O Beautiful Night (2019)

Deutschsprachige Filme sind ja immer so eine Sache. Entweder sie sind grauenhaft geschrieben und/oder verfilmt oder aber phänomenal gut. O BEAUTIFUL NIGHT gehört für mich ganz klar zur zweiten Kategorie. Protagonist ist der Hypochonder Juri (Noah Saavedra). Obwohl er noch jung ist, hat er große Angst vor dem Tod. Überall – in Träumen wie auch in der Realität – wird er von schwarzen Raben verfolgt, die vermeintlich das Ende ankündigen, meint er. Als er eines Abends panisch aus seiner Wohnung stürmt und ziellos durch die Stadt läuft, landet er in einer Spielhalle. Dort trifft er einen Mann (Marko Mandic), der behauptet, der leibhaftige Tod zu sein. Die beiden erleben allerlei skurrile Abenteuer, nehmen Drogen und treffen schließlich auf die Stripperin Nina (Vanessa Loibl), die sich ihnen anschließt. Juri und Nina verstehen sich mit der Zeit immer besser und versuchen herauszufinden, ob Juris Begleiter wirklich der Sensenmann ist oder nicht.

Szenenbild aus O BEAUTIFUL NIGHT - Nina (Vanessa Loibl), Juri (Noah Saavedra) und "der Tod" (Marko Mandic) - © Jieun Yi/NFP
Nina (Vanessa Loibl), Juri (Noah Saavedra) und „der Tod“ (Marko Mandic) – © Jieun Yi/NFP

Farbenfroh durch die Nacht

Was direkt auffällt: Xaver Böhms Langspielfilmdebüt ist sehr farbenfroh. Nahezu alle Räume in O BEAUTIFUL NIGHT erstrahlen in einem neonfarbenem Reklamelicht, was der ganzen Geschichte einen traumhaften, unwirklichen Look gibt. Von der Bildsprache her wird man an Filme wie DRIVE oder THE NEON DEMON erinnert. Der elektronische, sphärische Soundtrack stammt ebenfalls von Böhm und dem Filmkomponisten Paul Eisenach und unterstreicht die unwirkliche Szenerie. So richtig viel Text gibt es zu Beginn des Films nicht. Wer Juri ist, wird nicht genau erklärt, daher ist nicht ganz unwichtig, wer hier durch den Film führt. Noah Saavedra gelingt das mühelos. Mal ängstlich, mal offensiv tritt er Marko Mandic als selbstbewusstem Todesengel entgegen. Beide gehen in ihren Rollen sichtlich auf.

Szenenbild aus O BEAUTIFUL NIGHT - "Tod" (Marko Mandic) und Juri (Noah Saavedra) - © Jieun Yi/NFP
„Tod“ (Marko Mandic) und Juri (Noah Saavedra) – © Jieun Yi/NFP

Leerstellen

In einer anderen Kritik zu O BEAUTIFUL NIGHT, die ich gelesen habe, wurde dem Regisseur vom Autor vorgeworfen, dass er sich angesichts seiner stylischen Stilmittel ein bißchen mit der Story verzettelt hätte. Das sehe ich nicht so. Wie der Protagonist wird auch der Zusehende in die Geschichte geworfen. Erst über die Länge der ganzen Spielzeit werden Charaktereigenschaften aufgedeckt, aber auch nicht bis ins letzte Detail auserzählt. Das mag nicht jedem gefallen, aber durch die Leerstellen bleibt noch genügend Spielraum für Interpretationen. Bis zuletzt wird auch nicht aufgelöst, was in dieser Nacht eigentlich passiert ist und angesichts der Vielzahl an Rauschmitteln, die Juri in dieser Nacht zu sich nimmt, wird man das auch nie einwandfrei sagen können. Das offene Ende ist auch einer der Gründe, warum ich diesen Film sehr mochte.

O BEAUTIFUL NIGHT ist noch bis 25.03.2021 kostenlos in der → ARTE Mediathek zu sehen.

9/10

Bewertung: 9 von 10.
Trailer: © NFP Kino

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