The Better Angels (O, 2014)

Gefühlsmäßig scheint derzeit ein Boom an Biopics zu herrschen. Gordon Belfort, Solomon Northup oder MARY POPPINS-Erfinderin Pamela Travers, um nur mal drei aktuelle Beispiele zu nennen. Auch das Erstlingswerk von A. J. Edwards nimmt sich eine berühmte Persönlichkeit vor: Abraham Lincoln, den 16. Präsdent der Vereinigten Staaten. Doch anstatt sich wie üblich auf dessen Attentat zu konzentrieren, portraitiert Edwards die Kindheit des jungen Abraham in den Wäldern von Indiana. Der Vater Tom (Jason Clarke) bringt seinen Kindern Disziplin und Ordnung bei, notfalls auch mit dem Schlagstock. Die Mutter Nancy (Brit Marling) hüpft lieber wie ein Hippiemädchen mit ihren Kindern in den Wiesen und Wäldern und schmückt sie mit Blumen. Doch dann erkrankt die geliebte Mutter und stirbt letztendlich. Kein Problem für den pragmatischen Vater. Nach einem kurzen Besuch in der Stadt bringt er die neue Ersatz-Mutter Sarah (Diane Kruger) mit ins Haus, die zunächst von Abraham (Braydon Denney) kritisch beäugt wird. Doch auch sie gewinnt sein Herz, indem sie mit ihm auf Baumstümpfen balanciert und sich letztendlich dafür einsetzt, dass Abraham einen Zugang zu Bildung erhält. Diese Geschichte, die man auch innerhalb von 30-45 Minuten erzählen könnte, erstreckt sich über 95 Minuten Film. Dies führt unweigerlich zu einigen Durststrecken, wie auch die Tatsache, das in dieser Zeit ein spärlicher und einschläfernder Off-Kommentar oder nüchterne kurze Dialoge durch die Handlung führen. Ohne die Synopsis würde man auch kaum verstehen, dass es sich um Abraham Lincolns Kindheit handelt. Zudem findet man keinen Zugang zu den handelnden Charakteren. Man kann als Nichtkenner der Lincoln-Biografie kaum nachvollziehen, inwiefern Abraham durch diese Zeit geprägt wurde.

Abraham Lincoln und die Hippies

Der Kamera (Matthew J. Lloyd) lässt sich dagegen wenig vorwerfen. Visuell ist die Geschichte durchaus sehenswert. Häufig wirken die schwarz-weißen Bilder wie Fotografien eines Stilllebens. Ein leerer Stuhl neben dem Kamin. Ein Blick aus dem Fenster. Nebel über einer Wiese. Dazu das Plätschern eines Baches oder ein heulender Wind. Zudem komponieren Edwards und Lloyd manche Bilder so, dass sowohl im Vordergrund als auch im Hintergrund gleichzeitig etwas passiert. In einer Einstellung redet der Vater im Haus, gleichzeitig sieht man durch das Fenster, wie draußen die Mutter mit der Tochter spielt. Auch die häufigen Einstellungen, die von unten nach oben oder auf Augenhöhe des Siebenjährigen gefilmt sind, deuten darauf hin, dass Abraham die Hauptperson ist. Aus seiner Sichtperspektive nimmt der Zuschauer die Ereignisse war, was durchaus eine gute Idee ist. Allerdings sorgt auch hier nach einer Weile diese visuelle Überfülle im Zusammenspiel mit der fast nicht vorhandenen Handlung für Frustration.

Visuell schön, inhaltlich langweilig (2.5/6)

 

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