Krimiserien laufen immer gut, besonders in Deutschland. Die mit schwächlichen, gebrochenen Detectives auch. Einer dieser Kommissare ist John River (Stellan Skarsgård). Der hat kürzlich seine Kollegin DI Jackie „Stevie“ Stevensen verloren und wird seitdem vom Geist der Untoten heimgesucht. Doch auch der Mehrfachmörder aus dem 19. Jahrhundert Thomas Cream (Eddie Marsan) und ein junges Mädchen verfolgen River. Für ihn ist das auch keineswegs neu, denn bereits im Kindesalter verfolgte ihn ein flüchtiger toter Bekannter. Arbeitskollegen und Vorgesetzte halten ihn für verrückt – schließlich redet John immer wieder mit der Luft – und schicken ihn deshalb zur Psychologin Rosa Fallows (Georgina Rich), die nur schwer zu dem Eigenbrödler durchdringt. Dann teilt ihm seine Vorgesetzte Chrissie Read (Lesley Manville) auch noch einen neuen Partner zu. DI Ira King (Adeel Akhtar) ist ein herzensguter Mensch, aber auch ihm fällt es schwer mit River zusammenzuarbeiten. Zu sehr ist der davon getrieben, herauszufinden, wer Stevie umgebracht hat.
Geister und die graue Stadt
Geistererscheinungen werden gerne mal belächelt, als Unsinn von Esoterikern und Möchtegern-Medien. Die Geister in Rivers Kopf sind ungelöste Fälle, die ihm keine Ruhe lassen. Er verteufelt sie nicht, sondern akzeptiert sie. Was die Serie wunderbar schafft, ist, dass man als Zuschauer mit zunehmender Länge die Geister bzw. die Manifestationen ebenfalls einfach akzeptiert. Man ist nicht mehr überrascht, dass plötzlich ein Mensch im Raum steht, der vorher nicht dort war. Damit gelingt der Serie ein großer Coup, denn River ist nicht unbedingt ein sympathischer Kerl, in dem man sich nicht so leicht hineinversetzen kann. Doch verstehen kann man ihn am Ende doch. Desweiteren liefert RIVER ein authentisches Bild des heutigen London. Ratternde U-Bahnen, gepflegte Vororte, Hinterhofreinigungen oder überfüllte Hostels. Immer wieder werden Ansichten der Hauptstadt an der Themse gezeigt. Dieselben immergleichen grauen Gebäude, kein Grün, unterstützen die trostlose, verzweifelte Stimmung, die den Protagonisten von morgens bis abends umgibt.
Starkes Schauspiel und toller Cast
Zunächst wirkt die Serie wie eine Mischung aus TATORT und GHOST WHISPERER. So richtig spektakulär und neu ist die Story nicht. Starkes Suchtpotential hat sie zu Beginn auch nicht, also warum sollte man RIVER sehen? Die Antwort ist simpel: wegen der Besetzung. Stellan Skarsgårds Spiel ist einfach ein visuelles und emotionales Fest. Die Rolle des lieber allein agierenden Ermittlers ist ihm wie auf den Leib geschrieben. Aber auch Nicola Walker, die Fans englischsprachiger Theaterstücke und Serien bereits kennen dürften (→ NT Live: A View From The Bridge), macht als geisterhafter Gegenpart eine ausgesprochen gute Figur. Eddie Marsan macht als Thomas Cream ebenfalls einen nachhaltigen Eindruck, allerdings wirkt seine Rolle inmitten all der kürzlich Verstorbenen etwas fehl am Platz. Zudem ist nicht ganz klar, warum gerade dieser Mörder in Rivers Unterbewusstsein herumspukt. Was die Geistererscheinungen angeht, so ist die Serie nicht ganz konsistent bzw. es wird nicht genau erklärt, ob und wie die Geister irgendwann verschwinden. Mit zunehmender Länge entwickelt die Serie eine starke Kraft und zeigt eindrucksvoll wie Trauerbewältigung auch aussehen kann.
(4.5/6)
Trailer: © BBC
Hat mir ziemlich gut gefallen. War mal etwas anderes.