Mowgli (O, 2018)

Schon wieder? Das war meine erste Reaktion, als ich von einer weiteren Dschungelbuch-Verfilmung hörte. Doch entgegen ursprünglicher Ankündigungen wurde der Film nicht im Kino gezeigt, sondern überraschend bei Netflix ausgewertet. Auch wenn man die Geschichte eigentlich nicht mehr erzählen muss, hier nochmal eine kurze Zusammenfassung. Das Menschenjunges Mogli (Rohan Chand) wird im indischen Dschungel von einem Wolfsrudel großgezogen. Während die Wölfe, der Bär Balu (Stimme: Andy Serkis) und der Panther Baghira (Stimme: Christian Bale) kein Problem mit einem Menschen in ihrer Mitte haben, würde der Tiger Shir Khan (Stimme: Benedict Cumberbatch) den Jungen am liebsten fressen. Auch die Riesenschlange Kaa (Stimme: Cate Blanchett) hat ein Auge auf Mogli geworfen. Baghira ist der Meinung Mogli müsse ins Menschendorf gehen. Nur dann sei er wirklich sicher. Doch Mogli ist hin- und hergerissen zwischen seiner tierischen Familie und den Menschen, die er nicht kennt.

Szenenbild aus MOWGLI (2018) - Mogli (Rohan Chand) und das Wolfsrudel - © Netflix
Mogli (Rohan Chand) und das Wolfsrudel – © Netflix
Verstörend und düster

Was direkt an Serkis’ Interpretation des DSCHUNGELBUCH-Stoffes – besonders auch im direkten Vergleich zu Disneys THE JUNGLE BOOK  aus dem Jahr 2016 – auffällt, ist ein düsterer Ansatz. Während THE JUNGLE BOOK auf hübsche Bilder setzt und eine möglichst originalgetreue Inszenierung der Zeichentrickversion versucht, ist MOWGLI sehr viel erwachsener. Balu ist kein liebevoller Teddy, sondern auch ein gefährlicher und ernstzunehmender Gegner im Kampf. Mit Baghira kommt es sogar zu einem eindrucksvollen Gerangel. Man merkt schnell, mit Disney-Romantik hat das nichts zu tun. Und auch wenn die Optik der Tiere beeindruckend ist, kam ich aus dem “Uncanny Valley” nicht heraus. Die Tiere wirken sehr computeranimiert. Die Stimmen sind zwar hochkarätig besetzt, doch auch sie können diese Diskrepanz nicht ausgleichen. Was der Film in tierischer Hinsicht schlecht macht, gleicht er durch Rohan Chand wieder aus, der ein absolut überzeugender wie charismatischer Mogli ist.

Szenenbild aus MOWGLI (2018) - Messua (Freida Pinto) nimmt Mogli im Dorf auf. - © Netflix
Messua (Freida Pinto) nimmt Mogli im Dorf auf. – © Netflix
Mensch und Natur

Der Film behandelt – zumindest unterbewusst – stärker den Konflikt zwischen Mensch und Natur als alle bisherigen Verfilmungen. Der Mensch macht sich in der Regel die Natur untertan und gestaltet sie nach seinen Vorstellungen um. Mogli macht genau das nicht. Er lebt mit den wilden Tieren und passt sich an. Trotzdem bekommt er gesagt, dass er nicht dazugehöre. Er solle ins Menschendorf. Doch auch dort fühlt sich Mogli nur anfangs wohl. Als er seinen besten Freund als ausgestopften Wolfskopf in der Hütte des Jägers wiederfindet, sucht er auch hier das Weite. Shir Khan setzt die Dinge in Relation und ist daher mehr als nur der furchteinflößende Endgegner. Es ist spannend, dass Andy Serkis dem Tiger so wenig Zeit im Film zugesteht und aus dem Eins-gegen-Eins-Finalkampf ein Alle-gegen-einen-Szenario macht. Alles in allem ist verständlich, warum der ursprüngliche Verleiher Angst hatte und die Rechte lieber an Netflix abtrat: MOWGLI ist unterhaltsam. Kein großes Kino, aber auch kein großer Reinfall.

4/6 bzw. 7/10


Trailer: © Netflix

2 thoughts on “Mowgli (O, 2018)

  1. Ich fand auch schon die neue Jungle Book Version etwas düsterer als man das von einem Disney Film gewohnt ist. Aber der hier scheint ja noch eine Stufe rauher und roher zu sein. Sollte ich vielleicht doch mal reinschauen.

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