Mit Spannung habe ich das neue Werk von Greta Gerwig erwartet, denn ihr Vorgänger LADYBIRD hat mich sehr begeistert. Aus den USA gab es auch im Hinblick auf die jährlichen Preisverleihungen immer wieder die Nachricht, man habe Greta Gerwig dabei ignoriert. Mit dementsprechend hohem Anspruch ging ich ins Kino und konnte den Hype um LITTLE WOMEN dann doch nicht ganz verstehen. Im Zentrum der Geschichte stehen die vier Geschwister Jo (Saoirse Ronan), Meg (Emma Watson), Amy (Florence Pugh) und Beth (Eliza Scanlen) March. Sie wachsen Mitte des 19. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten auf. Ihr Vater dient im Bürgerkrieg, ihre Mutter (Laura Dern) kümmert sich um die Familie. Je älter die vier Schwestern werden, desto deutlicher erkennen sie, welche Hindernisse ihnen bei ihrer Selbstbehauptung als Frauen in den Weg gelegt werden. Männer interessieren die vier Frauen weniger. Lediglich der Nachbarsjunge Laurie (Timothée Chalamet), der sich in Jo verliebt, findet schnell einen festen Platz bei den Marchs.
Zu oberflächliche Bearbeitung der Thematik
Ich hatte das Gefühl, dass Greta Gerwig mit ihrer Coming-of-Age-Geschichte zu stark an der Oberfläche bleibt. Obwohl ihre Frauenrollen immer wieder aus den gängigen Gesellschaftsbildern wie Ehefrau und Mutter ausbrechen wollen, so enden sie allesamt in genau diesen Rollen. Die Konventionen werden nahezu nie aufgebrochen. Lediglich Meryl Streep in ihrer Rolle als Tante March kann sich ein freies Leben leisten, denn sie ist sehr reich und kann sich deshalb einige Freiheiten herausnehmen. Hier hätte ich ein bisschen mehr von Gerwig erwartet. Der Film spielt immer wieder mit traumhaften Elementen und Vor- bzw. Rückblenden. Da wäre es ja ein Leichtes gewesen, die Frauenfiguren auch so zu inszenieren, dass es dem heutigen Publikum etwas zu sagen hat.
Schauspielerische Glanzleistungen
Ohne Zweifel, Greta Gerwig hat mit LITTLE WOMEN einen handwerklich soliden Film abgeliefert. Die Stimmung und die Ästhetik passen. Der sehr luftig-leichte klavierlastige Soundtrack von Alexandre Desplat unterstützt die romantische wie dramatische Rahmenhandlung. Und die Kostüme von Jacqueline Durran, die für diesen Film auch ihren zweiten Oscar für beste Kostümdesign bekam, sind wirklich atemberaubend schön. Zwei Schauspieler haben mich in diesem hochkarätigen Ensemble besonders überzeugt. Saoirse Ronan hat mich total umgehauen. Sie verkörpert diesen rebellischen Teenager ähnlich wie in LADYBIRD einfach wahnsinnig gut. Ihr steht aber Timothée Chalamet in nichts nach. Der bringt den natürlichen Charme, den er sowieso schon hat, durch seine Rolle noch mehr zur Geltung.
4/6 bzw. 7/10
Trailer: © Sony Pictures Germany
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