Es ist schon ein bißchen unlogisch, dass der deutsche Verleiher ausgerechnet das “Asians” aus dem englischen Originaltitel streicht um den Film dann unter dem Titel CRAZY RICH in die deutschen Kinos zu bringen. Denn gerade die Asiaten sind der springende Punkt. Amerikanisch-asiatische Schauspieler haben es schwer in Hollywood und sind meistens nur auf Nebenrollen gebucht. Dass es einen Hochglanz-Film aus Hollywood für diese Schauspieler gibt, ist ein kleines Wunder. In der Liebeskomödie von Jon M. Chu reist die Amerikanerin Rachel Chu (Constance Wu) und ihr langjähriger Freund Nick Young (Henry Golding) nach Singapur um dort die Hochzeit von Nicks Freund zu besuchen. Rachel hat wie ihr Freund ebenfalls asiatische Wurzeln, war allerdings bislang noch nie in Asien. Auf dieser Reise erfährt Rachel, dass Nick aus einer der reichsten Familien des Landes stammt. Nicks Mutter Eleanor (Michelle Yeoh) beobachtet Rachel mit Argwohn und macht ihr das Leben zur Hölle.
Die unterschätzte Zielgruppe
Der Erfolg des mit geschätzt 30 Millionen Budget produzierten Streifens ist kaum verwunderlich, wenn man sich die Bevölkerungsverteilung in den USA anschaut. Nach Mexiko kommen die meisten US-Migranten aus China. Auch aus Vietnam und Südkorea gibt es regen Zuzug in die Staaten. In Hollywood-Filmen spiegelt sich dies immer noch kaum wieder. Nun also eine seichte Liebeskomödie. Neben Ken Young, den spätestens seit der HANGOVER-Trilogie jeder kennt, sind auch THE DAILY SHOW-Korrespondent Ronny Chieng und mit Michelle Yeoh eine der bekanntesten weiblichen Filmstars im Action- und Martial-Arts-Kino im Cast zu finden. Jon M. Chu (DIE UNFASSBAREN 2) gelingt es aber nicht, die Geschichte so zu erzählen, dass jeder Schauspieler seine Stärken ausspielen kann. Das liegt nicht zuletzt auch am seichten Drehbuch.
Bevormundung und Fügung
CRAZY RICH ASIANS ist – nur vom Inhalt her betrachtet – kein wichtiger Film. Ganz im Gegenteil: Die Liebesgeschichte startet mit der unglaubwürdigsten Prämisse: die Frau, die überrascht feststellen muss, dass sie mit einem Multimillionär zusammen ist. Auffällig ist, dass die Hauptfigur Rachel von allen nur bevormundet wird. Egal, ob es die Optik oder einfach nur ihre pure Existenz angeht: Rachel bekommt gesagt, was sie tun soll – und tut es! Ihre bessere Hälfte Henry hingegen lässt seine Freundin wissentlich ins offene Messer laufen. In der offensichtlichsten Szene zeigt Henry seinem besten Freund Colin den Verlobungsring, den er Rachel anstecken möchte. Colin fragt Henry, ob er Rachel auf den Heimatbesuch vorbereitet hätte, was er verneint. Skrupel oder Zweifel zeigt er nicht. Die Rolle von Henry ist einfach richtig schlecht geschrieben – und wenn man mal ehrlich ist: ziemlich unsympathisch für einen Prinz Charming.
Klassenkampf und Culture-Clash
Die Subplots, die CRAZY RICH ASIANS erzählt, sind relativ banal. In erster Linie geht es um einen Klassenkampf. Die Self-Made-Professorin aus ärmlichen Verhältnissen kommt in eine Gemeinschaft, die immer schon reich war – und das auch bleiben möchte. Natürlich ist da Gegenwind vorprogrammiert. Auch der Culture-Clash, der eigentlich kein großer sein sollte und dennoch immer wieder thematisiert wird, wirkt ein bißchen zu gewollt. Die Unterschiede sind eigentlich keine großen. Die restliche Handlung folgt dem klassischen ZDF-Herzkino-und-Til-Schweiger-zum-Gedächtnis-Spannungsbogen (Liebespaar liebt sich, hat aber Probleme; Liebespaar steht die Probleme durch; kurz vor Ende erkennt die Frau, dass sie es doch nicht schafft, die Probleme durchzustehen; Aussprache – wahlweise mit Heiratsantrag – ; Happy End). Ist CRAZY RICH ASIANS ein Film, den man gesehen haben muss? Jein. Rein von der Handlung her: nein. Sollte man Geld ausgeben um den Verleihern und Filmstudio-Bossen ein Signal zu geben, dass man mehr solcher Filme sehen will: ja, absolut.
4.5/6 bzw. 7.5/10
Trailer: © Universal Pictures Germany
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