Filetstücke – Wem gehört das Land? (2021)

Es ist die Zeit der Streams und Zoom-Abende. Auf der Suche nach „neuen“ Stücken bin ich über FILETSTÜCKE – WEM GEHÖRT DAS LAND? gestolpert. Dabei handelt es sich um eine Simultanvorstellung des monsun.theater Hamburg und der Vaganten Bühne Berlin. Zeitgleich stehen in beiden Theatern Schauspielende auf den Bühnen, die live einander zugeschaltet werden und in Interaktion miteinander treten. In dem kleinen Ort Seelenheil finden Architekt Lars Drewes (Felix Theissen) und sein Partner Till Feldmann (Andreas Klopp) das perfekte Stück Land für eine Feriensiedlung. Allerdings haben sie dabei die Rechnung ohne die Ortsansässigen gemacht. Sie versuchen mit allen Mitteln den Bau zu verhindern. Was 2004 als Sprungbrett ihrer Karriere gedacht war, wird zu einem 17 Jahre währenden Kampf um Investoren, Bebauungspläne, Genehmigungen und Regenbogenpfeifer. Die Theaterleiterin Frau Kleinhaus (Rilana Nitsch) hat ganz andere Probleme. Ihr kleines Theater muss saniert und modernisiert werden. Auch dieses Bauprojekt zieht sich hin. Entwürfe müssen überarbeitet, Finanzpläne angepasst und Genehmigungen von den Behörden eingeholt werden. Dann stürzt das Dach ein.

Szenenbild aus FILETSTÜCKE - WEM GEHÖRT DAS LAND - Theaterleiterin Frau Kleinhaus (Rilana Nitsch) erinnert sich an den Baubeginn. - © Monsun Theater
Theaterleiterin Frau Kleinhaus (Rilana Nitsch) erinnert sich an den Baubeginn. – © Monsun Theater

Das Konzept geht nicht auf

So toll es auch ist, dass man bei FILETSTÜCKE zwischen zwei parallel stattfindenden Theaterstücken hin- und herschalten kann, so macht das aber überhaupt keinen Sinn. Zum einen aus Sicht der Praktikabilität. Selbst einer erfahrenen Zoom-Nutzerin wie mir, ist es passiert, dass ich mich versehentlich aus beiden Zoom-Räumen rausgekickt habe. Es wäre sinnvoller gewesen eine eigene Webseite aufzusetzen und dort beide Livestreams zeitgleich nebeneinander laufen zu lassen. So wäre das Springen zwischen den beiden Streams nutzerfreundlicher. Und ich frage mich auch, warum man beide Stücke überhaupt simultan laufen lässt. Einen besonderen Nutzen oder eine neue Perspektive eröffnet diese Form leider nicht. Die Macher empfehlen nämlich in ihrer Beschreibung auch sich zunächst nur ein Stück anzuschauen.

Promobild zu FILETSTÜCKE - WEM GEHÖRT DAS LAND - © G2 Baraniak / Stella Schimmele / Mara Wild
© G2 Baraniak / Stella Schimmele / Mara Wild

Ambitioniertes Projekt

Michael Alexander Müllers Text kratzt dabei nur an der Oberfläche. Die Frage „Wem gehört das Land?“ wird in meinen Augen nicht abschließend beantwortet. Vielmehr hat das Stück etwas Dokumentarisches. An dem Fall eines fiktiven Bauprojekts wird durchexerziert, wie sich die Fronten bilden und verhärten. Der Architekt redet mit dem Bürgermeister, der zunächst begeistert vom Bauprojekt ist. Der Bürgermeister bekommt dann Druck aus der Bürgerschaft. Dann gehen die Einheimischen gegen den Architekten vor. Solche Geschichten kennt man ja. Aber irgendwie fehlt mir da ein kleinster gemeinsamer Nenner. Etwas, was man von dem Abend mitnimmt. FILETSTÜCKE – WEM GEHÖRT DAS LAND? ist ohne Zweifel ambitioniert, aber dann muss die Technik auch funktionieren. An meinem Theaterabend hatte die Hamburger Variante eine starke Verzögerung von Ton und Bild, sodass ich dann bei den Berliner Kollegen geblieben bin, bei denen die Technik offenbar besser funktioniert hat. Ich hätte zwar als Ticketinhaberin die Möglichkeit mir auch nochmal die Hamburger Variante an einem anderen Tag anzuschauen, aber so richtig Lust habe ich darauf nicht.

5/10

Bewertung: 5 von 10.

Gesehen am 23.04.2021 via Zoom.

Trailer: © monsun.theater

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