Es geht doch nichts über eine Brit-Com. Miranda Hart war mir bis dato fast ausschließlich als witziger Couchgast in der THE GRAHAM NORTON SHOW in Erinnerung. Dank einer Ausleihe von → Singende Lehrerin kam ich jetzt in den Genuss der ersten Staffel der semiautobiografischen Sitcom. Single Miranda (Miranda Hart) hat es nicht leicht. Mit ihren 1,85 Metern wird die Mittdreißigerin auch schon mal für einen Mann gehalten. Mutter Penny (Patricia Hodge) versucht alles um sie endlich unter die Haube zu bringen. Es ist nicht so, dass es keine Männer in Mirandas Leben gäbe. Langzeit-Schwarm Gary (Tom Ellis) wäre eine geeigneter Kandidat. Leider wird Miranda in seiner Gegenwart immer furchtbar nervös und meistens geht irgendetwas zu Bruch. Unterstützung bekommt Miranda von ihrer Freundin Stevie (Sarah Hadland). Zusammen mit ihr betreibt sie einen kleinen Scherzartikelladen. Der Konkurrenzkampf mit ihrer Internatsfreundin Tilly (Sally Phillips), die immer mehr Geld, bessere Jobs und tollere Freunde zu haben scheint, bringt sie in alle möglichen Schwierigkeiten, da sie es nicht lassen kann zu lügen, um Tilly zu beeindrucken.
Beauty & The Nerd
Was direkt auffällt, ist die Auseinandersetzung mit der Rolle der Frau. Miranda entspricht in mehrerlei Hinsicht nicht dem Bild, das von Frauen gerne in Film und Serie gezeichnet wird. Selbstbewusst und sexy – diesen Part übernimmt Stevie. Miranda ist aufgrund ihrer Größe und dem tollpatschigen Verhalten eine großartige Protagonistin, weil man sich als Normalo-Frau (= Frauen, die nicht wie Topmodels aussehen) sofort mit ihr identifiziert. Die üblichen Rollenverteilung aus anderen Sitcoms wie z.B. IMMER WIEDER JIM sind es meistens eher unattraktive Männer, die ziemlich attraktive Partner bzw. Love Interests haben. Hier sind die Rollen umgekehrt, was mir als Normalo-Frau sehr imponiert hat. Wenn ich die Autorin, Produzentin und Hauptrolle wäre, hätte ich mir wahrscheinlich auch Tom Ellis ausgesucht. Apropos: wir müssen über Tom Ellis reden. Es reicht ja nicht, ihm einfach nur bei der Arbeit zuzuschauen. Ich habe mit MIRANDA angefangen, weil ich eine LUCIFER-Pause einlegte und was soll ich sagen: der Mann hat einfach eine Ausstrahlung, selbst wenn es “nur” eine Nebenrolle ist. Er hat definitiv “the allure”. Warum ich mir da so sicher bin? Stevie würde sagen: “Because I have the allure and anyone with the allure can automatically identify its presence.” (S01E06).
Blicke durch die vierte Wand
Auch wenn Hart das Genre nicht neu erfindet und nicht jeder Gag zündet, wirkt das Ganze relativ frisch, weil die vierte Wand öfters durchbrochen wird. Zu Beginn einer Folge, die jeweils nur 30 Minuten lang ist, begrüßt Miranda den Zuschauer und bringt ihn auf den neuesten Stand. Das hat den Effekt, dass man in Miranda schnell eine gute Freundin sieht, mit der man sich Woche um Woche (oder wie im meinen Falle alle halbe Stunde) verabredet und sich austauscht. Auch in den einzelnen Szenen schaut Miranda direkt in die Kamera und spricht einen inneren Monolog. So gibt sie dem Zuschauer gegenüber zu, wenn sie lügt oder dem Publikum ihre Verwunderung oder Ekel über eine zuvor getroffene Aussage mitteilt. Die Szenen sind voller Situationskomik und der trockene britische Humor tut sein Übriges. Insgesamt ein gelungener Einstand.
4.5/6 bzw. 7.5/10
3 thoughts on “Miranda – 1. Staffel (O, 2009)”