Serien über Politiker liegen im Trend, nicht erst seit HOUSE OF CARDS oder THE WEST WING. Dass man weißgott keine ganze Serie mit mehr als zehn Folgen braucht um eine spannende Geschichte zu erzählen, beweist die britische Mini-Serie THE POLITICIAN’S HUSBAND, die im Deutschen leider den nach Liebeskomödie klingenden Titel DER MANN AN IHRER SEITE bekommen hat. Darin geht es um das Vorzeigepaar der britischen Politikprominenz Aiden Hoynes (David Tennant) und Freya Gardner (Emily Watson). Während Hoynes als Wirtschaftsminister die große Politik bestimmt, hat Freya eine geringere Stellung im Politzirkus, da sie sich nebenbei auch noch um die beiden Kinder kümmert. Aiden tritt von seinem Posten als Wirtschaftsminister zurück um ein Zeichen zu setzen und selbst beruflich voranzukommen, doch sein Plan misslingt, als ihn seiner enger Freund, der Arbeitsminister Bruce Babbish (Ed Stoppard), hintergeht. Aiden wird von seiner Partei isoliert und findet sich als Hausmann wieder. Eine Rolle, die ganz offensichtlich nicht zu ihm passt. Freya wird stattdessen ein Ministerposten angeboten. Aiden sieht in der Nominierung seiner Frau ein Mittel, wieder ins Scheinwerferlicht zu treten, und ermutigt Freya, den Posten anzunehmen. Sie soll Aidens Maulwurf werden und alles dafür tun, seine Rückkehr zu ermöglichen und den Fall des Verräters Bruce Babbish zu bewirken. Doch Freya hat eigene Pläne und verurteilt das Handeln ihres Mannes in einem Fernsehinterview. Aiden ist entsetzt und beginnt systematisch das Handeln seiner Frau zu begrenzen oder gar ihr zu schaden.
Macht und Machtverlust
Was direkt auffällt, ist die Vielschichtigkeit der Serie. Neben dem klassischen Thema der Macht und dem Preis, den man dafür bezahlen muss, um an die Macht zu gelangen und auch dort zu bleiben, gibt es ebenso den Aspekt von Frauen in Führungspositionen, der Vereinbarkeit von Familie und Karriere und die Diskrepanz zwischen politischer und wirklicher Realität. Denn Aiden hat Schwierigkeiten sich im „normalen Leben“ zurechtzufinden. Direkt von der Universität war er in die Politik gegangen, zusammen mit seiner Frau. Als Hausmann tut er sich schwer, besonders auch in der Beziehung zu seinem Sohn Noah, der unter dem Asperger-Syndrom leidet. Wie furchtbar der Verlust seiner Reputation und Stellung für den Karrieremann ist, wird besonders deutlich als seine Frau diesen Verlust abends im Ehebett anspricht. Die Demütigung ist derart groß, dass er seine Frau kurzerhand vergewaltigt um diesen Machtverlust in irgendeiner Form auszugleichen, nur um dann kurze Zeit später verzweifelt und weinend auf der Treppe zu sitzen. Großartig portraitiert die Serie auch die Unterschiede von Mann und Frau. Während die Frau, in diesem Fall Freya, sich den Situationen anpasst und mit einer Engelsgeduld abwarten und abwägen kann, versucht Aidan häufig durch ziemlich „männliche“ Manipulationsmittel seine Frau zu stoppen, indem er beispielsweise versucht sie zu schwängern.
Packende Inszenierung
Diese Fülle an Inhalten ist dem dichten Drehbuch von Paula Milne zu verdanken, dass es den Schauspielern ermöglicht, vielschichtige Portraits aus ihren Rollen zu machen. Die Besetzung spricht für sich. Emily Watson und David Tennant spielen kein böses Politikerpärchen, dem es einfach nur um die reine Macht geht. Es geht darum etwas zu bewegen und das kann man nur in der ersten Reihe. Nur weil man Einfluss hat, heißt das noch nicht, dass man Macht hat, sagt Aiden. Beide sind keine schlechten Menschen, dennoch lassen sie sich von der Macht korrumpieren. Aidan sagt: „Manchmal muss man Schlechtes tun um an die Macht zu kommen um Gutes zu tun, wenn man sie hat.“ Die Serie entlarvt, wie falsch diese Aussage ist, aber auch wie weit man mit dieser Einstellung kommen kann. Kleiner Kommentar noch zur deutschen Synchronstimme von David Tennant: Gruselig! Apropos gruselig: Als Gegenspieler fungiert Ed Stoppard, dem man den karrieregeilen Arschkriecher mehr als abnimmt. Definitiv ein Bösewicht, den man aus vollstem Herzen hassen kann. Die Serie wird mit zunehmender Länge immer mehr zum Kammerspiel. Böse Blicke wechseln den Besitzer. Eine unbehagliche Spannung liegt permanent in der Luft. Der Riss, der an der Schlafzimmerdecke der Hoynes/Gardener’schen Wohnung zu sehen ist, geht auch bald durch die Beziehung. Immer mehr Lügen und Manipulationen vergiften zunehmend das Verhältnis von Aidan und Freya. Hier und da gerät die Mini-Serie etwas zu sehr ins Plakative. Wenn etwa Freya zum ersten Mal in der Downing Street Nr. 10 eingeladen ist und in den leeren Raum mit den Ministerstühlen geht, zärtlich die Lehnen streichelt und schließlich in aller Seelenruhe Platz nimmt. Ein weiteres Beispiel ist, wenn Aidan aus Wut ein Weinglas mit einer Hand verbricht. Die Serie schließt mit einer großartigen Pointe. Das goldene Paar der Politik vereint in einem weiteren bösen Blick.
(5.5/6)
Trailer: © BBC
Das wollte ich auch schon länger schauen, klingt sehr gut. 🙂
Ist es auch. 🙂 Aktuell sind die Folgen übrigens noch in der Mediathek von ARTE kostenlos anzusehen.
Klingt spannend. Sollte ich mal reinschauen. Tennant ist ja eigentlich auch immer eine gute Wahl.