(Nicht) Mütter (2022)

Mutterschaft ist ein Thema, das offenbar momentan an Brisanz gewinnt. Im letzten Jahr gab es bereits den Dokumentarfilm MUTTER von Carolin Schmitz in dem Anke Engelke den O-Tönen von acht Frauen ein Gesicht gab. Bereits im Juli 2022 hatte ein Stück in München Premiere, das sich ebenfalls mit dem Thema Mutterschaft und Nichtmutterschaft auseinandersetzt. Ich persönlich finde das Stück sogar noch ausführlicher als den Film, da hier zum einen in Summe mehr Stimmen zu Wort kommen und zum anderen auch eine Transfrau zu Wort kommt. Im Text von (NICHT) MÜTTER! sind Antworten aus 22 Interviews zum Thema (Nicht-)Mutterschaft miteinander verflochten. Es geht um schwierige Entscheidungen, Zweifel, (Fehl-)Geburten, Abbrüche, Transformationen und mutige Handlungen.

Szenenbild aus (Nicht) Mutter (2022) - Residenztheater - © Adrienne Meister
Barbara Horvath und Lisa Stiegler und Theresa «BiMän» Bittermann – © Adrienne Meister

Baum – Lebenszyklus – Leben

Frauen sind heutzutage unabhängiger. Durch die eigene Berufstätigkeit brauchen sie nicht zwingend einen Partner, der sie finanziell unterstützt. Dadurch können sie in den meisten Fällen frei entscheiden, wie sie sich zu dem Thema Mutterschaft verhalten. Mit Hilfe eines vom Team entwickelten Fragebogens wurden 22 unterschiedliche Frauen (darunter auch das Team selbst) und weiblich gelesene Personen im Alter von 19 bis 94 Jahren zu dieser Thematik befragt. Aus den Antworten wurde schließlich der finale Text erarbeitet, der sich an einem Lebenszyklus orientiert. Zuerst das Verhältnis zur eigenen Mutter, danach die eigene Schwangerschaft/Nicht-Schwangerschaft, unterschiedliche Erfahrungen der Geburt und dann das eigene Mutter-Kind-Verhältnis. Die Schauspielerinnen Barbara Horvath und Lisa Stiegler und DJ* Theresa «BiMän» Bittermann geben diesen Stimmen einen Körper und haben sichtlich Spaß daran.

Szenenbild aus (NICHT) MÜTTER - Residenztheater München - © Adrienne Meister
© Adrienne Meister

Lasst uns reden!

Wenn man in den Raum im Marstalltheater hereinkommt, sieht man direkt den Baum, der im Zentrum der Bühne steht. An den Enden der stilisierten Äste befinden sich Lautsprecher. Aus denen kommen die Stimmen von allen Interviewten, die einer Verwendung der Aufnahme zugestimmt haben. Alle anderen Zitate werden von Barbara Horvath, Lisa Stiegler und Theresa Bittermann wiedergegeben. Das Stück hat mich relativ schnell in seinen Bann gezogen, trotz kleinerer Längen im Mittelteil. Sehr empfehlen kann ich auch das Publikumsgespräch, das im Anschluss von (NICHT) MÜTTER! immer im Marstall Cafe stattfindet. Das Zitat einer anderen Besucherin, ließ mich wirklich mehrere Tage nicht los: „Die schlimmsten Beleidigungen für mich als Mutter kamen von anderen Frauen.“ Wenn dieser Abend etwas offenbart, dann, dass es noch viel Arbeit bis zur tatsächlichen Gleichberechtigung ist. Es braucht neue Allianzen. Und mehr Solidarität unter Frauen.

9/10

Bewertung: 9 von 10.
Trailer: © Residenztheater München

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