Wegen PRIMA FACIE hatte ich ein NTatHome-Monatsabo. Dabei bin ich über die Komödie JACK ABSOLUTE FLIES AGAIN von Richard Bean und Oliver Chris gestolpert. Die Geschichte spielt im Juli 1940, in der sich Großbritannien im Krieg mit Deutschland befand. Der namensgebende Pilot Jack Absolute (Laurie Davidson) kommt nach einem Luftkampf nach Hause, um sich seiner furchtlosen jungen Hurricane-Staffel in RAF Fontwell anzuschließen. Er ist schockiert, seine alte Flamme Lydia (Natalie Simpson) auf dem Stützpunkt anzutreffen. Sie ist ebenfalls Pilotin. Als Jacks Vater, der resolute General (Peter Forbes) und die Lydias Tante und Vormund Mrs. Malaprop (Caroline Quentin) beschließen, dass Lydia und Jack verheiratet werden wollen, weigert sich Lydia vehement. Lieber würde sie auf die Annehmlichkeiten ihres Luxus-Lebens verzichten als sich mit Jack noch einmal einzulassen. Vielmehr setzt sie sich in den Kopf in den Mechaniker Dudley (Kelvin Fletcher) verliebt zu sein. Als auch noch das Hausmädchen (Kerry Howard) die vierte Wand durchbricht und Briefe vertauscht, ist die Verwirrung perfekt.
Schwere Geburt
JACK ABSOLUTE FLIES AGAIN sollte eigentlich von April bis Juli 2020 im National Theatre in London uraufgeführt werden. Aufgrund der COVID-19-Pandemie wurden jedoch alle geplanten Aufführungen abgesagt und die Produktion verschoben, so dass sie weder 2020 noch 2021 ins Repertoire aufgenommen wurde. Erst im Juli 2022 kam es dann unter der Regie der Hausregisseurin Emily Burns und mit einigen Besetzungsänderungen dann doch noch aufgeführt. Auffällig ist, dass der Krieg hier nur eine untergeordnete Rolle spielt. Er bildet nur ein gewisses Grundrauschen im Hintergrund, was ich aber nicht besonders gut finde. Es ist erzählerisch ein bißchen schwach, wenn man nur so tun muss, als wäre ein Pilot abgestürzt um Dramatik in die Geschichte zu bringen. Die Geschichte bleibt sehr an der Oberfläche und löst interessante Ansätze von Figuren am Ende nicht auf.
Ein Herz für Nebenfiguren
Es ist ganz interessant, dass ausgerechnet die Nebenfiguren sehr viel dreidimensionaler wirken als die eigentlichen Hauptfiguren. Während Laurie Davidson als Jack nur die Aufgabe hat, Lydia zu verführen, durchbricht das Hausmädchen (Kerry Howard) die vierte Wand und erklärt ihre Motivation. Außerdem spoilert sie auch im Miteinander mit anderen Figuren den Ausgang der Geschichte. Zu Jack sagt sie beispielsweise er solle sich jetzt nicht so aufregen, denn am Ende würde er Lydias Gunst doch bekommen. Absolutes Highlight des Stücks ist Miss Malaprop, die regelmäßig Wörter miteinander verwechselt. So erklärt sie beispielsweise den Piloten, sie wurden in die „anals of history“ eingehen. Auch sie durchbricht manchmal die vierte Wand und erklärt zu Beginn im Bezug auf ihre Rolle „Imelda Staunton was not available“. Bei den Olivier Awards 2023 bekam Caroline Quentin für diese Rolle auch eine Nominierung als „Beste Schauspielerin in einer Nebenrolle“.
7.5/10