Jetzt, da wir uns alle in unseren Häusern verkrümeln, war wohl für mich ein guter Zeitpunkt um endlich mal THE LADY IN THE VAN zu schauen. Die DVD lag auch lange genug herum. Nicholas Hytner beschäftigt sich darin mit einer ungewöhnlichen Geschichte. In den 70er Jahren zieht der Theaterautor Alan Bennett (Alex Jennings) in den Londoner Stadtteil Camden Town. Kurze Zeit später parkt eine obdachlose alte Frau namens Miss Shepherd (Maggie Smith) mit ihrem alten Van in der Straße. Miss Shepherd ist stadtbekannt. Sie zieht von Straße zu Straße. Als die Stadt ihr verbietet auf der Straße zu parken, muss eine Lösung her. Bennett, der von der Frau fasziniert ist, bietet ihr an für ein paar Tage in seiner Auffahrt zu parken, bis sie eine dauerhafte Lösung gefunden hat. Aus dem kurzen Parken werden am Ende 15 Jahre. Diese neue Nachbarschaft bringt einige Probleme mit sich: Miss Shepherd ist undankbar, hat einen unangenehmen Körpergeruch und verteilt gerne ihren Müll auf der Straße.
Ein stilistisches Mittel, das nicht aufgeht
Nicholas Hytner bedient sich eines stilistischen Mittels und lässt Alan Bennett in zweifacher Ausführung auftauchen. Es gibt den Alan Bennett, der schreibt, und den Alan Bennett, der lebt – so erklärt das der Film. Leider hat der doppelte Autor aber keine besondere Rolle. Auch nicht narrativ gesehen. Ich hatte eigentlich erwartet, dass die Geschichte auf eine besondere Art und Weise erzählt wird, doch dem ist nicht so. Aus dem Off erzählt auch noch eine dritte Version des Autors die Geschichte weiter. Ich habe mich gefragt, welchen Effekt sich Nicholas Hytner durch die Doppelung versprochen hat. Da hilft es auch nicht, wenn man den Film am Originalschauplatz dreht und dem echten Alan Bennett einen Cameoauftritt gibt.
Britische Crème de la Crème der Schauspielkunst
Maggie Smith hatte bereits 1999 in einer Theateraufführung von THE LADY IN THE VAN sowie 2009 in einer Radiofassung für die BBC die Rolle der exzentrischen Miss Shepard gespielt. Maggie Smith, zu Recht mit einer Golden Globe-Nominierung für ihre Leistung bedacht, spielt auch absolut großartig. Genauso wie alle anderen Schauspieler, die in Nebenrollen auftauchen. Mit Jim Broadbent, Roger Allam oder Claire Foy konnte Nicholas Hytner hochkarätige Darsteller für das Projekt gewinnen. Ein bißchen leid tat es mir um Alex Jennings, der sich hier mit den vielen Versionen unnötig viel Arbeit macht. Insgesamt kann der Film nur bedingt überzeugen. Die Geschichte gibt einfach zu wenig her um dauerhaft zu unterhalten.
3/6 bzw. 5/10
Trailer: © Sony Pictures Germany