Medea (2014)

Der Mythos um Medea ist ein bißchen so wie das Ende von THE SIXTH SENSE: man kennt die Euripides-Geschichte, auch wenn man sie noch nie gesehen oder gelesen hat. Von der Frau, die ihre eigenen Kinder umbringt, hat man in jedem Fall schon gehört, schließlich wird die Geschichte bereits seit der Antike immer und immer wieder erzählt. Das Drama handelt von Medea (Helen McCrory), die von ihrem Mann Jason (Danny Sapani) verlassen wurde. Obwohl Medea alles für Jason aufgegeben hat, interessiert sich Jason lieber für die Prinzessin Kreusa (Clemmie Sveaas). Jason und Kreusa wollen schließlich heiraten. Der König Kreon (Martin Turner) hat bereits seinen Segen für die Verbindung gegeben. Völlig allein gelassen werden indes die beiden Söhne von Jason und ihre Mutter Medea, deren Rachegelüste ins Unermessliche steigen. Auch die Amme (Michaela Coel) kann das Unglück nicht verhindern.

Szenenbild aus MEDEA - Die Amme (Michaela Coel) fungiert als Erzählerin. - © Richard Hubert Smith
Die Amme (Michaela Coel) fungiert als Erzählerin. – © Richard Hubert Smith

Was für eine Medea

Um Medea zu spielen, braucht es Kraft, Ausdauer und unbändige Wut, die auch über die komplette Dauer des Stücks anhält. Diese Kraft und Wut hat Helen McCrory in jedem Fall in sich. Keuchend tigert sie von einer Bühnenseite zur anderen und schmiedet Pläne um diese kurz darauf wieder zu verwerfen. Vereinzelte Hoffnungsschimmer werden durch innere Konflikte und Rachegelüste schnell wieder zerstört. Zu Beginn des Stücks trägt sie ein Outfit aus Braun-Tönen, das entfernt an die Tarnfarben des Militärs erinnert. Damit wird auch kleidungstechnisch klar: die Frau steht mit ihrem Ex-Mann auf Kriegsfuß. Diese Frau zieht in den Krieg und ist bereits alles für ihre Sache zu opfern.

Szenenbild aus MEDEA - © Richard Hubert Smith
Das Bühnenbild – © Richard Hubert Smith

Wäldchen und Musik

Die Bühne ist in mehrere Abschnitte unterteilt. Im Vordergrund spielt sich alles in Medeas Haus ab. Im hinteren Bereich gibt es ein kleines Wäldchen und hinten oben befinden sich das Schloss von König Kreon, das mit einer Treppe mit dem unteren Teil verbunden ist. Durch das „oben“ und „unten“ wird auch eine bildliche Metapher geschaffen, denn Medea benutzt die Treppe nie und bleibt immer im unteren Bühnenteil. Der König und Jason steigen aber immer wieder zu ihr hinunter, begeben sich wortwörtlich auf Augenhöhe mit ihr. Ein, zwei Worte muss man auch noch über die Musik verlieren, denn die steht im direkten Kontrast zur antiken Geschichte. Alison Goldfrapp and Will Gregory, die als Duo für elektronische Musik bekannt sind, geben dem Stoff einen modernen Anstrich ohne der Produktion einen zu starken Stempel aufzudrücken. Nicht destotrotz fallen die musikalischen Motive auf.

MEDEA ist akutell (Stand: Februar 2021) im Streamingangebot des National Theatre London (→ NTatHome) enthalten.

8.5/10

Bewertung: 8.5 von 10.
Trailer: © National Theatre

1 thoughts on “Medea (2014)

  1. Ich gehe zwar (auch ohne Corona-Pandemie) selten ins Theater, aber „Medea“ ist ein Stück, das ich gerne mal auf einer Bühne sehen würde. Helen McCrory fand ich in der Serie „Penny Dreadful“ großartig, wo übrigens auch Danny Sapani mitspielt 😉

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