Film- oder Serienadaptionen von Computerspielen haben einen zweifelhaften Ruf. Nicht immer gelingt der Mediensprung vom interaktiven Spiel zu einer linearen Geschichtserzählung. THE LAST OF US ist das allerdings sehr gut gelungen. Prämisse der HBO-Serie ist, dass ein Großteil der Gesellschaft durch einen mutierten Pilz dahingerafft wurde. In der Postapokalypse ziehen brutale Plünderer oder Infizierte herum, die sich in zombieähnliche Wesen verwandelt haben. Inmitten dieser unübersichtlichen Lage, werden die Schmuggler Joel (Pedro Pascal) und Tess (Anna Torv) damit beauftragt, die junge Ellie (Bella Ramsey) zu einem Lager der Fireflies zu bringen. Diese Widerstandgruppe arbeitet nämlich an einem Heilmittel für den Pilzbefall – und Ellie scheint der Schlüssel dafür zu sein. Doch der Weg ist mit unzähligen, tödlichen Gefahren gepflastert.

Abseits des Weges

Wenn man etwas Negatives finden möchte, was man der ersten Staffel von THE LAST OF US anlasten kann, dann ist es die schwankende Qualität: es gibt Folgen, die sind einfach nur gut und es gibt Folgen, die sind absolut fantastisch, bewegend und in jeglicher Hinsicht grandios. Zu den grandioseren Folgen gehört auf jeden Fall Episode 3, in der die Liebesgeschichte des Preppers Bill (Nick Offerman) und dem Überlebenden Frank (Murray Bartlett) erzählt wird, oder Episode 5, in der es zu einem epischen Zombieüberfalls kommt. Was diese erste Staffel aber wirklich fantastisch kann, ist Atmosphäre. Auch wenn man die Frage stellen kann, ob 20 Jahre Unterschied direkt zu pflanzenüberwucherten, eingestürzten Hochhäusern führen würde, muss man ein großes Lob für Locations, Setgestaltung und die Maske (insbesondere im Fall der Infizierten) aussprechen. Das ist einfach erste Sahne.

Gebt Pedro Pascal bitte einen Emmy!

Pedro Pascal scheint in den letzten Jahren seine Stärken erkannt zu haben und brilliert immer wieder in väterlichen Rollen, in denen er sich um einen Schützling kümmern muss (siehe auch THE MANDALORIAN). Vielleicht hat er deshalb auch den Spitznamen →“Internet Daddy“ bekommen. Und auch zu seiner Darstellung in THE LAST OF US kann man nicht anders sagen als: Pedro Pascal verdient für diese schauspielerische Leistung sämtliche Preise, die es nur geben kann. Sein Joel Miller ist einfach fantastisch. In jeder Szene spürt man die Verantwortung, die auf seinen Schultern lastet und wie ihn die eigene Vergangenheit immer wieder einholt. Während Pedro Pascal von Beginn an ein wahnsinniges Charisma und eine Tiefe mitbringt, hat man bei Bella Ramsey zu Beginn der Staffel noch den Eindruck, dass sie nur einen Gesichtsausdruck hat und die falsche Wahl für die Rolle ist. Das ändert sich aber mit dem Verlauf der Episoden immer mehr. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich erst ein bisschen warmspielen musste.

Eins zu eins

Die gesamte erste Staffel orientiert sich inhaltlich → sehr stark an der Computerspiel-Vorlage. Manche Dialoge und Szenen blieben 1:1 so erhalten. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass der Creative Director der Vorlage Neil Druckmann auch hier wieder die Geschichte für das Fernsehen adaptiert hat. Und man muss eine grandiose, packende Geschichte ja auch nicht komplett neu erfinden. Außerdem gibt es immer wieder Querverweise und Ergänzungen zur Vorlage. So spielt etwa Ashley Johnson, die im Spiel Ellie verkörperte, hier in Episode 9 ihre Mutter. THE LAST OF US erzählt nicht einfach nur eine stringente Geschichte, sondern arbeitet immer wieder mit Rückblenden, die teilweise sogar fast die ganze Episode umfassen. Das lenkt teilweise schon stark ab, weil die Hauptgeschichte Joel und Ellie betrifft und wenn es Episoden gibt, denen sie kaum auftauchen, fühlt sich das immer etwas unbefriedigend an. Dennoch ein furioser Auftakt, der Lust auf mehr macht.

9/10

Wie viele HBO-Inhalte läuft THE LAST OF US im deutschsprachigen Raum exklusiv auf WOW (Sky).