Kurz nachdem die Asen ihren geliebten Planeten dem Feuerdämon Surtur überlassen mussten, findet schon der nächste Kampf der Superhelden in den deutschen Kinos statt. DC-Comic-Verfilmungen sind inzwischen wahre Wundertüten. Mal findest du ein leckeres Stück Schokolade drin wie WONDER WOMAN, mal ein Haufen undefinierbaren Plastikmüll wie in BATMAN V SUPERMAN.
Dessen Nachfolger JUSTICE LEAGUE zeigt die Erde nach dem Tod von Superman. Doch Zeit zum Trauern bleibt nicht. Bruce Wayne (Ben Affleck) trifft bei einem seiner nächtlichen Ausflüge auf einen Paradämon, einen Kundschafter. Als kurz darauf der außerirdische Steppenwolf (Ciarán Hinds) mit einer Armee auf der Erde einfällt um drei Machtboxen zu suchen, wendet sich Batman an Diana Prince (Gal Gadot). Bruce möchte ein Team aus Superhelden zusammenstellen um Steppenwolf Einhalt zu gebieten. Mit Hartnäckigkeit und ihren Überredungskünsten können Bruce und Diana schließlich Aquaman (Jason Momoa), Cyborg (Ray Fisher) und The Flash (Ezra Miller) von ihrem Plan überzeugen.
Das Teamplay überzeugt
Wenn Barry ein fallendes Schwert antippt, damit es in Dianas Hand landet; wenn ein fliegender Cyborg Aquaman vor einem tödlichen Fall bewahrt und Bruce Wayne gegenüber Clark Versäumnisse und Schwächen zugibt, in solchen Momenten ist JUSTICE LEAGUE einfach klasse. Das macht Spaß und gute Laune, was nicht zuletzt an den knackigen, leicht zitierbaren One-Linern liegt.
(Diana: Kinder. Ich arbeite mit Kindern. | Barry: Was sind noch mal deine Superkräfte? Bruce: Ich bin reich.) Diese Frotzeleien zaubern selbst Zack-Snyder– oder gar DC-Skeptikern ein Grinsen auf’s Gesicht. Besonders Ezra Miller als “The Flash” überzeugt mit seiner lockeren, verspielten Art. Wenn er etwa überschwänglich zusagt bei der Justice League mitzumachen, im ersten Kampf aber kurz davor ist zu kneifen oder mit unendlicher Energie und Begeisterung die Batcave für sich entdeckt, muss man ihn einfach gern haben. Die Hintergrundgeschichten der “Neuen” hätte man vielleicht noch etwas ausführlicher erzählen können. Besonders Cyborg und Aquaman haben diesbezüglich etwas das Nachsehen. Dafür nutzt aber zumindest Aquaman jede Gelegenheit um Bruce für sein Fledermauskostüm aufzuziehen.
Das perfekte Auf- und Abtauchen
Der Bösewicht Steppenwolf ist dagegen absolut farblos. Der Ire Ciarán Hinds ist ja eigentlich ein guter Schauspieler, wirkt aber in seiner Motion-Capture-CGI-Hülle genauso leblos wie Kollege David Thewlis im Vorgänger WONDER WOMAN. Selbst simple Dinge wie Steppenwolfs Motivation werden nicht ganz klar, es heißt lediglich, er wolle die Menschheit vernichten. Warum, weshalb und wie sollte man lieber nicht fragen, denn der Film liefert keine ausführlichen Antworten.
Zudem taucht er immer dann auf, wenn er gebraucht wird. Ein starker Luftstrudel sorgt dafür, dass er sich immer im richtigen Moment dem Kampfgeschehen entziehen kann, wenn er es möchte. Hier wird die Geschichte einfach lieblos erzählt. Ich weiß nicht so recht, ob das ein Spoiler ist, weil er nicht nur auf den offiziellen Bildern auftaucht, sondern ja inzwischen ausführlich über den digital wegretuschierten Schnauzbart von Henry Cavill im Rahmen des Nachdrehs von JUSTICE LEAGUE diskutiert wurde. Somit ist auch klar, welcher Superheld wieder von den Toten zurückkehrt. Einige Szenen sind einfach großartig in Szene gesetzt. Etwa, wenn Superman wieder erwacht und gegen Wonder Woman, Cyborg und Aquaman kämpft. Als The Flash ihnen zu Hilfe eilen will, muss er feststellen, dass Superman ebenfalls sehr schnell ist. Egal, ob Schnauzer oder nicht, Henry Cavill macht besonders in den Actionszenen eine gute Figur. Leider hat er – wie auch alle anderen Charaktere – das Talent im richtigen Moment am richtigen Ort aufzutauchen, was besonders in der Häufigkeit sehr am Geduldsfaden zehrt.
Dieses bescheuerte Herz
Leider gibt es aber auch zahlreiche gefühlsbetonte Momente, die Zack Snyder oder Nachdreh-Regisseur Joss Whedon verbrochen haben. Diane Lane und Amy Adams schauen gedankenverloren auf Grabsteine oder gedankenverloren in den Himmel oder gedankenverloren in die Augen von Clark. Diese Gefühlsduselei braucht es nicht im Geringsten, dient Snyder aber als Füllstoff für die ansonsten recht dünne Handlung. Mit dem Superman-Handlungsstrang untergräbt Synder die Schlussszene seines eigenen Films BATMAN V SUPERMAN, die suggeriert Superman könne ohne fremde Hilfe wieder von den Toten auferstehen. Fassen wie zusammen: JUSTICE LEAGUE unterhält und punktet gerade mit der Chemie und der Selbstironie der Figuren. Den düsteren Zack-Snyder-Look und die typischen Zeitlupen hat man beibehalten, doch sie haben Sinn etwa wenn The Flashs Fähigkeiten gezeigt werden. Wenn man auf die fehlende Plausibilität der Story nicht so sehr achtet, wird man gut unterhalten.
4/6 bzw. 7/10
Trailer: © Warner Bros. Deutschland
Man gut, das ich mich nicht nach dem Steppenwolf des Comics benannt habe. So blaß, wie der hier als Antagonist auftritt. 😉 Ich fand die Gruppendynamik eigentlich auch ganz gut gelungen, insbesondere The Flash macht Spaß und Gal Gadot überzeugt auch hier (wie in ihrem Solofilm) mit einer sehenswerten Performance.