Nachdem die → SingendeLehrerin jetzt schon Monate, wahrscheinlich sogar schon Jahre Werbung für SENSE8 macht, habe ich sie jetzt endlich auch gesehen. Zumindest die erste Staffel. Und ja, die SingendeLehrerin hatte natürlich mal wieder Recht. Die Serie über acht Menschen aus verschiedenen Ländern, die plötzlich mental miteinander verbunden sind, hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Der amerikanische Polizist Will (Brian J. Smith), die isländische DJane Riley (Tuppence Middleton), die koreanische Geschäftsfrau Sun (Doona Bae), die indische Apothekerin Kala (Tina Desai), der homosexuelle, mexikanische Schauspieler Lito (Miguel Ángel Silvestre), der deutsche Kriminelle Wolfgang (Max Riemelt), die transsexuelle, amerikanische Aktivistin Nomi (Jamie Clayton) sowie der kenianische Busfahrer Capheus (Aml Ameen) haben plötzlich eine starke Verbindung. Die Empfindungen und Erlebnisse übertragen sich auch auf die anderen. Sie können auch miteinander reden, obwohl sie sich an verschiedenen Orten befinden, und auf die Kenntnisse der anderen zurückgreifen. Hilfe bei der Erforschung der neuen Fähigkeiten kommt vom geheimnisvollen Jonas (Naveen Andrews), der mehr über die Vorkommnisse weiß. Von ihm erfahren die sogenannten Sensates von einer skrupellosen Organisation, die alles daran setzt, die besonderen Menschen zu vernichten.
Für Toleranz und gegen Hetze
Die Wachowskis brechen in SENSE8 eine Lanze für die Liebe und machen dabei keine Unterschiede zwischen Nationalitäten, Religionen und sexuellen Orientierungen. So unterschiedlich wie die Charaktere sind auch die Zuschauer dieser Serie und gerade im Spiegeln des Zuschauers liegt die große Kraft der Serie. Gleichsam porträtiert sie aber auch die gesellschaftlichen Konventionen und die Hetze. Die Hetze gegen Homosexuelle und Transgender zeigt sich besonders im Handlungsstrang von Nomi, die als Mann geboren wurde und von ihrer Mutter immer noch krampfhaft als “Michael” angesprochen wird. Es wirkt schon fast etwas zu plakativ, dass Nomi von ihrer Mutter in ein Krankenhaus zwangseingeliefert wird um sie am Kopf operieren zu lassen. Als müsse man nur die richtigen Synapsen verbinden und schon würde das Kind wieder “richtig” funktionieren. Den Menschen in Relation zur Maschine haben die Wachowskis ja bereits mit der MATRIX-Trilogie schon ausführlich behandelt.
Eine Superheldenserie
Auch hier gibt es wieder Helden, die sich gegen ein intolerantes System auflehnen (müssen). Der Intoleranz setzt die Serie eine Leichtigkeit entgegen, die einfach nur ansteckend ist. Mal findet sich diese Leichtigkeit in humorvollen Szenen, wenn etwa Wolfgang nackt auf Kalas Hochzeit auftaucht und sie fragt, was sie denn überhaupt heiratet, obwohl sie den Bräutigam nicht liebt. Und dann kommt die Leichtigkeit einfach durch das Miteinander und die Zuneigung der Figuren untereinander. Das Ensemble ist großartig gecastet und besteht hauptsächlich aus unverbrauchten Gesichtern. Die bekannteste wird wohl noch Doona Bae sein, die bereits im Wachowski-Film CLOUD ATLAS zu sehen war. Je länger ich die Serie gesehen habe, desto deutlicher wurde mir: Das ist eine Superheldenserie. Ein bißchen erinnert die Handlung an die X-MEN. Manchmal gerät die Serie etwas zu plakativ. Wenn etwa Wolfgang eine Panzerfaust aus dem Kofferraum seines Wagens holt um ein davonfahrendes Auto damit in die Luft zu sprengen. Oder wenn der vermeintliche Frauenheld-Schauspieler versucht seine Homosexualität zu verbergen. Im Kontext einer Superheldenserie verzeiht man manche Überzeichnung, da dies Teil des Genres ist.
Ohne Tricks
Was man wirklich noch lobend erwähnen muss, ist der Aufwand, der betrieben wurde. Alle Szenen, die in den verschiedenen Städten spielen, wurden auch tatsächlich vor Ort gedreht. Das hatte zur Folge, dass alle Schauspieler ihre Kollegen tatsächlich besuchen mussten, wie auch in der Serie. Durch sanfte Kamerabewegungen und das Editing in der Postproduction wirkt das Auftauchen und Verschwinden von Figuren absolut natürlich. Nach JUPITER ASCENDING beweisen die Wachowskis, dass sie immer noch gute Geschichtenerzähler sind – auch wenn man das zwischenzeitlich auch mal anzweifeln konnte. Es liegt wohl auch am Serienformat, bei dem man genügend Zeit hat, eine komplexe Welt zu entfalten. Die erste Staffel macht definitiv Lust auf mehr.
5/6 bzw. 8/10
„Jahre“ sind es tatsächlich noch nicht, ich hab „Sense8“ erst letztes Jahr im März kennengelernt. Die zweite Staffel ist noch besser, das kann ich schon mal anteasern. Freut mich sehr, dass du die Serie auch magst. <3
Ich hätte jetzt auch gedacht, dass das schon länger über dich gehypt wurde und nicht erst seit März letztes Jahr. Muss an der aggressiven Merchandising-Variante für die Serie von deiner Seite liegen… 😉