur Vernunft ermahnt.
Neu entflammte Liebe, schlecht geschriebene Tode
Matthias Mattschke bekommt in dieser Staffel wieder viel zu tun. Nicht nur beim Aufklären von Fällen, sondern auch körperlich. In seinem Kopf kämpft er gegen einen übergroßen Samurai, der ihn immer wieder zu Boden wirft. Außen blickt er – zumindest in der zweiten Folge – nur ins Leere. Diese Mischung begeistert und dass Mattschke in der Rolle aufgeht, ist nicht zu leugnen. Auch die neu entflammte Liebe zwischen T. und Christina sorgt für ordentlich Würze. Die Kriminalfälle sind alle sehr ungewöhnlich und spannend. Wie schon in der Vorgängerstaffel muss am Ende wieder ein Charakter aus dem Kern-Ermittlerteam dran glauben. Das wirkt leider unglaublich willkürlich. Auch die Sterbeszene einer Nebenfigur, die schon in der zweiten Staffel kurz zu sehen war, wirkt kühl und belanglos. Sterbeszenen kriegen sie irgendwie nicht richtig hin, was bei einem Krimi schon irgendwie ein Kunstwerk ist. Aber das ist wirklich Jammern auf sehr hohem Niveau. Ich liebe das unterkühlte Setting, die geschliffenen Dialoge und die inhaltliche Dichte, die man in diesen vier Folgen findet. Gerne mehr davon.
5/6 bzw. 8/10
Alle vier Folgen stehen bis zum 1.6.2019 in der → ZDF-Mediathek kostenlos zur Verfügung. Ab wann die Staffel auf DVD und Blu-ray erscheint, ist noch nicht raus.
Habe gestern zum ersten Mal eine Folge von Professor T gesehen und stöbere nun in der ZDF Mediathek nach weiteren Folgen. 🙂 Ich finde auch ZDF und ZDFneo bringen öfter mal tolle Serien heraus.