Steven Spielberg verfilmt gerne historische und biografische Stoffe: SCHINDLERS LISTE, CATCH ME IF YOU CAN oder LINCOLN sind nur einige Beispiele. Doch mit BRIDGE OF SPIES verfilmt er nun ein Drehbuch der Coen-Brüder zusammen mit Tom Hanks. Und das sind nur drei bzw. vier gute Gründe ins Kino zu gehen und diesen Film zu sehen. Der Film spielt in den 1950er-Jahren, während der ersten Phase des Kalten Krieges. Immer wieder kommt es zu Spannungen zwischen den USA und der UdSSR. Es herrscht eine fast paranoide Grundstimmung. Man vermutet sowjetische Spione an jeder Straßenecke. Als nun das FBI den Sowjet-Agenten Rudolf Abel (Mark Rylance) festnimmt, sehen viele ihre Ängste bestätigt und wollen an ihm ein Exempel statuieren. Um einen fairen Prozess zu gewährleisten, soll der Versicherungsjurist James B. Donovan (Tom Hanks) den Spitzel verteidigen, obwohl der wenig Erfahrung in Strafsachen und eigentlich auch wenig Lust darauf hat, da derartig unpopuläre Verteidigungen auch ein schlechtes Licht auf ihn und seine Familie werfen. Schlussendlich erklärt sich Donovan aber bereit, Abel zu vertreten, da er sich den Prinzipien der Gerechtigkeit und dem Schutz menschlicher Grundrechte verpflichtet fühlt. Zwischen den Männern entsteht ein vertrauenswürdiges Verhältnis und Donovan gelingt es, ihn vor der Todesstrafe zu bewahren. Etwas später wird ein amerikanisches Spionageflugzeug während eines Erkundungsfluges im sowjetischen Luftraum abgeschossen, und der Pilot, Francis Gary Powers (Austin Stowell), wird zu zehn Jahren Gefängnis in Russland verurteilt. Die CIA, die kategorisch jede Kenntnis der Mission abstreitet, befürchtet, dass Powers gezwungen werden könnte, geheime Informationen preiszugeben. Der CIA-Agent Hoffman (Scott Shepherd), der die beeindruckenden Fähigkeiten Donovans im Gerichtssaal erlebt hat, rekrutiert ihn und schon bald ist Donovan auf dem Weg nach Berlin, um die Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch zwischen den USA und der Sowjetunion zu führen. Als er dort ankommt, erfährt er, dass ein amerikanischer Student namens Frederic Pryor (Will Rogers) in Ostberlin bei dem Versuch, in seine Wohnung im Westen zurückzukehren, verhaftet wurde. Trotz der Anweisung der CIA, sich ausschließlich auf den Piloten zu konzentrieren, beschließt Donovan, sowohl über die Freilassung des Piloten wie auch die des Studenten zu verhandeln, da er sich weigert, jemanden im Stich zu lassen.
Schachspielen um jedes Menschenleben
Der kalte Krieg war auch ein Krieg um Informationen. Und seltsamerweise scheint sich angesichts der aktuellen Weltlage nicht viel geändert zu haben. Wer das Wissen hat, hat die Macht. Und wer den Spion hat, hat das Wissen. Die Geschichte ist fesselnd und bleibt das auch durch parallel erzählte Handlungsstränge. Auch der Dreh an Originalschauplätzen geben der Story Tiefe. Die Angst vor dem Ausplaudern von Wissen, aber auch die Angst vor einem Atomkrieg wird packend eingefangen. Das gegenseitige Abwarten; die sorgenden Blicke, was der jeweils Andere als Nächstes tut, sind spannend und gleichen einem Schachspiel. Einem von enormer geschichtlicher Bedeutung. Die Bilder und Kamerafahrten sind beeindruckend, wie man das von Spielberg kennt. Beispielhaft seien hierbei der spektakuläre Absturz des Spionageflugzeugs, der Bau der Berliner Mauer und das Erschießen von Flüchtlingen im Todesstreifen zu nennen.
Hanks und Rylance überzeugen
Der Cast ist durch die Bank hervorragend. Tom Hanks ist einfach nur großartig. Er spielt den Typ Anwalt, den man gerne an seiner Seite hätte. Leider bekommt man in der deutschen Synchronisation nichts von Hanks‚ bruchstückhaftem Deutsch mit. Da hilft ein Blick auf das → B-Roll-Material. Unfassbar ist auch Mark Rylance als sowjetischer Spion Abel. Er ist zwar ein unscheinbarer Typ, hat aber in den Szenen mit Hanks eine unfassbar starke Präsenz. Gegen Ende des Films wirken beide fast wie Freunde. In den Nebenrollen sind bekannte deutsche Charakterschauspieler wie Sebastian Koch oder Burghart Klaußner zu sehen. Leider spielen sie fast allesamt starrköpfige Bürokraten. Gegen Ende lässt der Film gerade im wichtigsten Moment, dem Austausch der Agenten, nach. Alles dauert und dauert. Das nimmt der Geschichte kurz vor Ende etwas den Wind aus den Segeln. Das Ende gerät zudem auch etwas kitschig.
Starkes Biopic (5/6)
Trailer: © 2015 Twentieth Century Fox
Klingt nach einem rundum guten Film 🙂 Übrigens, das U2-Cockpit wurde in Wernigerode gebaut. http://www.volksstimme.de/sachsen-anhalt/20151113/kino-steven-spielberg-hoert-auf-einen-wernigeroeder
Die Plotzusammenfassung ist wohl etwas umfangreich geworden, wenn es 3/4 des Film abdeckt. Weniger Nacherzählung würde ich besser finden. 🙂
Da es in der Handlung eine Zweiteilung gibt, kann ich sagen, dass mir die erste Hälfte wesentlich besser gefallen hat. Danach fehlt Tom Hanks einfach ein Gegenspieler, oder überhaupt ein anderer Schauspieler, der interessante Dialoge mit ihm führen kann. Die Thematik ist teilweise doch etwas oberflächlich umgesetzt worden. Die Situation in New York hätte natürlich noch extremer inszeniert werden können und den Verhandlungen in Berlin fehlte es für mich an Spannung.
Imo nicht das grosse Comeback von Steven Spielberg, aber ein guter Film.
Weniger Plotzusammenfassung, ist notiert. Wobei man schon sagen muss, dass es komisch wäre, die zweite Hälfte wegzulassen, aber gut…
Ja, wäre es auch. Es ist ja bekannt, dass der Film in Berlin spielt.
Was mit dem Piloten passiert und wer Frederic Pryor, könnte man aber imo weglassen.
Es ist einfach ganz viel Nacherzählung. Die Auswirkungen des Prozesses auf die Familie, das Urteil für Abel, Hanks Entscheidungen in Berlin, irgendwo ist der Punkt dann erreicht, an dem man den Film gar nicht mehr selbst gucken muss.
Ich fand den Film auch sehr gelungen, wobei ich auch denke, dass er sich am Ende zu sehr gezogen hat. Eine halbe Stunde weniger hätte es durchaus getan. Dafür hätte man sowohl am Anfang, als auch am Ende Zeit einsparen können. Natürlich ist die erste Hälfte thematisch wichtig, aber der eigentliche Plot bezieht sich ja auf den zweiten Teil. irgendwann tat mir im Kino dann doch der Hintern weh^^
Gibt’s in deinem Kino keine gemütliche Sessel? 😉
Eigentlich sind die gemütlich… nur nicht wenn man 3 Stunden sitzt (Werbung + 150 Minuten Film)