Mary Poppins Returns (DA, O, 2018)

Disney kann einfach nicht ohne Mary Poppins. 1964 eroberte die zauberhafte Nanny zum ersten Mal die Leinwand. Die Mischung aus Realfilm und Zeichentrick wurde mit fünf Oscars ausgezeichnet. Die Fortsetzung MARY POPPINS RETURNS ist bei den kommenden Oscars zumindest viermal nominiert. Es geht wieder nach London. 1930 steckt Großbritannien mitten in einer Wirtschaftskrise und Michael (Ben Wishaw) und Jane Banks (Emily Mortimer) sind inzwischen erwachsen. Jane setzt sich für Frauenrechte ein und Michael arbeitet in der Bank, in der schon sein Vater angestellt war. Zusammen mit seinen drei Kindern Annabel (Pixie Davies), Georgie (Joel Dawson) und John (Nathanael Saleh) sowie der Haushälterin Ellen (Julie Walters) lebt er auch nach dem Tod seiner Frau immer noch in der Cherry Tree Lane Nr. 17. Michael steckt aber tief in finanziellen Schwierigkeiten und könnte das Haus verlieren. Inmitten dieser Krise kehrt das Kindermädchen Mary Poppins (Emily Blunt) wieder zurück und unterstützt die Familie mit Magie und Optimismus.

Szenenbild aus MARY POPPINS RETURNS (2018) - MARY POPPINS RÜCKKEHR - Mary Poppins (Emily Blunt) - © Disney
Mary Poppins (Emily Blunt) – © Disney
Dissonanzen zwischen Schöpferin und Filmstudio

Sie würde sich wohl im Grabe umdrehen: P.L. Travers, die Schöpferin von Mary Poppins. Nachdem ihr Leben bereits in SAVING MR. BANKS (2013) – natürlich von Disney – verfilmt wurde, kommt jetzt auch noch eine Fortsetzung zu MARY POPPINS. Es ist bekannt, dass Travers schon mit dem ersten Film nicht zufrieden war. SAVING MR. BANKS – ein Film in dem Walt Disney wahnsinnig gut wegkommt, gemessen an den historischen Fakten – hätte sie wahrscheinlich fuchsteufelswild werden lassen. Und jetzt also die Rückkehr von Mary Poppins. Man kann nur ahnen, was ihre Meinung hierzu gewesen wäre. Vielleicht wäre Travers aber auch dem Charme von Emily Blunt erlegen, wie so ziemlich jeder, der diesen Film bisher besprochen hat. Alle loben Emily, die im letzten Jahr irgendwie einen Lauf hatte. A QUIET PLACE war ein Überraschungshit. Dagegen war MARY POPPINS RETURNS eine sichere Nummer.

Szenenbild aus MARY POPPINS RETURNS (2018) - MARY POPPINS RÜCKKEHR - Jane (Emily Mortimer), John (Nathanael Saleh), Annabel (Pixie Davies), Ellen (Julie Walters), Jack (Lin-Manuel Miranda), Georgie (Joel Dawson) und Mary Poppins (Emily Blunt) - © Disney
Jane (Emily Mortimer), John (Nathanael Saleh), Annabel (Pixie Davies), Ellen (Julie Walters), Jack (Lin-Manuel Miranda), Georgie (Joel Dawson) und Mary Poppins (Emily Blunt) – © Disney
Emily ist zauberhaft

Im Vorfeld hatte ich es nicht erwartet, dass Emily Blunt einer Julie Andrews das Wasser reichen kann, besonders nicht bei einem so bekannten und beliebten Charakter, aber Emily ist einfach zauberhaft. Musikalisch wie schauspielerisch meistert sie die Rolle bravourös.  Das ist auch nötig, denn die Geschichte ist ziemlich vorhersehbar, wenn man gut aufpasst. Auch der Auftritt von Meryl Streep als Marys exzentrische Cousine Topsy wirkt ein bißchen einfallslos. Überzeugender sind dagegen Colin Firth als bitterböser Bankchef, der den Banks‘ ihr Haus nehmen möchte. Der Einzige, zu dem ich mir überhaupt keine Meinung bilden konnte, war Lin-Manuel Mirandas’ Jack. Er ist halt irgendwie da und ist halt irgendwie sympathisch. Die Musik stammt vom US-Komponisten Marc Shaiman und abgesehen von → “The Place Where Lost Things Go” bleibt keines der Lieder wirklich im Gedächtnis. Punkten kann der Film allerdings mit eindrucksvollen Choreos, denen man den Aufwand ansieht. Gleiches gilt auch für die Mischung aus Realfilm und handgezeichnete Zeichentrickelementen. Trotzdem hat man das Gefühl, dass der Film zu sehr an der Oberfläche kratzt und kaum in die Tiefe geht. Wenn am Ende der Cast an Luftballons fliegend im Himmel schwebt und Mary Poppins konstatiert, dass sie morgen alles wieder vergessen haben, wirkt das wie ein Sinnbild für diesen Film. Laut, bunt, auffällig und doch ohne bleibenden Wert.

4/6 bzw. 7/10


Trailer: © Disney

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