Ich verschlafe ja gerne mal den Hype. Zu GAME OF THRONES kam ich erst als schon mindestens drei Staffeln abgedreht waren. Bei LUCIFER ist es genauso. Wo lange unklar war, ob LUCIFER überhaupt eine vierte Staffel bekommt, jetzt steige ich also ein. Die Prämisse ist so verrückt wie genial. Der Teufel höchstselbst (Tom Ellis) verlässt die Hölle und macht “Urlaub” auf der Erde. In Los Angeles lässt sich Lucifer nieder und ist dort recht schnell eine feste Größe. Im eigenen Nachtclub Lux arbeitet auch seine treue Dämonin Mazikeen (Lesley-Ann Brandt). “Maze” ist Lucifer aus der Hölle gefolgt und hält ihm nun als Barfrau den Rücken frei. Eine Sängerin, deren Karriere von Lucifer gefördert wurde, wird kurz darauf ermordet. Lucifer nimmt das persönlich und will die Verantwortlichen bestrafen. So trifft er auf Detective Chloe Decker (Lauren German), die in dem Fall ermittelt. Decker ist auch die Einzige, bei der Lucifers Charme nicht wirkt, was dazu führt, dass Lucifer eine gewisse Faszination für die rechtschaffende Polizistin hegt. Obwohl Chloe Lucifer nicht ernst nimmt und glaubt, er denke sich “die Lucifer-Masche” nur aus, muss sie doch zugeben, dass er nicht nur nervig, sondern auch durchaus hilfreich sein kann. Ihm gelingt es immer wieder den Menschen die dunkelsten Geheimnisse und Wünsche zu entlocken. Während Lucifer immer mehr Gefallen an der Polizeiarbeit findet, wird der Engel Amenadiel (D. B. Woodside) entsandt, um ihn zu überzeugen, in die Unterwelt zurückzukehren.
Der fabelhafte Mr. Ellis
Die Geschichte ist im Grunde nicht neu. Wie ich schon in meiner Kritik zu THE BLACKLIST hingewiesen habe, gibt es inzwischen zig außergewöhnliche Berater für die amerikanische Polizei. Mal ermittelt ein Krimineller, ein Zombie oder ein Unsterblicher, mal hilft ein Mentalist. Die Möglichkeiten scheinen bei amerikanischen Krimi-Serien schier endlos. Und auch hier unterstützt mal wieder ein ungewöhnlicher Partner die Ermittlungen: der Teufel. Und auch wenn man sich zunächst fragt, was sich die Drehbuchautoren dabei gedacht haben, geht das aufgewärmte Konzept sehr gut auf. Das liegt in erster Linie an Tom Ellis, der in seiner Rolle sichtlich aufgeht. Der Brite – natürlich wieder ein Brite – darf sich hier nach allen Regeln der Kunst daneben benehmen. Zudem freut man sich jedes Mal, wenn sich der Teufel darüber aufregt, wenn die Menschen Böses in seinem Namen tun oder ihn verunglimpfen.
Da gefriert eher die Hölle zu..
Nervig werden mit der Zeit sämtliche Anspielungen auf Himmel, Hölle und auf Lucifers Rolle. Auf der einen Seite lockern diese Floskeln und Querverweise auf andere Filme (“As you can see, the Devil does indeed wear Prada.” – Episode 11) jede noch so ernste Szene auf, aber auf der anderen Seite sind sie in ihrer Häufigkeit einfach zu viel. Weniger gelungen sind ebenfalls die Effekte. Auch wenn die CGI-Engelsflügel oder glühend-rote Teufelsaugen nur selten vonnöten sind, sieht es immer irgendwie nach “gewollt, aber nicht gekonnt” aus. Von den 13 Folgen hätte man locker noch zwei einsparen können. Jede Folge erzählt parallel einen Kriminalfall und verfolgt Lucifers Leben. Häufig haben der Fall von Chloe irgendetwas mit Lucifer gemeinsam, was den Drehbuchautoren einen Vorwand gibt, die beiden auf eine gemeinsame Mission zu schicken. Während die einzelnen Kriminalfälle nicht besonders aufregend sind, ist es der Handlungsstrang um Lucifer umso mehr. Wenn also eine Folge mehr wert auf den Fall und weniger auf Lucifer legt, stellt sich daher leicht Ernüchterung ein.
Der sterbliche Unsterbliche
Gut gelöst hingegen sind die Dynamiken der einzelnen Figuren, die sich über die gesamte Staffel hinweg auch mal ändern. So ist Dr. Linda Martin (Rachael Harris) in der Pilotfolge noch eine einfache Zeugin, wird dann Lucifers Therapeutin und Sexualpartnerin und darf schließlich auch mal an einem Fall mitarbeiten. Die Serie macht sich erst gar nicht die Mühe alle Logiklöcher aufklären zu wollen. Lucifer stellt nach einer Weile fest, dass nicht nur sein Charme nicht auf Chloe wirkt, sondern auch, dass die pure Anwesenheit von Chloe ihn verwundbar macht. Das macht den Unverwundbaren menschlich. Leider bleibt das Drehbuch auch hier ziemlich oberflächlich und macht keine philosophischen Fässer auf, was sich bei einem Teufel, so wie Ellis ihn spielt – vorlaut, aber auch nachdenklich – aber angeboten hätte.
4.5/6 bzw. 7.5/10
Trailer: © Amazon Prime
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