Wow! Die Tränen liefen einfach nur. Die sechste Folge der zweite Staffel, nein, eigentlich die komplette zweite Staffel hat mich einfach voll mitgenommen. Und ja, ich habe sie wieder innerhalb 2 Tage gebinged. Serien werden ja selten besser aber bei FLEABAG ist das anders. Die 2. Staffel beginnt direkt mit einem Knall. Fleabag (Phoebe Waller-Bridge) sowie Schwester Claire (Sian Clifford) mit Mann Martin (Brett Gelman) treffen nach langer Zeit beim Verlobungsessen ihres Vaters (Bill Paterson) wieder aufeinander. Seine zukünftige Braut ist natürlich die unausstehliche Patentante (Olivia Colman) von Fleabag und Claire. Daher ist die Stimmung am Tisch etwas angespannt. Eingeladen ist ebenfalls der Pfarrer (Andrew Scott), der die beiden trauen soll. Fleabag und der Pfarrer haben schnell einen Draht füreinander, was unweigerlich zu Problemen mit der Hochzeit führt.
Perspektive Teil 2 oder: Die vierte Wand bekommt Risse.
Wer sich noch an den Moment erinnert, in dem Claire Underwood aus HOUSE OF CARDS zum ersten Mal auch direkt in die Kamera schaut, wird in der zweiten Staffel die gleiche “Schauerfreude” empfinden. Eigentlich möchte ich ja niemandem diesen Moment nehmen, aber ein kleiner Spoiler muss dann doch sein. Zum ersten Mal schafft es eine andere Figur die inneren Selbstgespräche von Fleabag zu hören und auch infrage zu stellen. Und das setzt der ohnehin schon grandiosen Staffel die Krone auf. Die vierte Wand bekommt Risse und das ist auch gut so. Die Charakterentwicklung von Fleabag macht es möglich. Auch in der 2. Staffel sind wieder große menschliche Dramen (neue Liebe, Trennung, Fehlgeburt, Hochzeit) zu sehen. Gelungen ist auch die Weiterentwicklung von Fleabags Schwester Claire (Sian Clifford), die Ende der Staffel endlich ihre Ängste überwindet und ihrem Leben eine komplett neue Richtung gibt.
Amen!
Die Liste an Cameos ist in dieser Staffel ein bißchen länger als noch in der ersten Staffel. Besonders Fiona Shaw und Kristin Scott Thomas bekamen kleine, aber feine Nebenrollen als Therapeutin und „Woman in Business“, in denen sie glänzen durften. Wer aber auf jeden Fall lobend erwähnt werden muss, ist Andrew Scott. Allein schon die Tatsache einem homosexuellen Schauspieler die Rolle eines katholischen Priesters zu geben, finde ich schon eine starke Pointe. Und dann ist dieser namenlose Priester auch noch so herrlich unkonventionell. Und dreidimensional wie so ziemlich alle Figuren in Waller-Bridges Universum. Leider sieht es momentan so aus, dass es keine dritte Staffel geben wird. Ich würde mich allerdings noch mehr Episoden von der chaotischen Londonerin und ihrem Umfeld wünschen.
5.5/6 bzw. 9/10
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