Brettspiele. Das klingt nach Ferienlager, nach Familienabenden, nach Kindheit. So ähnlich fühlt sich auch JUMANJI an. Mitnichten ist JUMANJI aber ein Kinderfilm, zumindest nicht für die ganz Kleinen. In der Deutschland ist der Film erst ab 12 Jahren freigegeben und das ist auch gut so. Im Jahr 1969 findet der zwölfjährige Sohn eines Schuhfabrikanten (Jonathan Hyde), Alan Parrish (Adam Hann-Byrd) in einer Baugrube eine Kiste. In dieser befindet sich ein altes Würfelspiel. Alan beginnt mit seiner Freundin Sarah Whittle (Laura Bell Bundy) das Spiel zu spielen. Nach einem Fehlwurf wird Alan in das Spiel gesaugt. 26 Jahre später findet das Geschwisterpaar Judy (Kirsten Dunst) und Peter (Bradley Pierce) das geheimnisvolle Spiel auf dem Dachboden wieder. Sie setzen die angefangene Partie fort und befreien den inzwischen erwachsenen Alan (Robin Williams). Um das Spiel zu beenden, suchen Alan und die Kinder nach der erwachsenen Sarah (Bonnie Hunt). Doch die will nicht mehr weiterspielen.
Der, der aus dem Dschungel kam
Sieht man einfach nur den Cast (Robin Williams, die junge Kirsten Dunst…) könnte man meinen, es handele sich um einen Spaß für die ganze Familie. Relativ schnell wird aber klar, dass dem nicht so ist. Ich erinnere mich nur noch dunkel daran, als ich das erste Mal JUMANJI gesehen habe – irgendwann im Teenager-Alter – und ich habe mich ordentlich erschreckt. (Gut, ich bin sehr schreckhaft, aber das ist dem regelmäßigen Leser dieses Blogs ja bereits bekannt.) Aus heutiger Sicht wirken die Effekte, einer Mischung aus → Animatronics und schlechter Computeranimationen, ziemlich altbacken. Die Inszenierung ist ebenfalls recht schwach, da nach einer Weile klar ist, wie der Film funktioniert. Es wird gewürfelt. Irgendetwas Schlimmes passiert. Die Gefahr wird bekämpft. Es wird wieder gewürfelt. Irgendwas Schlimmes passiert. Die Gefahr wird bekämpft. Dieser Logik folgend ist klar, dass die Geschichte nur auf ein Happy-End hinauslaufen kann, was den Film ein Stück weit vorhersehbar macht.
Drei Gedanken zum Spiel ohne Sinn
Das Brettspiel selbst spielt mit verschiedenen menschlichen Ängsten. Natürlich geht es bei allen um die Angst zu sterben, aber viele Szenarien sind dabei abstrakter (im Boden versinken) als andere (von wilden Tieren getötet zu werden). Allerdings ergibt das Spiel keinen Sinn. Warum sollte es überhaupt Angst und Schrecken verbreiten? Was ist das Ziel? Mein erster Gedanke war: Der Spieler soll seine Ängste überwinden und über sich hinauswachsen. Aber welchen Sinn hätte es dann einen Spieler gefangen zu halten und ihn so am weiterspielen zu hindern? Und das jahrelang? Ein zweiter Gedanke war: Das Spiel schafft eine paradoxe Sichtweise auf das Zuhause. Das Haus im Allgemeinen wird meistens als Ort der Familie, als Zufluchtsort gesehen.
Besonders deutlich wird das bereits in der Anfangsszene in der der junge Alan Parrish vor einer Jugendgang verfolgt wird. Er flüchtet sich in ein Gebäude. Das Haus in JUMANJI ist kein sicherer Ort. Es bricht auseinander, es wird zertrampelt, Wände werden eingerissen. Aber auch hier stellt sich die Frage: Warum sollte ein Spiel das Zuhause zu einem gefährlichen Ort machen? Es gibt auch noch eine dritte Möglichkeit: Ich mache mir zu viele Gedanken und das Spiel ist lediglich dazu da um die Handlung voranzutreiben.
Der Vaterkomplex
Natürlich gäbe es auch noch eine weitere These: Alan hat ein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater. Der dazugehörige Schauspieler Jonathan Hyde spielte aber auch den Jäger van Pelt, der Alan durch das Spiel jagt und einen ähnlichen Sprachschatz wie Alans Vater benutzt („Nimm es wie ein Mann!“). Das ist unter dem Jäger-Makeup nicht gleich zu sehen. Es liegt die Vermutung nahe, dass das Spiel auch individuelle Ängste von Spielern in die einzelnen Missionen integriert.
Dann wäre das Spiel dazu gut, familiäre Werte hochzuhalten. Was allerdings wieder die Frage nach dem Sinn des Ganzen aufwirft. Wenn es nur um Alan geht, warum sollte das Spiel dann drei andere Mitspieler ebenfalls in diese „Lektion“ hineinziehen? Ich merke schon, ich drehe mich hier argumentativ im Kreis. Vielleicht gibt es auch keine Lösung. Lange Rede, kurzer Sinn: Der Film ist ganz okay, ist in sich aber nicht immer schlüssig. Für viele gehört JUMANJI zu den ersten filmischen Kindheitserinnerungen und daher umweht der Film bis heute – und nicht zuletzt wegen Publikumsliebling Robin Williams – den Hauch von Nostalgie.
3.5/6 bzw. 6/10
Trailer: © Sony Home Entertainment
Ich hab den Film eigentlich auch noch ziemlich positiv in Erinnerung, da spielt aber sicher viel Nostalgie mit rein. Wenn ich den heute nochmal schaue, wäre meine Meinung wahrscheinlich auch nicht mehr so jubilierend. Ich frage mich, ob man sich den neuen „Jumanji“ doch anschauen sollte, der Nostalgiefaktor dem alten gegenüber hat mir das bisher verboten.
Da musst du nur noch ein paar Stunden warten, da geht meine Kritik zum neuen Teil online. 🙂 Ich kann aber schon soviel sagen: Er war nicht so schlecht wie ich erwartet hatte.
Muss ich gestehen, habe ich noch nie gesehen… der hat ja für viele einen unglaublichen Nostalgie-Wert. Ich habe mir den jetzt mal von einem Freund ausgeliehen und werde den dann zum ersten Mal demnächst gucken 😀
Ich bin gespannt auf deine Meinung.