Neben dem Western scheint nun auch der Boxfilm ein Revival zu erfahren. Wie der Trailer von CREED-ROCKY’S LEGACY verrät, wird die Cashcow mit Sylvester Stallone weiter gemolken. Doch während andere auf das Wiederkäuen der immergleichen Stoffe setzen, ist SOUTHPAW erfrischend anders. Protagonist ist der Ausnahmeboxer Billy Hope (Jake Gyllenhaal), der dafür bekannt ist, unglaublich viel einstecken zu können. Doch seine Frau Maureen (Rachel McAdams) ist um ihn besorgt und drängt ihn dazu, kürzer zu treten, auch zuliebe der gemeinsamen Tochter Leila (Oona Lawrence). Als der übermütige Boxer Escobar (Miguel Gomez) seine Frau beleidigt, kommt es zu einem Handgemenge bis sich ein Schuss löst, der Maureen tödlich trifft. Billy ist völlig überfordert mit der neuen Situation. Sein Manager Jordan Mains (Curtis „50 Cent“ Jackson) schickt ihn zu Kämpfen, obwohl Billy ganz offensichtlich nicht in der Lage dazu ist. Billy kann die laufenden Kosten für sein großzügiges Haus nicht mehr halten und verliert es. Nach einem missglückten Selbstmordversuch verliert er auch noch eine Tochter, die fortan in einem Heim leben muss. Ein Graus für Billy, der selbst in einem Heim aufgewachsen ist. Hope versucht alles um Leila zurückzubekommen und bittet den Trainer „Tick“ (Forest Whitacker) um Hilfe. Dieser ist alles andere als begeistert, doch als Billy beweist, dass er es ernst meint, arbeiten beide hart an einem Comeback.
Das Stehaufmännchen
SOUTHPAW verzichtet auf eine übertrieben theatralische Aufmachung wie man das sonst aus Boxfilmen gewohnt ist. Im Vordergrund steht die spannende Vater-Tochter-Geschichte. Natürlich ist das Ende weitestgehend vorhersehbar, schließlich gab es noch keinen Film, indem der boxende Protagonist am Ende nicht gewonnen hätte, dennoch ist der Weg dorthin durchgehend spannend. Auch wenn der Film gespickt ist mit den typischen Boxfilm-Klischees wie der Kampf aus schlechten Verhältnissen nach oben, merkt man dies dem Film nicht an. Dies liegt hauptsächlich an einem grandios spielenden Jake Gyllenhaal, der in manchen Szenen fast nicht mehr wiederzuerkennen ist. Angesichts der starken Konkurrenz aus Johnny Depp (BLACK MASS) und Eddie Redmayne (THE DANISH GIRL) wird es Gyllenhaal schwer haben, einen Oscar zu gewinnen, aber eine Nominierung sollte im Rahmen des Möglichen liegen. Denn nicht nur die Muskelaufbauarbeit ist durchaus ansehnlich, sondern auch die Verletzlichkeit, die Mischung aus Siegeswille und absoluter Hoffnungslosigkeit, die er seiner Figur einhaucht.
Slow-Motion- oder Point-of-view-Aufnahmen der Boxszenen sind wohldosiert und damit auch bewusst ausgewählt um den Zuschauer mit in den Ring zu nehmen. Auch hiermit grenzt sich der Film von der Effekthascherei anderer Filme ab. Die Szenen wirken wie aus dem Leben gegriffen und dank Gyllenhaal, der eigentlich nicht dem typischen Bild eines Boxers entspricht, wirkt alles neu und frisch. Besonders die Sterbeszene von Maureen bleibt in Erinnerung. Ein verzweifelter Mann, der seine Frau in den Armen hält und sie retten will. Kein Pathos, keine Rührseligkeit, einfach nur schonungslos ehrliches schmerzhaftes Leiden. Der finale Kampf gerät dann doch etwas lang. Auch die Handkamera wackelt in den Boxkämpfen manchmal etwas zu sehr. Dennoch ist SOUTHPAW ein starker Film, der auch Nicht-Boxfans gefallen dürfte.
Authentisches Boxdrama (5/6)
Trailer: © Tobis Film
Hmmm. Da bin ich nach wie vor skeptisch. Klingt trotzdem reichlich pathetisch, insbesondere diese Vater-Tochter-Beziehung und etwaige Sterbeszenen. Das Maß aller Dinge in diesem Genre ist und bleibt der äusserst kraftvolle, als auch berührende Raging Bull von Martin Scorsese mit dem sensationellen De Niro (was für ein Schauspieler!) in der Titelrolle. Trotzdem werde ich mir den Film ansehen, gerade wegen Gyllenhaal, der mich vor kurzem in Nightcrawler überzeugt hat. Zuletzt wegweisend in diesem Genre war Clint Eastwood mit Million Dollar Baby.
Gib mir Bescheid, wie du ihn fandest.