Zehn Jahre sind seit dem Angriff der Affen auf die Golden Gate Bridge vergangen. Hundert Millionen Menschen wurden durch einen Virus, die sogenannte Affengrippe, dahingerafft. Diejenigen, die überlebt haben und immun sind, haben sich im Rathaus verschanzt und leben von einem Tag in den anderen. Anführer ist Dreyfus (Gary Oldman), der versucht, die Gruppe irgendwie zusammenzuhalten. Aber es bleibt ihm nicht mehr viel Zeit. Die Ölvorkommen werden in spätestens zwei Wochen versiegen und dann sitzen alle ohne Heizung im Dunkeln. Eine Lösung muss her. In den Wäldern gibt es noch ein altes Wasserkraftwerk, dass die Stadt mit Strom versorgen könnte. Also macht sich eine kleine Gruppe bestehend aus Malcolm (Jason Clarke), seinem Sohn Alexander (Kodi Smit-McPhee), der ausgebildeten Krankenschwester und Malcolm-Freundin Ellie (Keri Russell), sowie Foster (Jon Eyez) und Carver (Kirk Acevedo) auf den Weg in das Affengebiet. Das erste Aufeinandertreffen verläuft wenig erfreulich: Carver tötet aus Nervosität einen Affen. Daraufhin bekommt es die Gruppe mit dem Anführer Caesar (Andy Serkis) zu tun, der einfach nur brüllt: „Geht!“, was die Gruppe dann auch tut. Aber Malcolm gibt nicht auf. Er wagt sich erneut in das Affengebiet und überzeugt Caesar von seiner Unternehmung. Für einen kurzen Moment herrscht Frieden zwischen Mensch und Affe und ein grundlegendes Verständnis, dass auch die jeweils andere Art einfach nur überleben will. Doch dann gerät Malcolm zwischen die Fronten eines affeninternen Machtkampfes, der auch Auswirkungen auf die Menschen hat.
Fragiler Frieden
Rein filmtechnisch kann man Regisseur Matt Reves wenig Vorwürfe machen. Es wurde wieder mit menschlichen Vorlagen, also dem Motion-Capture-Verfahren gearbeitet, in dem Caesar-Darsteller Andy Serkis derart geübt ist, das man inzwischen – auch aufgrund der vorangeschrittenen technischen Möglichkeiten – von Perfektion sprechen kann. Ähnlich wie schon im Vorgängerfilm wird auch hier die Möglichkeit Caesars, wie ein Mensch zu sprechen, plakativ hervorgehoben. Dies geschieht dadurch, das in den ersten Filmminuten, in denen die Affen vorgestellt werden, ausschließlich mit Tiergeräuschen und Zeichensprache samt Untertitel für den Zuschauer gearbeitet wird. Diese Ruhe wird dann durch das erste gesprochene Wort von Caesar unterbrochen. Der Film arbeitet häufig mit Point-of-view-shots, also Kameraeinstellungen, die aus der Sicht der handelnden Protagonisten gedreht sind. Die Kamera bevorzugt aber in diesen Einstellungen keine Partei. Mal sieht man als Malcolm hangelnde Affen über sich oder Dreyfus‘ Sichtweise durch ein Fernrohr. Mal die Position eines Affen, der gerade in einem Panzer sitzt und auf Menschen schießt. So wird der Zuschauer stärker in die Geschichte hineingezogen und kann die Motive der Affen- wie der Menschengruppe besser verstehen. Die Locations sind ein echter Hingucker; das apokalyptische, mit Gräsern bewachsene San Francisco, machen ebenso wie das „Affennest“ einen guten Eindruck. Auch die Einstellungen, wo Affen auf Pferden reiten und dabei mit schweren Waffen um sich ballern, hat man in letzter Zeit auch noch nicht gesehen.
Storytelling mit kleinen Schwächen
Kleinere Schwächen gibt es allerdings beim Storytelling. Der Film lässt sich Zeit die komplexe Geschichte in Ruhe zu erzählen, was allerdings auch zu den ein oder anderen Längen im Mittelteil führt. Hier und da wird die Geschichte auch etwas zu rührselig und zu gewollt emotional (Och Gottchen, ein Affenbaby!), manchmal sind auch die Motivationen der handelnden Figuren nicht ganz klar. Warum sich ausgerechnet Malcolm so von den Affen angezogen fühlt und ein so inniges Verhältnis zu ihnen hat, bleibt beispielsweise ungeklärt. Der Affe Koba erinnert in seinem ganzen Auftreten häufig an den bösen Onkel Scar aus THE LION KING. Beide wollen gerne die Horde anführen, manipulieren dafür den Sohnemann vom derzeitigen Anführer und – ohne zu viel verraten zu wollen – fallen schließlich tief. Positiv ist allerdings die unaufdringliche Einbindung der Geschehnisse des ersten Teils zu bewerten. James Franco taucht nur noch als Foto oder in einem Video auf. Auch das Haus, in dem Caesar aufgewachsen ist, wird noch einmal Teil der Narration. Aber all diese Kleinigkeiten sind so schlicht eingebunden, das auch ein Nichtkenner des ersten Teils der Handlung folgen kann. Der Fokus legt wieder stark auf der Geschichte, die hier und da auch komische Momente hat, wie z.B. wenn Koba einen Zirkusaffen parodiert.
Opulentes Affentheater (5/6)
Trailer: © 20th Century Fox
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