Die Nachrichten sind voller Terror und Krieg. Es vergeht kein Tag an dem nicht darüber berichtet wird. Da scheint es an der Zeit zu sein, zumindest im Kino endlich einmal den Krieg zu beenden. Zumindest den Kampf um Panem. Katniss (Jennifer Lawrence) ist in der Bunkeranlage von District 13 und macht sich große Sorgen um Peeta (Josh Hutcherson), der noch immer an den Folgen der Gedankenmanipulation des Kapitols leidet und sie immer noch töten will. Gleichzeitig sieht sie wie Panem immer mehr in einen Krieg schlittert. Während sie bisher nur zögerlich ihre Rolle als Anführerin des Revolution akzeptiert hat, ist sie jetzt fest entschlossen. Die Präsidentin von District 13, Alma Coin (Julianne Moore), will die Revolution gegen das Kapitol möglichst schnell beenden und nachdem sich alle Distrikte gegen das Kapitol erhoben haben, geht es in eine letzte Schlacht. Coin will Katniss in Sicherheit wissen. Sie solle sich zurücklehnen und bis zur Machtübernahme die Füße stillhalten, doch Katniss hat eigene Pläne. Auf eigene Faust geht sie wieder an die Front. Mit Gale (Liam Hemsworth), Finnik (Sam Claflin), Peeta und der „Spezialeinheit 451“ will sie Präsident Snow (Donald Sutherland) umbringen. Doch Snow hat derweil das Kapitol in eine Arena mit gefährlichen Sprengfallen verwandelt. Zudem schickt Coin dann auch noch den labilen Peeta mit ins Kampfgebiet. Katniss kämpft bald an allen Fronten.
Es lebe die Revolution!
Die Hungerspiele sind längst in der modernen Popkultur und auch im politischen Diskurs angekommen. US-Talker Stephen Colbert vergleicht die Gefallenen seit geraumer Zeit mit ausgeschiedenen Präsidentschaftskandidaten (→ Stanley Tucci beschwerte sich kürzlich höchstpersönlich, da Colbert bei seinen Monologen den Panem-Talker Ceasar Flickerman zum Vorbild nahm.). Es ist nur Zufall, dass der Film nur einige Tage → nach den Anschlägen von Paris im deutschen Kino anläuft. Dennoch haben Panem und Paris einiges gemeinsam. Zum einen wurden Teile des Films, insbesondere Straßen des Kapitols, auch in Paris gedreht, zum anderen gleicht sich die Kriegsrhetorik der Offiziellen. „Es ist ein Angriff auf unsere Art zu leben.“ Das hört man sowohl aktuell in Paris als auch in Panem. Doch in Panem verkündet das Präsident Snow in einer Fernsehansprache um den dekandenten Lebensstil des Kapitols zu rechtfertigen und die Aufständischen zu diffamieren. Man spürt fömlich die Wut im Bauch. Wie kann er nur? Natürlich wurde das Drehbuch schon vor Jahren geschrieben, der Film war lange vor dem Attentat abgedreht war. Es ist Zufall und dennoch sind die Übereinstimmungen frappierend. Und deshalb traut man dem Frieden auch nicht. Der Film endet natürlich mit einem Happy End, aber einem, dass sich zu gut anhört um wahr zu sein. Ein Ende, das man im Schneideraum ruhig noch hätte kürzen können.
MOCKINGJAY 2 ist nicht nur der mit Abstand gewalttätigste Film der Reihe, sondern auch derjenige mit den meisten Logiklöchern. Wichtige Waffen tauchen aus dem Nichts auf. Friedenswächter stellen sich unnötig dumm an. Katniss und ihre Truppe erkennen anhand von tropfendem Wasser, dass sie von Mutationen verfolgt werden. Wer oder was die überhaupt sind, wird nicht erklärt. Insgesamt verlässt sich der Film lieber auf die opulenten Bilder, was schade ist, weil die Handlung daher in den Hintergrund gerät. Effekte sollten sich immer in den Dienst der Narration stellen. Doch hier wirken die Effekte gerne auch mal übermächtig. Beim Kampf mit den Mutanten in einem Wasserloch springt die Kamera so schnell durch das Geschehen, sodass man gar nicht hinterherkommt. Leider wurden auch alle wesentlichen Plotpoints wie die Sprengfallen in den Trailern vorweggenommen. Für die Musik sorgte wie schon in den Vorgängern James Newton Howard. Wer auf eine Hymne wie „The Hanging Tree“ hofft, wartet allerdings vergeblich. Doch Howard hat das Thema zumindest als Instrumentalthema an einer Stelle eingebaut, was die Fans wohl zufriedenstellen dürfte.
Schauspielerisch gibt es wenig auszusetzen. Jennifer Lawrence spielt wieder grandios auf, dennoch sind manche Entscheidungen ihrer Figur, besonders gegen Ende hin, äußerst zweifelhaft. Ihre Katniss ist wesentlich gefasster und abgeklärter als noch in den Vorgängern. Sie hat nichts mehr zu verlieren und fokussiert sich voll und ganz auf das Ziel Präsident Snow umzubringen. Der bekommt zum Abschluss nochmal mehr Screentime und Donald Sutherland spielt so großartig furchteinflößend, wie man es bisher von ihm gewohnt ist. Dennoch zeigt er auch zum ersten Mal so etwas wie begeistertes Interesse für Katniss. Als er erfährt, dass sie nicht bei einer Explosion ihr Leben verlor, will er sofort Bilder sehen und sieht zufrieden aus, als er die Nachricht bestätigt sieht. Snow braucht Katniss und sie braucht ihn. Diese Hassliebe wird nun zuletzt noch deutlicher. Josh Hutcherson und Liam Hemsworth streiten sich um das Mädchen, diesmal auch im direkten Gespräch miteinander. Schauspielerischer Gewinner ist Hutcherson, der einfach aufgrund von Peetas Unberechenbarkeit in Folge der Gehirnwäsche mehr zeigen kann als der aalglatte Hemsworth. Publikumslieblinge wie Effie (Elizabeth Banks) und Haymitch (Woody Harrelson) tauchen dagegen nur selten auf. Sie sind die Mutmacher in scheinbar ausweglosen Situationen. MOCKINGJAY PART 2 ist auch der letzte Film mit Philip Seymour Hoffman. Keine große Rolle wie in A MOST WANTED MAN, aber auch keine schlechte. Ein Wehmutstropfen bleibt. Auch in Bezug auf den Film im Ganzen.
Mit Abstrichen (4.5/6)
Trailer: © Studiocanal Germany
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