Jetzt wo es draußen ungemütlich und kalt wird, kann man sich zusammen mit LUCA ein paar warme Gedanken machen. Die Geschichte spielt nämlich an der italienischen Riviera. Die freundliche Seekreatur Luca (Stimme im Original: Jacob Tremblay) hat noch nie die Oberfläche besucht. Das ändert sich als Luca Bekanntschaft mit Alberto (Jack Dylan Grazer) macht. Er verbringt die meiste Zeit an der Überfläche und sieht aus wie ein normaler Junge. Zumindest, wenn er nicht in Kontakt mit Wasser kommt. Zusammen verbringen Luca und Alberto einen fabelhaften Sommer an Land. Die beiden lernen das aufgeschlossene Menschenmädchen namens Giulia Marcovaldo (Emma Berman) kennen und freunden sich mit ihr an. Dabei wird es immer schwieriger das Geheimnis ihrer wahren Natur geheimzuhalten.
Friede, Freude, Pasta
LUCA ist das Langfilmdebüt des italienischen Regisseurs Enrico Casarosa. Der Film ist von der Kindheit des Regisseurs inspiriert, der an der italienischen Riviera aufwuchs. Im Vergleich zu anderen inhaltlich komplexen Pixar-Klassikern wie ALLES STEHT KOPF oder WALL-E ist LUCA relativ schörkellos ohne doppelten Boden durcherzählt. Kleinere Logiklöcher und Italienklischees wie „Alle Italiener essen immer Pasta“ kann man dabei vernachlässigen. Auch wenn es einen unsympathischen Charakter gibt, der sich gegen Albertos und Lucas Freundschaft stellt, ist er hier keineswegs der schier unbesiegbare Endboss, wie man das aus anderen Filmen kennt. Alles löst sich am Ende in Wohlgefallen auf. Das mag man als Kitsch abtun. Aber wer sagt denn, dass Kitsch etwas Schlechtes sein muss? Es gibt auch diesen schönen Kitsch. Diese Weihnachtsfilm-Kitsch, der einfach nur angenehm ist und Spaß macht. Ein absoluter Feelgood-Movie. So ist LUCA.
Kinderfreundliche queere Geschichte
Jeder, der bereits CALL ME BY YOUR NAME gesehen hat, wird gewisse Ähnlichkeit in der Geschichte entdecken. Beide Filme spielen in Italien, behandeln die Freundschaft zweier Jungen, die nicht ganz sie selbst sein dürfen, weil es gesellschaftlich nicht akzeptiert wird. Diese Lesart ist durchaus möglich. Allerdings steht bei LUCA die Freundschaft im Vordergrund, während bei CALL ME BY YOUR NAME auch eine sexuelle Komponente enthalten ist, die man in einem Pixarfilm natürlich vergeblich sucht. Positiv hervorzuheben ist auch der Soundtrack von Dan Romer, der nicht nur das sonnige Italienflair umsetzt, sondern auch mit dem herzzerreißenden Finale die richtigen Knöpfe drückt, sodass man schluchzend vor dem Fernseher sitzt. Es lohnt sich auch noch die Credits anzuschauen, denn dort kann man sehen, wie es Alberto und Luca nach der eigentlichen Handlung so erging.
9/10
LUCA ist exklusiv im Abo von Disney+ enthalten.