Feueralarm. Ein schriller Ton und dann die freundliche, aber bestimmte Durchsage alle Gäste mögen doch bitte rasch das Kino verlassen. Die Unterbrechung war ungefähr nach der Hälfte des Films und ich fand die Vorstellung lustig, dass die anderen, die gerade zeitgleich CAPTAIN AMERICA 2 gesehen hatten, vielleicht mitten in einer packenden Actionszene aus dem Kinosaal vertrieben wurden. Irgendwann Mitte 2014 muss das gewesen sein. Am Ende kam heraus, dass ein Projektor Rauch abgesondert hat und der Feuermelder angesprungen war. Der Leiter des Kinos bot allen an, die ein Ticket gekauft hatten, es gegen ein anderes einzutauschen. Ich habe meines aber nicht für eine weitere Vorstellung von A LONG WAY DOWN eingetauscht, sondern entweder für DIVERGENT oder HITCHCOCK (meine Erinnerung und meine Pre-Letterboxd-Aufzeichnungen sind da nicht ganz eindeutig).
Das lag hauptsächlich daran, dass mich der Film bis zum Feueralarm nicht unbedingt mitgerissen hatte. Dabei ist die Grundidee der Nick-Hornby-Romanverfilmung gar nicht mal so uninteressant. Der ehemalige Moderator Martin Sharp (Pierce Brosnan) hat nach einer Affäre mit einer Minderjährigen seinen Job und seine Familie verloren. Am Abend des 31. Dezembers möchte er vom Dach eines Hochhauses springen. Martin steht bereits am Abgrund, da wird er von Maureen (Toni Collette) angesprochen. Sie möchte ebenfalls vom Dach springen. Schließlich verlässt Martin der Mut und er klettert zurück. Maureen und Martin lernen sich gerade kennen, da will sich die verheulte Jess (Imogen Poots) vom Dach stürzen. Ein Unterfangen, das Maureen und Martin verhindern. Kurz darauf bemerken die drei, dass sich auch der Pizzafahrer J.J. (Aaron Paul) auf dem Dach befindet. Am Ende springt keiner. Die Vier erzählen sich ihre Lebensgeschichten und schließen einen Pakt. Bis Valentinstag versprechen alle sich nicht umzubringen.
Gefälliges Wohlfühlkino
Der Film lief neulich an Neujahr – wie passend – im Fernsehen und da habe ich den kompletten Film endlich zu Ende geschaut. Relativ schnell wurde mir klar, warum ich damals auf eine zweite Sichtung verzichtet habe. Es ist einfach zu offensichtlich, dass der Film kein düsteres Ende nehmen wird.
Aufgrund der verschiedenen Altersgruppen und Hintergründe der Charaktere, sollte eigentlich für jeden Zuschauertyp eine Identifikationsfigur dabei sein. Zu keinem Zeitpunkt hat man aber Angst um die Figuren und deren Entwicklung. Das finde nicht nur ich so, sondern auch die FSK, die den Film ab 6 Jahren freigegeben hat. Angesichts der verhandelten Themen wie Lebensmüdigkeit und geplantem Suizid ist das schon echt eine Hausnummer. Dementsprechend gefällig plätschert die Handlung dahin und kann wenig Unerwartetes bieten. Es ist schließlich ein Wohlfühlfilm, der am Ende die altbekannte Botschaft “Das Leben ist nicht so aussichtslos wie man vielleicht denkt.” vermittelt. Ein filmgewordener Glückskeks-Spruch: harmlos und oberflächlich – und doch irgendwie ganz nett.
Schauspielerisch solide
Schauspielerisch verkaufen sich alle vier Schauspieler gut – nicht “sehr gut”, aber jeder spielt seine Rolle solide. Ich persönlich fand Imogen Poots am besten, da Jess sehr spontan ist und sagt, was sie denkt. Allein schon, wie sie leicht bekleidet aus dem Krankenhaus gelaufen kommt, sich in Pose wirft und den anderen ihren nackten Hintern präsentiert [auf Youtube zu finden, wenn man nach → „Hospital Scene“ sucht], ist einfach durchgeknallt-sympathisch. In Nebenrollen sind das Gone Girl Rosamund Pike und JURASSIC PARK-Urgestein Sam Neill als Jess‘ Vater zu sehen. Leider unterstützen auch sie die Geschichte kaum. Da bietet ein Feueralarm weitaus mehr Action.
3.5/6 bzw. 6.5/10
Trailer: © Universum
Das Buch ist nicht ganz so kitschig geraten, sondern hält sich eher am typischen Nick Hornby Humor. Immerhin kann er gute Figuren erschaffen, egal wie gut (oder auch nicht) die dann filmisch umgesetzt sind.