Denkt man an DC Comics, denken die meisten doch eher an Kassengift wie GREEN LANTERN. Doch wo Schatten ist, da ist auch Licht. Eine der besten DC Comics-Verfilmungen ist V FOR VENDETTA – auch wenn einer der Zeichner des Comics vom Endergebnis wenig begeistert war. In einem tolitär geführten Großbritannien hat der Großkanzler Adam Sutler (John Hurt) das Sagen. Wiederstandsgegner werden beseitigt, die Medien kontrolliert. Ein maskierter Mann namens V (Hugo Weaving) beginnt führende Mitglieder des Regimes zu ermorden und versucht die Öffentlichkeit zu mobilisieren ebenfalls gegen die Regierung vorzugehen. Eines Nachts rettet V die junge Evey (Natalie Portman) vor zwei Fingermännern, den skrupellosen Helfershelfern der Regierung. V zeigt ihr sein Versteck, indem sich viele von der Regierung verbotene Kunstwerke befinden. Über die Medien ruft V schließlich die Bevölkerung zum Wiederstand am 5. November des Folgejahres auf und nutzt hierzu Eveys Ausweis um sich Zugang zu deren Arbeitgeber, einem lokalen Fernsehsender, zu verschaffen. Evey, die zwischenzeitlich wieder in ihr geregeltes Leben zurückgekehrt ist, wird Zeuge eines schleichenden Wandels. Ihr Freund, der Komiker Deitrich (Stephen Fry), macht Witze auf Kosten des Großkanzlers und wird umgehend zum Schweigen gebracht. Evey wird kurz darauf ebenfalls verschleppt. Zeitgleich untersuchen die Detektives Finch (Stephen Rea) und Dominic (Rupert Graves) die Morde an hochrangigen Regierungsmitarbeitern, die mit dem Rächer V in Verbindung gebracht werden. Bald ergibt sich ein Muster.
We are Anonymous!
Es ist erstaunlich wie aktuell die Geschichte ist. Großbritannien hat nicht erst seit dem Brexit-Voting öfter mal sein eigenes Süppchen gekocht und sich nach außen hin abgeschottet. Und auch die Guy Fawkes-Maske, die Comiczeichner Alan Moore und David Lloyd durch ihren Comic salonfähig gemacht haben, findet sich heutzutage auf jeder Anti-Regierungsdemonstration genauso wie als Erkennungszeichen des Hackerkollektivs Anonymous. Und überhaupt scheint Widerstand oder zumindest steigende Skepsis gegenüber der Obrigkeit derzeit ein weltweiter Trend zu sein. Daher verliert V FOR VENDETTA – weder der Graphic Novel noch der Film – nichts an seiner Aktualität. James McTeigues Debütfilm legt mehr Wert auf eine starke Story als auf blinde Gewaltorgien. Natürlich wird auch mal gekämpft, aber die Kämpfe stehen immer im Dienste der Geschichte (was heutzutage ja fast schon eine Rarität ist). Natalie Portman ist eine starke Protagonistin. Insgesamt ist der Cast recht namenhaft besetzt: Hugo Weaving, Stephen Fry und „SHERLOCK-Lestrade“ Rupert Graves. Fast schon wie Ironie wirkt das Casting von John Hurt als gnadenloser Diktator. Hurt spielte in der Verfilmung von George Orwells Zukunftsdystopie 1984 (1984) den unter der Diktatur leidenden Winston Smith. Hier darf er nun die böse Obrigkeit verkörpern.
Einige Aspekte bleiben unbeantwortet, z. B. woher hat V so viel Geld um sämtliche Haushalte in London mit Masken zu versorgen? Und warum er ein aus Dominosteinen bestehendes V in seiner Wohnung hat, dass dann plakativ umgestoßen wird. Dennoch tun diese Logiklöcher dem Filmspaß keinen Abbruch, vielmehr beginnt der Zuschauer über die Story nachzudenken, was man angesichts des Themas (Unterdrückung durch die Regierung, Einsatz für Freiheit und Gerechtigkeit) nur begrüßen kann. Einer der beiden Comiczeichner, Alan Moore, war vom Endergebnis des Films wenig begeistert, dies lag hauptsächlich an den Änderungen, die im Drehbuch vorgenommen wurden. Die Handlung wurde von den USA nach Großbritannien verlegt und Vs Motivation war kein Freiheitsdrang, sondern ursprünglich Anarchie. Moores Kollege David Lloyd konnte die Aufregung nicht so ganz verstehen, man habe sich schließlich nicht blind auf die Abtretung der Filmrechte eingelassen. Aber Moore ging es wohl eher um’s Prinzip. Das ändert aber nichts an dem Film, der dank einer temporeichen Narration und einem starken Cast punktet und immer noch sehenswert ist.
(5.5/6)
Trailer: © Warner Bros.
Ich war von dem Film sehr positiv überrascht! 🙂
Ist die Graphic Novel bekannt? Der Film mag als Einzelwerk funktionieren (wenngleich er sich auf visuelle Oberflächlichkeit beschränkt). Als Adaption ergeht es ihm wie Watchmen: eine verpasste Chance, mehr Tiefgang zu zeigen.
Ich kenne nur den Film, weiß aber, dass er auf einem Graphic Novel basiert. Ich halte ja nichts davon die Comic- oder Buchvorlage mit dem Film zu vergleichen, weil das einfach zwei unterschiedliche Medien sind (und weil da der Film meistens den Kürzeren zieht, was ich nicht mag, weil ich Filme liebe 😉 ).
Und das ist der Punkt. Der Film vergibt seine Chance, weil er nur auf visuelle Stilmittel setzt statt den Inhalt zu vertiefen.
Ich habe den Film zu seiner Zeit geliebt, befürchte aber das gleiche wie bei „Leon der Profi“: den habe ich mir nach einer gefühlten Ewigkeit mal wieder angesehen und war hart enttäuscht, wie schlecht er gealtert ist. Deswegen bin ich nicht sicher, ob ich das bei „V wie Vendetta“ auch nochmal tun sollte, ich will mir meine nostalgischen Erinnerungen nicht kaputt machen ^^
Hach ja, Natalie Portman mit Glatze… *schmacht*