The Young and Prodigious T.S. Spivet (OmU, 2013)

Böser, böser Agent! Wochenlang war Regisseur Jean-Pierre Jeunet auf der Suche nach einem passenden Hauptdarsteller für seinen Film. Er fand schließlich Kyle Catlett, von dem er zunächst noch dachte, er sei zu klein um T.S. Spivet zu spielen. „Und dann erfuhr ich, dass er gerade […] für eine US-Serie unterschrieben hatte, ‚The Following‘. Sein Agent hatte geschwindelt. Uns hatte er erzählt, Kyle habe keine anderen Angebote und stehe zur Verfügung. Wir hatten unsere Zweifel, aber er war einfach zu gut. Also gingen wir das Risiko ein und engagierten ihn.“ erzählt Jeunet. Und so pendelte der Hauptdarsteller immer zwischen New York und Canada hin und her. Der komplette Drehplan wurde um seine freien Tage herumgebaut, was die Filmcrew vor ungeahnte Probleme stellte. Aber sie haben es geschafft. Aufgeteilt in 3 Kapitel wird die Reise des Nachwuchsforschers T.S. Spivet (Kyle Catlett) erzählt, der seine Familie in Montana zurücklässt um in Washington D.C. den renomierten Baird-Award des Smithsonian abzuholen. Das Problem: Er hat seiner Familie (Helena Bonham Carter, Callum Keith RennieNiamh Wilson) nichts von seiner Einreichung erzählt und dem Smithsonian gegenüber gab er sich als sein Vater aus. Doch nichts kann den kleinen Wissenschaftler, der so ganz nebenbei das → Perpetuum Mobile erfunden hat, aufhalten.

Immer in Bewegung oder: Der Kampf um Kyle

Während die erste Hälfte des Films eher auf Humor und die Vorstellung der skurilen Familie ausgelegt ist, wird es in der zweiten Hälfte weitaus ernster. Hier geht es um einen Teil der Familiengeschichte, der bisher innerhalb derer noch nicht thematisiert wurde. Durch zahlreiche Flashbacks wird die Handlung zu Beginn etwas zerpflückt und künstlich in die Länge gezogen. Als die Reise des kleinen Jungen, aber dann beginnt, kommt auch der Film in Fahrt. Wie in der Buchvorlage werden immer wieder Formeln, Gleichungen und Zeichnungen von T.S. im Bild eingeblendet, die allerdings gar nicht stören. Unglaublich ist, dass alle Aufnahmen zwar inhaltlich in den USA spielen, aber tatsächlich das meiste in Kanada (Quebec, Montreal) gedreht wurde. Lediglich die Außenaufnahmen wurden dann tatsächlich vor Ort aufgenommen, was man dem Film aber nicht anmerkt. Die Landschaft, die grünen Wiesen und die rote Blockhütte erinnern in ihrer Farbgebung an Wes Andersons MOONRISE KINGDOM. Umhüllt wird das Ganze mit dem gitarren- und mundharmonikalastigen Countrymusik-Soundtrack von Denis Sanacore.

We are family - © dcm
We are family – © dcm
Kunterbuntes Abenteuer

Die wohl prominenteste Figur des Castes ist Helena Bonham Carter, die eine fantastische Figur macht und da ist es auch völlig egal, ob sie sich lauthals über Misswahlen aufregt oder in der Stille ihre Käfer untersucht. Ihr Mitwirken liegt sicherlich auch am tollen Drehbuch von Regisseur Jean-Pierre Jeunet und der Buchvorlage von Reif Larsen, der ebenfalls hinter den Kulissen am Film mitgewirkt hat. Die beiden Kinderschauspieler Kyle Catlett und Niamh Wilson machen ihre Sache gut, obwohl sie hier und da etwas overacten oder wie im Fall von Catlett in den traurigen Szenen nicht immer glaubwürdig sind. Aber er ist ja auch noch jung. Neben Darstellungen in Kurzfilmen ist dies sein erster Langspielfilm und dafür hat er seine Sache wirklich ordentlich gemacht. Zu nennen wäre dann noch Judy Davis, welche die mediengeile Smithsonian-Kuratorin Miss Jibsen gibt. Man kann erahnen, dass manche Szenen in 3D noch besser gewirkt hätten, allerdings ist die 2D-Version auch sehenswert. Insgesamt ist DIE KARTE MEINER TRÄUME ein kunterbuntes Abenteuer für Kinder und alle Jungebliebenen.

Buntes Roadmovie (5/6)

Trailer: © DCM

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert