DEADPOOL hat die Filmlandschaft nicht nur in Hinsicht auf die Filmpromotion revolutioniert. Nein, er hat auch das R-Rating salonfähig gemacht. Ein R-Rating, meistens vergeben für besonders gewalttätige Filme (ähnlich dem deutschen FSK 18), möchten Filmemacher immer um jeden Preis vermeiden, da dies natürlich die potenzielle Zielgruppe des Films stark einschränkt. Aber DEADPOOL hat gezeigt, dass auch ein Superheldenfilm mit R-Rating ein finanzieller Erfolg sein kann. Und so kam es, dass Hugh Jackman auf einen Teil seiner Gage verzichtete um sicherzustellen, dass sein letzter Auftritt als Wolverine auch tatsächlich mit R-Rating gedreht werden konnte. In nicht allzu ferner Zukunft, im Jahr 2029, sind Mutanten beinahe alle verschwunden. Logan (Hugh Jackman) arbeitet als Limousinenfahrer um Geld zu verdienen.Dafür kauft er Medikamente für den inzwischen schwer kranken Professor X (Patrick Stewart), der zusammen mit dem Mutanten Caliban (Stephen Merchant) nahe der mexikanischen Grenze lebt.
Logans Versuch, sich vor der Welt zu verstecken, findet ein jähes Ende, als eine mysteriöse Frau (Elizabeth Rodriguez) mit einer dringenden Bitte auftaucht: Logan soll das Mädchen Laura (Dafne Keen) in Sicherheit bringen. Dafür bietet ihm die Frau eine große Menge Geld, doch Logan geht nicht auf das Angebot ein. Als er kurz darauf Besuch von dem Kybernetik-Kriminellen Donald Pierce (Boyd Holbrook) bekommt, merkt Logan, dass er Teil einer größeren Geschichte geworden ist. Logan rettet Laura, die ihm gar nicht so unähnlich ist.
Entscheide dich!
James Mangold ist ein alter Hase. Er hat in Filmen wie TODESZUG NACH YUMA, KNIGHT & DAY und WOLVERINE: WEG DES KRIEGERS Regie geführt. Auch wenn jetzt vielerorts erklärt wird LOGAN sei ein Western halte ich diese Bezeichnung für nicht ganz zutreffend. LOGAN lässt sich nämlich nicht auf ein konkretes Genre bzw. eine bestimmte Beschreibung festnageln. Fangen wir beim Western an. Ja, LOGAN hat westernartige Elemente. Diese werden mir als Zuschauer auch besonders offensichtlich serviert: Laura und Professor X schauen sich in einem Hotel den Western SHANE (1952) an. Zudem wiederholt sich die Handlung von SHANE innerhalb von LOGAN noch einmal. Der Protagonist des 50er-Jahre-Westerns ist ein →Revolverheld, der aus der Zeit gefallen ist. Daraus könnte man ableiten, dass Wolverine seinen Job gemacht hat und nun nach getaner Arbeit verschwindet um Platz für eine neue Generation zu machen. Das wiederum finde ich aber etwas schade, da es dadurch den faden Beigeschmack einer Abschiebung bekommt. So nach dem Motto: Wolverine ist alt und grau, ab mit ihm in die Seniorenresidenz!
Dieses Gefühl stellt sich nur deshalb nicht ein, weil es ab und an handfeste Action gibt. Das R-Rating ist bereits in der ersten Szene gerechtfertigt als Mexikaner die verchromten Radscheiben von Logans Auto abmontieren möchten und auch nach freundlichem Zureden nicht von ihrem Plan ablassen. Dass die Mexikaner am Ende mit Kratzspuren tot auf der Straße liegen, versteht sich von selbst. Über weite Teile ist LOGAN auch ein Drama. Zu Beginn des Films lebt Logan in einer Männer-WG zusammen mit dem Albino Caliban und Professor X, der geistig enorm abgebaut hat. Durch Gelegenheitsjobs als Fahrer hält er sich über Wasser und besorgt Medikamente für den Professor. Es ist nicht der typische Superheldenfilm. Logan ist permanent mit dem Älterwerden und der eigenen Sterblichkeit konfrontiert. Passend dazu ist der Film gespickt mit Erinnerungen an vergangene Abenteuer. Das Samurai-Schwert aus WEG DES KRIEGERS hängt an der Wand. Ein Mutantenkind hält eine Wolverine-Actionfigur in seinen Händen. X-Men-Comics sind nicht nur zusehen, sondern werden auch innerdiegetisch thematisiert. Überhaupt, das X der X-Men ist omnipräsent. Blutspritzer auf Logans Stirn haben diese Form, auch ein umgelegtes Kreuz sieht so aus. Es ist eine Hommage. Gerade aufgrund dieser Vielzahl an Aspekten ist LOGAN inhaltlich sehr dicht, auf der anderen Seite ist es aber auch sehr unübersichtlich. Der Film wandelt auf mehreren Pfaden und gerade das empfand ich als zu viel des Guten. Eine klarere Linie wäre schöner gewesen.
Wolverine sagt laut „Ade!“
Das war es also, der letzte Film mit Hugh Jackman in der Rolle des Wolverine. Ich wurde gut unterhalten, keine Frage, allerdings kamen mir auf meinem 15-minütigen Nachhauseweg vom Kino erste Zweifel. Da gibt es schon die ein oder andere Länge. Und im Drehbuch sind einige Logiklöcher. Ich möchte LOGAN eigentlich mehr mögen, als ich es tue. Dieser Wolverine-Teil ist komplett anders und mit den bisher erschienen Teilen nicht zu vergleichen.
Mitten im Film musste ich an SKYFALL denken. An den alternden Agenten James Bond, der zum 50. Jubiläum eine Selbstfindungsgeschichte über das Älterwerden spendiert bekam. Auch LOGAN feiert ein Jubiläum; es ist Jackmans 10. Film, in dem er Wolverine spielt (Cameos und unfreiwillige Nennungen wie in DEADPOOL miteingerechnet). Und daher kommt wohl auch diese wehmütige Haltung, die sich durch den ganzen Film zieht. Professor X ist zeitweise dement, Logan braucht eine Brille (Jackman kann echt alles tragen) und seine Selbstheilungskräfte schwinden. Obwohl Hugh Jackman wirklich alles in die Rolle legt, hatte ich mehr erwartet. Das hat aber weniger mit dem Schauspieler, sondern vielmehr mit der Rolle zu tun. Ich hatte einen tragischen mit Musik untermalten Schluss erwartet, bei dem man im Kinosessel sitzt und weint, weil dieser Moment so schön-traurig ist. Das blieb aus. Ich saß nicht mit Tränen der Rührung da. Auch die Musik wurde nicht wie sonst manipulativ eingesetzt. Es war ein „Es ist halt so, weil’s so ist“-Ende. LOGAN ist zwar ein guter Film, der allerdings bei mir nicht ganz die richtigen Knöpfe gedrückt hat.
4/6 bzw. 7/10
Trailer: © Foxkino
„Ich möchte LOGAN eigentlich mehr mögen, als ich es tue. “
„Ich hatte einen tragischen mit Musik untermalten Schluss erwartet, bei dem man im Kinosessel sitzt und weint, weil dieser Moment so schön-traurig ist. Das blieb aus. Ich saß nicht mit Tränen der Rührung da.“
In den beiden Aussagen stimme ich die völlig zu… prinzipiell hat mir der Film richtig gut gefallen: Die Stimmung, was aus den Charakteren geworden ist, die neuen Charaktere, die grobe Story… alles richtig gut, aber am Ende war ich mehr enttäuscht… Ich hätte während der Schlussszene liebend gerne geheult, aber da war einfach nichts… mir war das alles ziemlich egal, obwohl ich ein wirklich großer Fan der X-Man Reihe war… und das nehme ich dem Film immer noch übel… da hätten sie lieber das Szenario mit der Jacht wählen sollen, dann wäre ich zufriedener aus dem Film gegangen….