So richtig konsequent bin ich nicht. Ich hatte eigentlich geschworen keine Superheldenfilme mehr anzusehen und jetzt ertappe ich mich doch wieder im dunklen Kinosaal bei AQUAMAN. Arthur “Aquaman” Curry (Jason Momoa) wächst wohlbehütet als Sohn des menschlichen Leuchtturmwärters Tom Curry (Temuera Morrison) und der atlantischen Königin Atlanna (Nicole Kidman) auf. Durch das royale Blut ist Arthur berechtigt, den Thron von Atlantis zu besteigen. Doch momentan regiert sein Halbbruder Orm (Patrick Wilson) dort. Da Arthur keinerlei Interesse am Regieren zeigt, bleibt er dabei weitestgehend ungestört. Als Orm aber die anderen sechs Königreiche der Meere um sich schart um gemeinsam einen Krieg gegen die Menschen an der Erdoberfläche zu führen, muss gehandelt werden. Die Meeresbewohnerin Mera (Amber Heard) bittet Aquaman den Dreizack des ersten Königs von Atlantis zu suchen um seinen Anspruch auf den Thron zu untermauern. Doch das kann Orm nicht zulassen und so hetzt er ihm den Piraten David Kane (Yahya Abdul-Mateen II) auf den Hals, der mit Aquaman noch eine Rechnung zu begleichen hat.
Die Botschaft verwässert
Es könnte eigentlich eine starke Botschaft sein: Das Meer rebelliert gegen die Menschen, die es verschmutzen. Es gibt Tsunamis und meterhohe Wellen. James Wan, der bislang hauptsächlich im Horror-Genre zuhause war (u.a. SAW, INSIDIOUS), hätte neben der reinen Comic-Verfilmung ein klares Statement setzen können. Zumindest ein bißchen Subtext. Stattdessen wird die Wut der Meeresbewohner über die Verschmutzer zunächst zu einer Thronfolge-Debatte umgedeutet, die dann zweimal in gigantischen Unterwasser-Schlachten endet. Wer diese für sich entscheidet, dürfte jedem klar sein. Orm, der vom Drehbuch eigentlich genügend schlüssige Argumente an die Hand bekommt, warum er seinen Bruder nicht leiden kann und warum er überhaupt den Krieg führt, kann diese Vielschichtigkeit kaum ausspielen und gerät mit zunehmender Länge immer mehr zu einem generischen Computerspiel-Endgegner. Der Subtext, den der Plot am Anfang hat, verwässert.
Jason Mamoa überzeugt
Wer hingegen klarer heraussticht, ist David aka Black Manta. Nachdem Aquaman Davids Vater sterben ließ, schwört dieser Rache. Das ist eine relativ simple Motivation, die Yahya Abdul-Mateen II allerdings glaubhaft umsetzt, obgleich das Black-Manta-Outfit mit dem riesigen Helm und den leuchtend roten Augen irgendwie lächerlich ausschaut. Auch bei Aquaman himself wird dankenswerter Weise auf eine ausführliche Origin-Story verzichtet. Das Nötigste wird am Rande erwähnt, aber am Ende des Tages zählen die Schauwerte. Mit der Besetzung von Jason Momoa ist den DC-Verantwortlichen ein absoluter Glücksgriff gelungen. Momoa hat schon rein optisch nichts mit dem Comic-Aquaman (kurze blonde Haare, oranges Oberteil, grüne Hose) zu tun. Kürzlich gab der Hüne noch zu Protokoll, dass seine Rolle als Khal Drogo in GAME OF THRONES erst einmal neue Rollenangebote verhinderte, da niemand dachte, er könne Englisch sprechen. Jetzt kann man sich niemand anderen mehr in der Rolle vorstellen. Die Mischung aus harter Schale und weichem Kern kommt an.
War noch was?
Apropos weicher Kern: Da wäre ja auch noch Mera. Amber Heard kommt der undankbare Part des Love Interests zu. So richtig viel Chemie ist da zwar nicht zu spüren, aber da sie eh nur als Stichwortgeberin und Motivationshilfe fungiert, macht das nichts. Heard sieht in erster Linie gut aus und beklatscht den Helden, wenn er schließlich seine Mission erfolgreich abgeschlossen hat. Dazwischen noch ein paar ulkige Momente – Mera isst eine Blume, weil sie denkt, die Menschen würden das so machen – und ein bißchen darf sie den Held beim Versohlen der bösen Buben unterstützen. AQUAMAN muss man nicht gesehen haben. Wem aber eine einfach gestrickte Handlung genügt und Freude am Anblick von Jason Momoa hat, wird einen unterhaltsamen Kinobesuch erleben.
4/6 bzw. 7/10