Manche Filme schaue ich aus Trotz. Alle schreien “JUPITER ASCENDING ist grauenhaft” und ich denke mir: “Mal sehen, ob er wirklich so grauenhaft ist.” (ist er). ENDER’S GAME ist auch einer dieser Trotz-Filme. Young-Adult-Filme gehören inzwischen prinzipiell dazu. HARRY POTTER– und der HUNGER GAMES-Franchise waren wirklich gut, der Rest ist grenzwertig. Daher wusste ich auch schon was mit ENDER’S GAME, natürlich einer Romanverfilmung, auf mich zukommt. Kurz zur Handlung: Vor fünfzig Jahren haben ameisenhafte Außerirdische, genannt Formics, die Erde angegriffen und Millionen Menschen getötet. Durch Taktik und Glück konnten Sie zurückgedrängt werden. Um für einen nächsten Angriff besser vorbereitet zu sein, sucht die Armee nach klugen Köpfen. Kinder sind für diese Aufgabe geeigneter als Erwachsene, da sie tendenziell zu überraschenden und unkonventionellen Taktiken greifen als Ältere.
Colonel Hyrum Graff (Harrison Ford), Angehöriger der Internationalen Flotte, wird auf Andrew „Ender“ Wiggin (Asa Butterfield) aufmerksam. In seinen Augen könnte er der nächste Anführer der Menschen im Kampf gegen die Formics sein. Während seine Schwester Valentine (Abigail Breslin) als zu empfindsam aus dem Programm genommen worden war, galt sein älterer Bruder Peter (Jimmy Jax Pinchak) als zu brutal. Ender reist zusammen mit anderen jungen Kadetten zur Militärschule. In spielerischem Umfeld werden Enders taktische Fähigkeiten immer wieder getestet. Sein Verhalten wird konsequent überwacht. Alle Tests meistert Ender ausgesprochen gut, was ihm zahlreiche Neider einbringt. Doch die große Abschlussprüfung erweist sich als moralische Zwickmühle.
Kind rettet Erde – was sonst?
Handwerklich ist ENDER’S GAME nicht besser oder schlechter als andere Teenie-Dystopien. Die Handlung ist dementsprechend trivial. Es muss mal wieder ein Kind die Menschheit retten. Das allein ist noch nicht besonders. Interessant wird es allerdings, wenn man fragt, welche Ideologie der Film vertritt. Da tun sich die wahren Abgründe auf. Den ganzen Film durchzieht ein militärischer Unterton. Die Figuren, mit denen Ender interagiert, sind meistens Rekruten, Ausbilder und höherrangige Militärangehörige. Die Spiele sind Mittel zum Zweck, als kindgerechte Übung des Krieges. Man könnte auch am Ende von einer Verharmlosung des Krieges sprechen. Diese große Schlusspointe, nämlich, dass das Militär einem Kind ihre komplette Kriegsflotte anvertraut, erscheint da nur die innerdiegetisch logische Konsequenz. Abgesehen davon halte ich das aber eine schwierige Botschaft, besonders für das junge Zielpublikum. Im Grunde ist die Geschichte die eines Kindersoldaten. Da kann auch die computerspielhafte Optik wenig darüber hinwegtäuschen.
Es hapert an…
Der Film macht einen unvollständigen Eindruck. Als habe man wichtige Szenen herausgeschnitten. Die Motivation von Ender ist daher nicht immer ganz nachvollziehbar und seine Entwicklung wirkt zu sprunghaft. In der letzten Szene noch von Anderen drangsaliert, in der nächsten Szene ist er schon der Anführer. Vielleicht liegt es auch am bubihaften Aussehen von Asa Butterfield, dass man ihm letzteres nicht wirklich abnimmt. Wenn man sich – wie ich – mal die Mühe macht und den → Wikipediaeintrag zur Buchvorlage durchliest, erkennt wie viel eigentlich aus der Vorlage weggelassen wurde und warum das kein stimmiges Gesamtbild ergibt. Der drastische Wendepunkt gegen Ende wird mit einem Wohlfühl-Happy End aufgelöst. Ben Kingsley ist auf allen Filmplakaten prominent zu sehen, taucht aber eigentlich in den ersten 70 Minuten des Films gar nicht auf. Außerdem wurden viele Szenen nicht fertiggestellt, weil ein Investor absprang und die Firma, die eigentlich für die CGI-Effekte zuständig war, insolvent wurde. Auch einen Boykottaufruf des Films gab es von LGTB-Aktivisten, da der Autor der Romanvorlage Orson Scott Card wiederholt durch Äußerungen gegen die gleichgeschlechtliche Ehe aufgefallen war. Es gibt sicherlich viele Gründe, warum ENDER’S GAME nur eine mittelmäßiger Film ist, den man sich wirklich schenken kann. Der Film war nicht ohne Grund ein Box Office-Flop.
3.5/6 bzw. 6/10
Trailer: © Constantin Film