The Day of the Jackal – Staffel 1 (2024)

Auftragskiller faszinieren das Publikum schon immer. Vom LEON – DER PROFI bis hin zu JOHN WICK haben sie die Kino- und Serienlandschaft geprägt. Nun wagt sich Ronan Bennett mit THE DAY OF THE JACKAL an eine Neuinterpretation des gleichnamigen Bestsellers von Frederick Forsyth und verlegt dessen Geschichte in die Gegenwart. Im Zentrum der Geschichte steht der titelgebende Schakal (Eddie Redmayne), ein Auftragskiller, der mit verschiedenen Identitäten arbeitet. Ihm auf den Fersen ist Ermittlerin Bianca Pullman (Lashana Lynch), die bei ihrer Jagd nach dem Schakal keine Rücksicht auf Verluste nimmt. Als der Schakal einen Technologie-Visionär ins Visier nimmt, beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel quer durch Europa. Seine Ehefrau Nuria (Úrsula Corberó) lebt mit dem gemeinsamen Sohn derweil ahnungslos an seiner Seite. Bis sich die Ereignisse überschlagen und sie beginnt, ihren Mann zu durchschauen.

Szenenbild aus THE DAY OF THE JACKAL - Bianca (Lashana Lynch) untersucht die Mordfälle. - © 2023 Carnival Film Television Limited
Bianca (Lashana Lynch) untersucht die Mordfälle. – © 2023 Carnival Film Television Limited

Hochglanz-Produktion mit narrativen Schwächen

THE DAY OF THE JACKAL besticht durch eine aufwendige und bildgewaltige Produktion. An den Schauplätzen in Kroatien und Ungarn entstanden bildgewaltige Aufnahmen, die zusammen mit der atmosphärischen Filmmusik an Produktionen wie THE NIGHT MANAGER erinnern. Das große Problem mit dieser Staffel ist ein Ungleichgewicht bei den Charakteren. Lashana Lynchs Bianca ist von Anfang an relativ unsympathisch und auch die Beziehung zu ihrer Tochter und ihrem Ehemann ist ziemlich unterkühlt. Um es kurz zu machen: Sie geht wortwörtlich über Leichen, was sie nicht besonders empathisch wirken lässt. Es ist nicht ganz auszumachen, ob diese Unverfrorenheit am Schauspiel von Lynch liegt oder einfach an dem Girlboss-Trope, das keinerlei Charakterentwicklung bei Bianca erkennen lässt. Eddie Redmayne hat sichtlich Spaß an seiner Rolle, muss er doch immer wieder in andere Rollen wechseln. Mal ist er ein Chauffeur, dann wieder ein trauernder, alter Mann oder eine Reinigungskraft. Und so hängen die Sympathien relativ schnell bei Redmaynes Schakal, was der Serie ein Ungleichgewicht verpasst. Die Serie würde viel mehr Spaß machen, wenn die Sympathien ausgeglichen wären, damit man sich als Zuschauer für beide Figuren interessiert und mit beiden mitfiebert. So kommt es aber, dass man überhaupt nicht möchte, dass Bianca in irgendeiner Form Erfolge feiert. 

Szenenbild aus THE DAY OF THE JACKAL - Der Auftragskiller Schakal (Eddie Redmayne) - © 2023 Carnival Film Television Limited
Der Schakal (Eddie Redmayne) nimmt seine Maske ab. – © 2023 Carnival Film Television Limited

Nachlassende Spannung

Nach einem vielversprechenden Start kann die Serie ihr Niveau nicht halten. Die anfänglich clever inszenierten Tarnungen des Schakals werden im Verlauf der Serie vernachlässigt. Ganz generell wird die Handlung zunehmend auch unplausibel. Obwohl in den ersten Folgen gezeigt wird, dass der Schakal fähig ist, sich zu verkleiden oder sich anderweitig “unsichtbar” machen kann, macht er das im späteren Verlauf der Geschichte überhaupt nicht mehr. Auch dann nicht, wenn er weiß, dass ein Phantombild von ihm im Umlauf ist. Die ursprüngliche Finesse des Killers, die auch zu Beginn noch den Reiz der Serie ausgemacht hat, weicht einer gewissen Beliebigkeit. Subtil geht der Auftragskiller besonders gegen Staffelende dann nicht mehr vor. Es gibt keine Episode mehr, in der nicht irgendwas explodiert oder jemand recht auffällig ermordet wird. Alles wirkt sehr improvisiert und der clever agierende Auftragskiller trifft plötzlich dumme Entscheidungen.

Szenenbild aus THE DAY OF THE JACKAL - Nuria (Úrsula Corberó) hinterfragt die Beziehung zu ihrem Mann. - © 2023 Carnival Film Television Limited
Nuria (Úrsula Corberó) hinterfragt die Beziehung zu ihrem Mann. – © 2023 Carnival Film Television Limited

Klischeehafte Nebenfiguren

Die Serie bedient sich gängiger Archetypen: Der visionäre Tech-Milliardär, ein reicher Auftraggeber in New York (Charles Dance) und ein schwerfälliger Geheimdienstapparat wirken allesamt wenig originell. Einzig Úrsula Corberó als Nuria bringt interessante Facetten ein, auch wenn sie ebenfalls dem Trope der naiven Ehefrau entspricht. Sie ist die einzige, die mit dem ganzen Mord-und-Intrigen-Handlungsstrang nichts zu tun hat und außerhalb dieses Rahmens agieren kann. Letztendlich hatte ich aber den Eindruck, dass ihre Figur nur existiert, damit man zum Staffelende einen packenden Cliffhanger einbauen kann. THE DAY OF THE JACKAL verliert sich zunehmend in Action-Szenarien anstatt beispielsweise die psychologische Dimension des Katz-und-Maus-Spiels auszuloten. Dennoch unterhalten die aufwendigen Schauwerte und Redmaynes facettenreiche Darstellung über weite Strecken.

7/10

Bewertung: 7 von 10.

THE DAY OF THE JACKAL ist eine Ko-Produktion von Sky Studios und Peacock von Carnival Films. Die Serie ist im deutschsprachigen Raum exklusiv über Skys Streamingdienst WOW zu sehen. Nach dem großen Erfolg der ersten Staffel ist die Produktion von THE DAY OF THE JACKAL Staffel 2 bereits bestätigt.

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