Ich hatte keine großen Erwartungen an diesen Film. Wieder ein klassisches Musikbiopic wie ROCKETMAN oder BOHEHMIAN RHAPSODY dachte ich. Aber ELVIS hat dank Regisseur Baz Luhrmann einen ganz eigenen Stil. Die Geschichte verfolgt in erster Linie die Beziehung zwischen dem jungen Sänger Elvis Presley (Austin Butler) und dem zwielichtigen Colonel Tom Parker (Tom Hanks). Dieser entdeckt Presley und macht ihn zu einem Superstar. Doch die eigenwilligen Tanzbewegungen des mit Blues und Gospel-Musik aufgewachsenen Elvis stören die Sittenwächter, weil vor allem die weiblichen Fans völlig ekstatisch darauf reagieren. Um sein Bild in der Öffentlichkeit zu ändern, geht Elvis als US-Soldat nach Deutschland, wo er sich in die junge Priscilla (Olivia DeJonge) verliebt. Die Beziehung zu seinem Manager bekommt im Laufe der 20 Jahre immer mehr Risse.
Filmisches Sittenbild
Obwohl ELVIS mit stattlichen 159 Minuten Laufzeit daherkommt, wird es eigentlich nie langweilig. Überhaupt ist Luhrmanns filmische Umsetzung inhaltlich sehr dicht und beschränkt sich dabei nicht nur auf die Beziehung zwischen Manager Tom Parker und seinem Schützling. Immer wieder geht es auch um das Entstehen von Fankultur, gesellschaftliche Umbrüche und Gewalt gegen Schwarze. Und die musikalischen Inspirationen von Elvis. Diese werden in einer Szene plakativ nebeneinandergestellt, als wolle der Regisseur sagen: Alles hat seine Berechtigung und es hat die gleiche Wertigkeit. Der Film spielt auch mit der Perspektive. Der Erzähler, der den Film eröffnet, ist Tom Parker. Zunächst wird die Geschichte aus seiner Perspektive erzählt, wie er Elvis entdeckt und unter Vertrag nimmt. Über die Laufzeit des Films wird es aber immer mehr eine Geschichte, die aus Elvis‘ Perspektive erzählt wird. Ein gelungenes Stilmittel. Somit wird auch auf narrativer Ebene die Distanz zwischen dem Künstler und seinem Manager verdeutlicht.
Der fabelhafte Austin Butler
Austin Butler kannte ich vor diesem Film nicht. Allerdings rockt der sich dermaßen den Hintern ab, dass ich an vielen Stellen einfach nur fassungslos mit offenem Mund im Kino saß. Nicht nur das Aussehen und die Mimik sind perfekt. Butler schenkt sich hier nichts: Die Anstrengung der Auftritte, die Schweißperlen auf der Stirn, aber auch die innere Zerrissenheit porträtiert Butler auf eindrückliche Weise. Und als wäre das noch nicht genug, spielt Butler auch noch Klavier und Gitarre und singt alle Lieder vom jüngeren Elvis selbst. Einfach überragend gut. Preisverdächtig. Oscarwürdig. Tom Hanks als Gegenspieler macht ebenfalls eine gute Figur. Er verkörpert eine eine gute Mischung aus väterlichem Freund und geldgeilem Unsympath, der immer wieder gegen die Interessen seines Klienten handelt.
Schnelle, schicke Schnitte
Nicht nur auf narrativer Ebene hat der Film viel zu bieten, sondern auch was die einzelnen Gewerke angeht. Der Film ist wahnsinnig schick. Von den Kostümen von Catherine Martin über das Setdesign von Shaun Barry, Beverley Dunn und Daniel Reader zum gesamten Makeup-Department sieht einfach alles wahnsinnig gut und stylish aus. Zu Beginn des Films wird wahnsinnig schnell geschnitten und man braucht eine Weile, bis man die schnellen Ortswechsel verdaut hat und in die Geschichte hineinfindet. Aber diese aufgeregte Art des Geschichtenerzählens sorgt auch dafür, dass es nie langweilig wird. Man wird sofort in die Geschichte hineingezogen. Einzig im letzten Viertel gab es dann noch kleinere Längen. Alles in allem schafft es ELVIS aber schon jetzt in meine Top 10 der Lieblingsfilme des Jahres.
9/10
Den Film will ich auch unbedingt sehen! <3 "Elvis" scheint mir ein wirklich gutes Biopic zu sein, was deine Rezension ja auch noch mal bestätigt. 🙂
Mir gefiel auch "Rocketman" gut, obwohl er sich einige Freiheiten nimmt. Und um "Bohemian Rhapsody" schleiche ich immer noch herum… ^^'
Ja, absolut. ELVIS hat mich sehr positiv überrascht und ist allein schon wegen Austin Butler ein Muss.
Ich schaue ihn mir nachher an, bin schon total gespannt drauf.