Das Beste von allem
Das Kino der Attraktionen boomt wie nie. Auch einer der eindrücklichsten Vertreter dieser Sorte Kino ist wieder zurück: Ethan Hunt (Tom Cruise). Am Flugzeug hängend beginnt das neue Abenteuer in Minsk und führt die IMF-Agenten nach London, Havanna, Casablanca und Wien. Die Umstände sind allerdings alles andere als günstig. Der FBI-Chef Alan Hunley (Alec Baldwin) fordert bei höchster Stelle die Auflösung des IMF und unterstellt der Eliteeinheit Willkür. William Brandt (Jeremy Renner) hält zwar dagegen, kann die Entscheidung aber nicht verhindern: Das IMF wird aufgelöst und in das FBI eingegliedert. Computerexperte Benji (Simon Pegg) und Brandt fügen sich widerwillig ihrem Schicksal. Ethan taucht ab und kommt auf die Spur des „Syndikats“, einer Terrororganisation, die durch gezielte Anschläge Einfluss auf Wirtschaft und Politik nimmt um eine neue Weltordnung zu schaffen. Kopf des Syndikats ist der Ex-Agent Solomon Lane (Sean Harris), der kurze Zeit später ein Attentat auf den österreichischen Kanzler in Auftrag gibt. Ausführen soll dies die Doppelagentin Ilsa Faust (Rebecca Ferguson). Ethan kann zwar den Anschlag nicht vereiteln, aber Ilsa gefangen nehmen. Diese wird kurz darauf wieder von Lanes Schergen befreit, doch Ethan nimmt die Verfolgung wieder auf, denn nur durch Ilsa kann er Solomon ausfindig machen.
Die zahlreichen Gadgets wie ein USB-Lippenstift, Handy mit einer eingebauten Löschfunktion von Inhalten, eine zum Mordinstrument umsteckbare Klarinette oder eine Kontaktlinse mit integrierter Kamera machen gute Laune. Liebhaber des Nessun Dorma-Themas werden dank Joe Kraemers Soundtrack ihre Freude haben, denn neben der klassischen Mission-Impossible-Melodie taucht Nessun Dorma sowohl auf der Bühne als auch als Hintergrundmusik von Szenen mit Ilsa und Ethan auf. Passenderweise heißt der Titel ins Deutsche übersetzt: Keiner schlafe. Dies ist sowohl das Mantra für den Film als auch für den Zuschauer, der mit exotischen Orten und packenden Verfolgungsjagden bei Laune gehalten wird. Auch Benji und William liefern immer wieder lustige Dialoge, wenn sie etwa Hunley kreativ hintergehen um Hunt zu unterstützen. Hunley nimmt zudem in seiner flammenden Anti-IMF-Rede noch einmal Bezug auf die vorangegangen Teile und benutzt Bildmaterial um die Zerstörung zu dokumentieren („So sah der Kreml vorher aus. Und so hinterher.“). Jeder MISSION IMPOSSIBLE-Teil lässt sich auf eine einzelne Szene herunterbrechen und diese ist in ROUGE NATION sicherlich die → Flugzeugszene. Actionjunkie Tom Cruise ließ sich mit Spezialdrähten an der Außenseite eines Militär-Transportflugzeugs festketten und Kontaktlinsen gegen den Scherwind einsetzen, damit er überhaupt die Augen öffnen konnte.
Storytechnisch haben sich die Drehbuchautoren reichlich bei anderen Filmen und Serien bedient, besonders aber bei den jüngeren James-Bond-Filmen. Anstatt Toska in Bregenz (EIN QUANTUM TROST) gibt’s hier Turandot in der Wiener Staatsoper. Die „Bösewicht im Glaskubus“-Nummer kennt man aus SKYFALL. Versüßt wird das ganze noch mit dem „Wir müssen einen Staatschef kidnappen“-Plot aus dem VERMÄCHTNIS DES GEHEIMEN BUCHES und dem Knopf im Ohr, durch den der Bösewicht seine Botschaft übermittelt, aus der „Great game“-Folge von SHERLOCK. Dazu sind mit Ving Rhames, Jeremy Renner und Spaßvogel vom Dienst Simon Pegg wieder viele bekannte Gesichter und Publikumslieblinge dabei. Alec Baldwin macht als CIA-Chef ebenfalls eine gute Figur während Sean Harris als Bösewicht recht eindimensional daherkommt. Insgesamt hat man den Eindruck hier hat man das Beste aus den vorangegangenen MISSION-IMPOSSIBLE-Teilen zusammengetragen und zu einem Film zusammengestellt. Einige Kampfsequenzen sind wie schon in den Vorgängerfilmen etwas langatmig geraten, aber im Grunde ist dieser Teil der bisher beste Film der Reihe. Teil 6 ist bereits in Planung.
Macht Laune (5/6)
Trailer: © Paramount Pictures
Die Gadgets waren der Hammer. Als Benji das Programmheft aufklappte und sich dort ein Laptop enttarnte, fiel mir die Kinnlade runter :O
Die Musik war ebenfalls klasse. Stimmt, die Nummer mit der fremden Stimme für den Bombenträger kennen wir aus Sherlock, aber im großen und ganzen, fand ich den Plot enorm gut!
Bin zwar nicht der Meinung, dass das der beste der Filme ist, aber das Recycling der Motive ist mir auch aufgefallen. Gerade deswegen finde ich den Film nicht besonders klasse … .
Nessun Dorma haben sie aber wirklich schön eingefügt 🙂
Eigentlich wollte ich nur die Wertung lesen und den Vergleich mit den anderen Filmen. Erstaunlich, dass Rogue Nation für dich der beste MI Film ist.
Lahmer Bösewicht, dramaturgisch schwaches letztes Drittel und die übliche Geschichte mit jeder Menge plot holes, über die man lieber nicht nachdenken sollte. Dazu noch die BMW und Halo 5 Werbung.
Ich hab in meinen Filmsichtungsmitschriften die Wertung „4.5 oder 5“ stehen. Vielleicht war ich dieses Mal auch nachsichtiger mit dem Franchise, weil ich ja vorher schon wusste, dass die Kampf- und Verfolgungsszenen langatmig werden und dass es wahrscheinlich wieder viele Logiklöcher geben wird. So ist das halt mit den Erwartungen.
Kann mich dem Urteil nur anschließen Und verweise in meinem Post (https://wehrfrank.wordpress.com/2015/08/18/filmkritik-mission-impossible-rogue-nation/) auf… 🙂
Stimme der Besprechung ebenfalls zu. Ich halte die Reihe mittlerweile für fast noch besser als die letzten Bond Filme und ich hatte das Gefühl, dass hier mit Absicht den Bond-Machern mit ironischem Augenzwinkern gezeigt werden sollte, „wo der Hammer hängt“.
Persönlich empfand ich die Motorrad-Verfolgungsjagd als spektakulär gefilmt mit einer ungeheuren Dynamik, exzellent geschnitten und für den Zuschauer optisch nachvollziehbar (man denke an die hektischen Action-Szenen der ‚Bourne-Reihe‘).
Was an Rogue Nation gefällt, ist das wunderbare Austarieren Humor – Thrill. Das erfordert ein perfektes Timing und McQuarrie gelingt das scheinbar mühelos.
Erstklassiger Action-Thriller!