Filme über Entführungsopfer gibt es viele. Aber nur wenige, in denen es die Entführer derart vermasseln, dass sie den Falschen entführen. Alfred Hitchcocks Thriller ist einer dieser Filme. Der Werbefachmann Roger O. Thornhill (Cary Grant) trifft sich mit Geschäftskollegen im Plaza-Hotel und wird von bewaffneten Männern entführt, die ihn für George Kaplan halten. Obwohl Thornhill mehrfach seinen Namen nennt und erklärt, er sei nicht der Gesuchte, bringen die Männer ihn in ein prachtvolles Haus. Ein eleganter Herr (James Mason) und dessen rechte Hand Leonard (Martin Landau) halten ihn ebenfalls für George Kaplan und fordern ihn auf, sich auf eine Kooperation einzulassen. Thornhill betont immerwährend er sei nicht Kaplan und daher kooperiere er auch nicht. Daraufhin flößen ihm seine Entführer Alkohol ein, setzen ihn an das Steuer eines gestohlenen Autos und wollen ihn damit über eine Klippe rollen lassen. Doch Roger gelingt es mit Mühe und Not seinen Entführern zu entkommen. Er fällt schließlich der Polizei in die Hände, doch keiner glaubt ihm die Entführungsgeschichte. Von nun an untersucht Thornhill, gesucht von der Polizei und verfolgt von seinen Kidnappern, die Umstände seiner Entführung und wer überhaupt dieser George Kaplan ist. Im Zug Richtung Westen trifft er dabei auf die verführerische Eve Kendall (Eva Marie Saint), die ihm bei seinen Nachforschungen fortan unterstützt. Doch bald stellt Roger fest, dass auch sie ein doppeltes Spiel spielt.
Der falsche Mann
Trotz spannender Story nimmt eine kurze Szene der ganzen Dramatik den Wind aus den Segeln, nämlich die, in der erklärt wird, wer oder was „der unsichtbare Dritte“ aka George Kaplan ist. Das wird schlicht zu früh aufgelöst anstatt die Hauptfigur Roger und den Zuschauer weiter im Unklaren zu lassen. Eine Parallele zu GONE GIRL lässt sich ziehen, da hier auch in der Filmmitte wichtige Informationen der Handlung vorweggenommen werden. Doch David Fincher gelingt es trotzdem die vorher aufgebaute Spannung zu halten. Doch besonders die letzte halbe Stunde von DER UNSICHTBARE DRITTE ist keineswegs so „thrilling“ wie das Genre es vermuten lässt, sondern äußerst zäh und übertrieben, weil die männliche Hauptfigur unbedingt noch den Helden spielen, aus dem Krankenbett krabbeln und die Frau, in die er sich zwischenzeitlich verliebt hat, retten muss. Und so kraxeln beide in der Kulisse von Mount Rushmore zwischen den Präsidentenportraits herum und versuchen ihr Leben und eine Spule Mikrofilm zu retten. Ganz schön übertrieben. Vielleicht ist das auch mit der Grund, warum der Film zwar für fünf Oscars nominiert war, aber in keiner einzigen Kategorie gewonnen hat.
Dennoch muss man sagen, dass Cary Grant ein überzeugender, charmanter und dank Zynismus in schwieriger Lage auch sehr unterhaltsamer Protagonist ist. Auch Eva Marie Saint macht als blonde Verführung eine gute Figur ebenso wie James Mason, der den zwielichtigen Gegenspieler gibt. Die Action überzeugt auch noch heute. Die Flucht ins Maisfeld vor dem Doppeldecker, dem Schädlingsbekämpfer (passende Allegorie!), ist inzwischen Kult genau wie der anschließende Flug in den Tanklaster samt filmreifer Explosion. Gedreht wurde sowohl an Originalschauplätzen, aber auch an Sets (z.B. Privatabteil von Eve im Zug, Mount Rushmore-Kletterei). Beides fügt sich gut ineinander ein. Die Filmmusik bleibt im Gedächtnis und bildet einen entscheidenden Teil zur typischen „Hitchcock-Suspense“.
Handwerklich top (4.5/6)
Trailer: Warner Bros.
Und immer noch besser als viele Thriller die heutzutage gedreht werden….
Das ist wahr!
Mein Lieblings-Hitchcock und das aus zwei Gründen: Cary Grant und die Maisfeld-Szene. Noch heute schwer zu toppen.