So schön Streaming zuhause auch ist, irgendwann muss man auch mal wieder ins Kino. Und das bin ich. In AMSTERDAM von David O. Russell lernen während des Ersten Weltkriegs die Soldaten Burt (Christian Bale) und Harold (John David Washington) die Krankenschwester Valerie (Margot Robbie) in einem Lazarett kennen. Die Drei werden die besten Freunde, doch das unzertrennliche Trio verliert sich nach dem Kriegsdienst der Soldaten aus den Augen. Jahre später bittet Harold Burt um einen Gefallen. Er soll einen Verstorbenen obduzieren, da dessen Tochter (Taylor Swift) einen Mordanschlag auf ihren Vater vermutet. Als besagte Tochter kurze Zeit später ebenfalls umkommt und Burt und Harold am Tatort gesehen werden, beschließen sie den Fall näher zu untersuchen. Dabei treffen sie auch auf Valerie wieder.
Skurrile Mördersuche – mal wieder
Manche Filme kommen ja inflationär vor. Erst waren es die Superheldenfilme und jetzt scheinen offenbar die Krimikomödien ihr großes Comeback zu feiern. In den letzten Jahren gab es wirklich überdurchschnittlich viele starbepackte Krimis. Ich denke da in erster Linie an KNIVES OUT, TOD AUF DEM NIL, oder auch SEE HOW THEY RUN, der momentan parallel mit AMSTERDAM im Kino zu sehen ist. Und eben weil sich die Vertreter dieses Genres sehr gleichen, muss man sich natürlich von der Masse abheben. AMSTERDAM versucht das mit einem biografischen Ansatz. Gegen Ende des Films wird nämlich der „Business Plot“ thematisiert. Dieser war eine politische US-Verschwörung im Jahr 1933 zum Sturz der Regierung von Präsident Franklin D. Roosevelt und der Einführung eines Diktators an deren Stelle.
Zähe Dialoge vor historischem Hintergrund
Bis zu diesem Ende muss man aber erst einmal durchhalten und das ist schwer. Nach einem spannenden Start verzettelt sich AMSTERDAM immer mehr. Je länger der Film mit seinen 134 Minuten Laufzeit dauert, desto mehr entwickelt sich die Geschichte zu einer langweiligen Schnitzeljagd. Geht zu Person A, denn sie könnte einen Hinweis haben. Person A verweist auf Person B. Also läuft das Trio zu Person B um dort einen weiteren Hinweis zu bekommen. Leider bleibt die Spannung dabei auf der Strecke. Man wartet einfach nur nur auf die erlösende Auflösung. Und diese Auflösung stellt sich dann als historische Referenz heraus, die hierzulande wohl niemand als solche identifizieren wird, wenn man sich nicht besonders gut in US-Geschichte auskennt. Lediglich der Abspann gibt einen Hinweis darauf, dass diese Geschichte lose auf wahren Ereignisse basiert.
Trio deckt Verschwörung auf
Die Schwächen auf narrativer Ebene müssen die drei Hauptprotagonisten oder hochkarätige Nebenrollen wieder ausgleichen und das gelingt auch über an einigen Stellen. Das Dreiergespann aus Washington, Robbie und Bale wirkt wirklich wie eine Einheit. Meine absolute Lieblingsfigur ist Christian Bales Arzt mit Glasauge Burt Berendsen. Man spürt einfach Bales Spielfreude und Liebe zum Detail. Weder Margot Robbie noch John Washington können gegen dieses geballte Charisma ankommen. Man hat fast ein bißchen das Gefühl, dass Bale die anderen beiden mitziehen musste. Tatsächlich habe ich große Lust auf einen Burt-Berendsen-Solofilm bekommen. Auf den letzten Metern wird dann auch noch Robert De Niro ins Bild geschoben, der keinen langanhaltenden Eindruck hinterlässt. AMSTERDAM sieht zwar gut aus – Ausstattung, Locations und Design sind fantastisch – und trotz all der Starpower bleibt der Film einfach hinter den Erwartungen zurück.
6.5/10