Es gibt diese Momente, da muss man schon zweimal hinschauen. Auf der Leinwand steht: Executive Producer Steven Mnuchin. Ja, genau, der aktuelle US-Finanzminister hat einen Film mitproduziert – übrigens auch die Filme RUN ALL NIGHT, MAD MAX: FURY ROAD und Guy Ritchies letzten Film CODENAME U.N.C.L.E. Und ja, auch unter KING ARTHUR steht nun sein Name. Die actiongeladene, historisch nicht korrekte Adaption der → Arthussage beginnt mit einem Mord. Nachdem König Uther (Eric Bana) von seinem Bruder Vortigern (Jude Law) ermordet wird, reißt dieser die Macht an sich. Uthers Sohn Arthur (Charlie Hunnam) gelingt die Flucht und wächst in der Gosse auf. Einige Prostituierte aus Londinium nehmen den Jungen auf, der sich in den kommenden Jahren im wahrsten Sinne des Wortes mit Gaunereien durchschlägt.
Von seiner königlichen Herkunft weiß er nichts. Als er eines Tages das magische Schwert Excalibur aus dem Stein zieht, sieht sich Vortigern in seiner Machtstellung bedroht und möchte Arthur hinrichten lassen. Doch die geheimnisvolle Magierin Mage (Àstrid Bergès-Frisbey) kann das verhindern. Sie kämpft im Untergrund mit anderen gegen Vortigern und versucht Arthur zu überzeugen die Rebellion anzuführen. Doch Arthur ist mit der Situation überfordert. Er beherrscht die Macht des Schwertes nicht und wird von Visionen heimgesucht.
Vor und Zurück: Narration, Schnitt und Musik
Guy Ritchie macht sehr vieles richtig, insbesondere wie er seine Geschichte erzählt. In den ersten zwei Dritteln bedient er sich dabei einem cleveren Hilfsmittel: Obwohl die Geschichte chronologisch erzählt wird, gibt es immer wieder zeitliche Sprünge. Hier wird dann eine Szene, die eigentlich zeitlich später spielt mit einem Moment aus dem Jetzt montiert. Das sorgt für einen außergewöhnlichen Erzählstil, der den Zuschauer zum Aufpassen zwingt (was für einen Actionfilm dieser Art schon echt ungewöhnlich ist). Auch die Musik, der Soundtrack von Daniel Pemberton, ist sehr wuchtig dank der eingesetzten „Hans-Zimmer-Hörner“. Er ist dominant und klingt immer außer Atem und gehetzt. Besonders der Track „Growing up in Londinium“, der das Erwachsenwerden von Arthur in London begleitet, macht deutlich, dass Arthur von Kindesbeinen an ein Getriebener ist, der aber gut auf sich aufpassen kann. Die Schnitte sind leider besonders in den Actionsszenen etwas arg schnell, sodass man dem Kampfgeschehen nicht immer folgen kann. Besonders in Kombination mit Handkamera wird es echt unübersichtlich. Dabei hat man sich kameratechnisch durchaus viel einfallen lassen in punkto Perspektiven. In einer Verfolgungsjagd ist die Kamera nah an den Gesichtern. Als hätte man Go-Pro-Kameras an die Schultern der Schauspieler geklebt. Vielleicht haben sie das ja auch.
Der Unterschied zwischen Mann und König
KING ARTHUR ist eine klassische Heldenreise, doch entgegen anderer Geschichten ist Arthur kein Protagonist, der alles von vorne lernen muss. Er bringt zu dem Zeitpunkt, an dem er das Schwert aus dem Stein zieht, schon einige Fähigkeiten mit und muss nur lernen diese zusammen mit dem Schwert einzusetzen. Dadurch bleibt auch viel mehr Spielraum für philosophische Fragen, die hier in Ansätzen thematisiert werden: Was macht einen Mann zum König? Ist es einen Krieg mit dem Onkel wert? Und welche Taktik ist dabei zielführend? Arthur greift beispielsweise zuerst die Versorgungsschiffe seines Onkels an, was taktisch klüger ist, als Vortigern direkt anzugreifen.
Heldenreisen gehen meistens davon aus, dass der Held und das Ziel klar definiert sind, bei KING ARTHUR ist das anders, da sich der namensgebende Held auch mal in die entgegengesetzte Richtung wendet und überlegt, ob er Teil der Rebellion sein möchte. Positiv ist definitiv der starke Fokus auf die Handlung. In den ersten beiden Dritteln ist die Action stark dosiert. Im letzten Drittel hingegen folgt der in Computerspieloptik gehaltene Kampf mit dem Endgegner. Hier fällt das Tempo etwas ab. Das zeitliche Vor- und Zurückspringen als auch der Fokus auf die Geschichte sind hier nicht mehr vorhanden. Das Finale ist auch viel zu lang. Das ist eigentlich schade, denn bis dahin ist es wirklich eine packende Geschichte, von der ich vorher nicht dachte, dass sie mir so gut gefallen würde. Jude Law und Charlie Hunnam sind starke Charakterköpfe, die ihren Figuren die nötige Tiefe geben können. Sowohl Arthur als auch Uther hadern ab und an mit ihren jeweiligen Plänen, was ich wirklich gelungen finde. Alles in allem fand ich den Film aber wirklich gut. Die Reihe hat durchaus Potenzial. KING ARTHUR soll – sofern der Film ein finanzieller Erfolgt wird – noch fünf Nachfolgefilme bekommen und eine Art „Knights-Of-The-Roundtable-Filmuniversum“ erschaffen.
4.5/6 bzw. 7.5/10
Trailer: © Warner Bros. Deutschland
Ich glaube nicht, dass wir wirklich noch weitere Teile von diesem Film sehen werden. Ich mochte ihn auch sehr, aber an den Kinokassen hat sich da ja niemand so richtig für interessiert. Vielleicht schafft er ein Heimkino-Revival.
Kennst du „Excalibur“? Kann ich sehr empfehlen – für mich eine der besten Arthur-Verfilmungen.
Ja, es ist wirklich erstaunlich wie viele Flops es neuerdings gibt. Liegt das daran, dass das Publikum anspruchsvoller wird oder daran, dass die Filme schlechter werden? Vielleicht liegt es auch an den teuren Produktionskosten, denn je teurer die Ausgaben, desto schwieriger wird es die Einnahmen später wieder reinzuholen. Bei manchen Filmen, da bin ich sogar ganz froh darüber (aktuell BAYWATCH), dass sie nicht erfolgreich sind, aber auf lange Sicht ist das doch keine Entwicklung. Kommt jetzt die große Filmindustrie-Implosion, vor der Spielberg und Lucas schon gewarnt haben? Ich habe das Gefühl, es macht bald mal einen großen Knall.
EXCALIBUR kenne ich, allerdings nur vom Namen her. Danke für den Tipp.