Dieser Mann hat wirklich alles. Rechtsanwalt Will Burton (David Tennant) hat noch nie einen Fall verloren und steht kurz davor → Kronanwalt zu werden. Dazu eine hübsche Frau (Ashley Jensen) und den süßen Sohn Jaimie (Gus Barry). Während er beruflich nach außen hin selbstsicher agiert, so plagen ihm eigentlich Zweifel an seinem Beruf. „Die Welt ist kaputt“ sagt er seiner Frau Kate im Vertrauen. Doch alles läuft rosig, bis er den Vogelliebhaber Liam Foyle (Toby Kebbell) vertritt. Burton ist es völlig egal, ob Foyle die Tat begangen hat, er hält sich an die Beweise und versucht seinen Klienten freizubekommen. Alles läuft nach Plan: Foyle kommt frei. Doch damit beginnt das Dilemma. Wie es der deutsche Titel „Der Anwalt des Teufels“ schon verrät (nicht verwechseln mit dem Film Im Auftrag des Teufels aus dem Jahr 1997), stellt sich Foyle nämlich als das personifizierte Unheil heraus. Erst verklagt er Will wegen ungebührlichem Verhaltens, dann bedroht er Burtons Familie und tötet schließlich Kate. Will ist der einzige Augenzeuge und ausgerechnet die ergeizige Konkurrentin von Burton Maggie Gardener (Sophie Okonedo) übernimmt die Verteidigung des Mörders. Sie sorgt dafür, dass Foyle schließlich auf Kaution entlassen wird und Burton versucht alles um den Mord an seiner Frau aufzuklären.
„When did you decide to kill my wife?“
Während im deutschen Free-TV dieser Mehrteiler unter der Regie von Brian Welsh in einem Ganzen, also 180 Minuten, gesendet wurde, ist die Handlung eigentlich in drei 60-Minüter unterteilt. Diese drei Teile lassen sich aber auch in der Langversion gut charakterisieren:
1. Der erfolgreiche Anwalt, der freigelassene Mörder und die tote Frau.
2. Der Fall des Anwalts, der selbst den Mord an seiner Frau untersucht.
3. Der Anwalt trifft auf den Mörder.
Dafür braucht es natürlich zwei Schauspieler, welche diese Spannung gut vermitteln können. Auf der einen Seite ist da David Tennant, der zehnte und immer noch beliebteste Doctor-Schauspieler, der seine Rolle mit Bravour meistert. Hier und da hat man das Gefühl, es ginge noch etwas mehr. Ein bißchen mehr Emotion, ein bißchen mehr Aktion, dennoch verkörpert er sowohl den Erfolg wie den Misserfolg seiner Figur überzeugend. Besonders gut ist er in den Sequenzen, in denen seine Figur Zweifel an seinem Beruf und dem Rechtssystem äußert, und in der nächsten Szene gegenüber Klienten oder Anwälten behauptet, dass jeder eine Verteidigung verdient hätte. Diesen Wiederspruch kitzelt er unglaublich gut heraus.
Grandioser Gegenspieler
Sein Gegenspieler Toby Kebbell ist sehr furchteinflößend und verkörpert Foyle perfekt. Wenn er darüber sinniert, dass ein Gehirn ja eigentlich wie ein Blumenkohl aussieht und man fassungslos mitansehen muss wie er seine Nachbarin manipuliert und einschüchtert, kommt einem schon automatisch die Galle hoch. Beide Darsteller schenken sich nichts und das treibt die Geschichte an. Leider verlaufen auch viele Hinweise der Ermittlungen im Sand. Ein Luftballon mit einer merkwürdigen Aufschrift wird gefunden – sinnlose Ablenkung. In Maggie Gardeners Wohnung wird eingebrochen und ein Geschenk dagelassen – wer war’s und wozu? Das wird nie geklärt. Jaimie erzählt seinem Vater, er haben den Angreifer gesehen und gekratzt. Vor Gericht sagt Burton aber nichts davon aus. Im Nachhinein mag man darin aber auch schon einen ersten Hinweis für den überraschenden Twist im dritten Teil sehen. Dort bricht Burton nämlich mit seinem alten Ich und kommt auch noch damit durch. Aber was soll’s? David Tennant kann man einfach nicht böse sein.
Solider Fernsehthriller mit interessantem Twist (4.5/6)
Trailer: © BBC