The Courier (2020)

Ein Filmstart am 3. Juni 2021? Das klingt angesichts immer noch geschlossener Kinos und steigenden Inzidenzzahlen unrealistisch. Glücklicherweise gab es von Lionsgate eine Möglichkeit THE COURIER vorab schon zu sehen. THE COURIER spielt zur Zeit des Kalten Krieges. Der ehemalige sowjetische Geheimdienstoffizier Oleg Penkowski (Merab Ninidze) hat noch immer Kontakte in den Kreml. Angesichts der zunehmenden Eskalation des Konflikts mit den USA und der impulsiven Natur von KPdSU-Parteichef Nikita Khrushchev (Vladimir Chuprikov) fürchtet Penkowski einen drohenden nuklearen Krieg. Oleg kontaktiert im Geheimen die amerikanische Botschaft in Moskau. CIA-Agentin Emily Donovan (Rachel Brosnahan) holt auch den britischen MI6 an Bord. Der Plan: Der unauffällige Geschäftsmann Greville Wynne (Benedict Cumberbatch) soll mit Penkowski Kontakt aufnehmen und Informationen zurück nach London schleusen. Die beiden Männer freunden sich bei gegenseitigen Besuchen in Moskau und London an. Doch nach einiger Zeit findet der sowjetische Geheimdienst heraus, was vor sich geht, und beide landen im Gefängnis.

Szenenbild aus THE COURIER - CIA-Agentin Emily Donovan (Rachel Brosnahan) und der Geschäftsmann Greville Wynne (Benedict Cumberbatch) - © Liam Daniel / Telepool
CIA-Agentin Emily Donovan (Rachel Brosnahan) und der Geschäftsmann Greville Wynne (Benedict Cumberbatch) – © Liam Daniel / Telepool

Hinter den Kulissen der Kulissen

Ich wusste, dass mir der Name irgendwo schonmal untergekommen ist. Dominic Cooke kennt man als regelmäßiger NT-Live-Gänger vielleicht noch vom Musical FOLLIES und auch bei THE HOLLOW CROWN führte er in drei Folgen Regie. Die Produktionsfirma SunnyMarch hingegen ist mir ein Begriff, weil sich Benedict Cumberbatch hiermit auch als Produzent einen Namen gemacht hat. SunnyMarch hat einen starken Fokus auf dramatische Stoffe und Biopics, daher wusste ich im Vorfeld ziemlich genau, was ich kriege. Und nachdem noch unklar ist, wann und wie THE MAURETANIAN zu sehen sein wird, war es ganz toll mal wieder einen neuen Film aus dem Hause SunnyMarch sehen zu dürfen.

Szenenbild aus THE COURIER - Oleg Penkowski (Merab Ninidze) und Greville Wynne (Benedict Cumberbatch) - © Liam Daniel / Telepool
Oleg Penkowski (Merab Ninidze) und Greville Wynne (Benedict Cumberbatch) – © Liam Daniel / Telepool

Es dauert, bis es spannend wird

Die erste Stunde von THE COURIER plätschert so vor sich hin. Regnerisches London, ernste Mienen in Moskau, in Schummerlicht getauchte Büros. Cooke versucht die Zeit des Kalten Krieges mit Motiven zu illustrieren, die man gefühlt in jedem zweiten Biopic schon gesehen hat. Nichts davon sticht besonders heraus, nichts ist wirklich schlecht. In aller Ausführlichkeit wird gezeigt, wie sich alle Beteiligten kennenlernen und wie der Austausch der Informationen vonstatten geht. Und das ist relativ unspektakulär. Zu Beginn hatte ich keine Angst um die beiden Spione. Interessant wird es dann tatsächlich erst, als die beiden in einem Gefängnis landen und gefoltert und verhört werden.

Szenenbild aus THE COURIER - Greville Wynne (Benedict Cumberbatch) und Frau Sheila (Jessie Buckley) - © Nick Wall/Telepool
Greville Wynne (Benedict Cumberbatch) und Frau Sheila (Jessie Buckley) – © Nick Wall/Telepool

Fabelhaftes Schauspiel

Gerade im letzten Viertel können Benedict Cumberbatch und Merab Ninidze so richtig glänzen. Die tiefe Verbundenheit füreinander nimmt man ihnen zu jedem Zeitpunkt ab. Dass Cumberbatch und Ninidze herausragend spielen, überrascht angesichts der jahrelangen Bühnen-, Film- und Serienerfahrung der beiden kaum. Aber nicht nur diese beiden Rollen sind grandios besetzt. In den Nebenrollen glänzen Rachel Brosnahan als CIA-Agentin – die einzige Rolle in der ersten Reihe, → die kein direktes historisches Vorbild hat – und Jessie Buckley als Grevilles erste Ehefrau Sheila. Insgesamt ist THE COURIER ein solides Biopic. Eines von der Sorte, das durchaus interessant ist, das man wahrscheinlich aber nicht nochmal ein zweites Mal anschauen würde.

7/10

Bewertung: 7 von 10.

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