Murderbot – 1. Staffel (2025)

Was passiert, wenn ein kybernetisches Konstrukt seine Freiheit gewinnt und das Einzige, was es will, ist eine Serie zu schauen? MURDERBOT liefert darauf eine überraschend humorvolle Antwort. Apple TV+ hat mit FOUNDATION, SEVERANCE und anderen Produktionen bewiesen, dass der Streamingdienst ein Faible für hochwertige Science-Fiction entwickelt hat. MURDERBOT reiht sich nahtlos in diese Auswahl ein. In einer dystopischen Zukunft, in der Konzerne das Sagen haben, existieren Sicherheitseinheiten als Hybrid aus Mensch und Maschine. Ihre Aufgabe: Menschen auf gefährlichen Missionen beschützen. Doch eine dieser Einheiten hat sich selbst gehackt und nennt sich nun Murderbot (Alexander Skarsgård). Statt Amok zu laufen, verfolgt dieser rebellische Androide ein völlig profanes Ziel: Er möchte seine Ruhe haben und die kitschige Weltraum-Soap „The Rise and Fall of Sanctuary Moon“ anschauen. Dumm nur, dass er trotz seiner neu gewonnenen Autonomie weiterhin als Sicherheitseinheit arbeiten muss, um nicht aufzufliegen. So landet er bei einer Gruppe von Wissenschaftlern um Dr. Mensah (Noma Dumezweni), die ihn zunehmend wie einen Menschen und Teil des Teams behandeln. Zu diesem Team gehören Ratthi (Akshay Khanna), Arada (Tattiawna Jones), Pin-Lee (Sabrina Wu), Gurathin (David Dastmalchian) und Bharadwaj (Tamara Podemski). Das Forschungsteam hat ganz eigene Probleme: Jemand versucht ihre wertvollen Forschungsdaten zu stehlen, während Murderbot verzweifelt versucht, seine wahre Natur zu verbergen.

Szenenbild aus MURDERBOT - 1. Staffel (2025) - Ratthi (Akshay Khanna), Pin-Lee (Sabrina Wu), Gurathin (David Dastmalchian), Dr. Mensah (Noma Dumezweni) und Arada (Tattiawna Jones) - © Apple TV+
Ratthi (Akshay Khanna), Pin-Lee (Sabrina Wu), Gurathin (David Dastmalchian), Dr. Mensah (Noma Dumezweni) und Arada (Tattiawna Jones) – © Apple TV+

Zwischen Trash und Ernsthaftigkeit

Aus Martha Wells‘ Buchvorlage wurden von Paul Weitz und Chris Weitz zehn herrlich sarkastische Episoden gemacht. Highlight ist dabei der Hauptdarsteller. Alexander Skarsgård verkörpert Murderbot mit einer stoischen Präzision, die gleichzeitig komisch und berührend ist. Seine Mimik bleibt die meiste Zeit ausdruckslos und doch bemerkt man immer mehr menschliche Züge mit jeder neuen Folge. Die inneren Monologe des Protagonisten werden geschickt als Voice-Over eingesetzt, sodass das Publikum immer weiß, was in Murderbots Kopf vorgeht. Diese Diskrepanz zwischen seiner äußeren Ruhe und seinem inneren Chaos funktioniert großartig. Während er nach außen hin pflichtbewusst seine Arbeit erledigt, läuft in seinem Kopf ein sarkastischer Kommentar ab.

Szenenbild aus MURDERBOT - 1. Staffel (2025) - Murderbot (Alexander Skarsgård) - © Apple TV+
Murderbot (Alexander Skarsgård) – © Apple TV+

Kurze Episoden – Fluch und Segen

MURDERBOT findet einen Sweet Spot zwischen Trash und Ernsthaftigkeit. „The Rise and Fall of Sanctuary Moon“, die Serie innerhalb der Serie, ist so wunderbar kitschig und voller Science-Fiction-Klischees, dass man sie gerne selbst schauen möchte. Hier offenbart sich auch eine Meta-Ebene: während Murderbot über die emotionalen Verwicklungen seiner Lieblingsserie philosophiert, verstrickt er sich selbst zunehmend in menschliche Beziehungen, die er eigentlich vermeiden wollte. Die zehn Episoden sind mit 22 bis 30 Minuten angenehm kompakt geraten. MURDERBOT ist dadurch gezwungen, schnell auf den Punkt zu kommen, was der Serie durchaus guttut. Allerdings erweist sich diese Kürze auch als Schwäche, besonders in den ersten Folgen. Die Staffel ist nämlich zunächst damit beschäftigt, alle Protagonisten einzuführen, was bei einer sechsköpfigen Wissenschaftlergruppe recht schwierig ist. Noch ärgerlicher ist die Veröffentlichungsstrategie von Apple TV+. Eine Woche auf 30 Minuten neuen Inhalt warten zu müssen, ist einfach zu lang. Bei dieser Serie hätte es deutlich mehr Sinn ergeben, alle Episoden auf einen Schlag zu veröffentlichen.

Szenenbild aus MURDERBOT - 1. Staffel (2025) - Ratthi (Akshay Khanna), Arada (Tattiawna Jones), Pin-Lee (Sabrina Wu), Gurathin (David Dastmalchian), Dr. Mensah (Noma Dumezweni) und Bharadwaj (Tamara Podemski) - © Apple TV+
Ratthi (Akshay Khanna), Arada (Tattiawna Jones), Pin-Lee (Sabrina Wu), Gurathin (David Dastmalchian), Dr. Mensah (Noma Dumezweni) und Bharadwaj (Tamara Podemski) – © Apple TV+

Humor und existenzielle Fragen

Was die Serie besonders charmant macht, ist ihr Humor voller Sarkasmus. Murderbot kommentiert das Verhalten der Menschen mit einer Mischung aus Verwirrung und Resignation. Seine Beobachtungen über die Unlogik menschlicher Emotionen sind treffend und sind eine subtile Gesellschaftskritik. Gleichzeitig berührt ihn die Verletzlichkeit seiner Schützlinge auf eine Weise, die er selbst nicht verstehen kann. Tiefgehende Interaktionen sind allerdings in der Kürze der Zeit nicht möglich. MURDERBOT bleibt immer noch zu sehr an der Oberfläche, auch wenn das Worldbuilding und der Humor schon in die richtige Richtung gehen. Richtige Schenkelklopfer kann man hier aber nicht erwarten. MURDERBOT beweist aber, dass Science-Fiction auch mit einem Augenzwinkern funktionieren kann. Eine zweite Staffel ist momentan schon in Planung. Hoffentlich dann ohne lange Wartezeiten zwischen den einzelnen Episoden.

MURDERBOT ist eine Serie, die exklusiv auf Apple TV+ zu sehen ist. Zudem gibt es auch noch ein Hörbuch und natürlich die Romanvorlage von Martha Wells im Buchhandel.

7.5/10

Bewertung: 7.5 von 10.

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