Mit Remakes ist das ja immer so eine Sache. Viele Remakes scheitern. Hauptsächlich daran, dass die meisten Leute den Originalfilm schon kennen und lieben. Bradley Cooper, der mit A STAR IS BORN zum ersten Mal Regie führt, hat sich für sein Remake daher lieber ein Werk aus dem Jahr 1937 ausgesucht, eines, dass man nicht sofort im Gedächtnis hat. Zudem überträgt er die tragische Geschichte in die Jetztzeit. Durch einen Zufall lernt der erfolgreiche Berufsmusiker Jackson Maine (Bradley Cooper) die Kellnerin Ally (Lady Gaga) kennen. Sofort erkennt er ihr musikalisches Talent und fördert es. Jackson lädt Ally schließlich zu einem seiner Konzerte ein. Doch nicht nur das: er holt sie zu sich auf die Bühne und der grandiose Auftritt der Nachwuchssängerin geht viral. Nach dem Konzert entwickelt sich zwischen Jackson und Ally neben der musikalischen Zusammenarbeit auch eine leidenschaftliche Liebesbeziehung. Ally wird schlagartig berühmt. Während ihr Stern nun unaufhaltsam steigt, verfällt Jackson immer mehr dem Alkohol.
Ein Oscar für Lady Gaga?
Es ist kaum zu glauben, dass Bradley Cooper seinen Geldgebern erst Lady Gaga als Ally schmackhaft machen musste, denn sie spielt die Rolle wirklich wahnsinnig gut. Die anderen Namen, die für die Rolle im Gespräch waren – Jennifer Lopez, Beyoncé oder Rihanna -, wirken in der Retrospektive wirklich völlig unpassend. Der Herbst ist traditionell für mögliche Anwärter auf die Oscars reserviert und Lady Gaga empfiehlt sich gleich in doppelter Weise. Es wäre wirklich sehr überraschend, wenn wirklich kein Lied des Soundtracks in der “Bester Filmsong”-Kategorie berücksichtigt werden würde. Und je nachdem wie stark die Konkurrenz ist, wäre auch ein Platz in der Shortlist der “Besten Schauspielerin” möglich. Ich habe es nicht für möglich gehalten, dass Bradley Cooper und die Lady ein derart charismatisches Paar abgeben würden. Aber ich freue mich ja immer darüber auch mal falsch zu liegen.
Von heute auf morgen
Der Film zeigt die Mechanismen im Showgeschäft und wie Stars innerhalb kurzer Zeit „gemacht“ werden. Gerade in Hinblick auf die sozialen Medien lässt sich da durchaus auch eine kritische Note herauslesen. Handys auf Konzerten sind inzwischen keine Seltenheit mehr – auch, wenn es meiner Meinung nach überhaupt keinen Sinn macht ein verwackeltes, unverständliches Video zu besitzen. Ally wird aufgrund der sozialen Medien zum Star und bekommt plötzlich die ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums. Doch wenn sich die Aufmerksamkeit verschiebt, wie im Fall von Jackson, dann sorgt das auch für einen Wandel der Eigenwahrnehmung. Hier lassen sich auch Parallelen zu Opfern von Onlinemobbing und Hetzkampagnen ziehen. Der medienkritische Ansatz gibt dem Musikfilm mehr Tiefe.
Starker Soundtrack
Der Soundtrack läuft seit dem Kinofilm bei mir rauf und runter und hat das Zeug dazu den LA LA LAND-Jazz so langsam aber sicher von meiner Playlist zu verdrängen. Davon abgesehen ist die Filmversion von „I’ll never love again“ einfach nur schön-traurig und sorgt für Momente der Rührung, wenn nicht sogar Tränen. Die Kamera hängt immer nah an den Gesichtern der Protagonisten, ist mit auf der Bühne und vermittelt das Gefühl des Dabei-Seins wirklich gut. Leider flacht die Geschichte im letzten Drittel etwas ab, die Geschichte zieht sich zu sehr und die Motivation von Jackson gerät zu sehr ins Eindimensionale. Das könnte auch Absicht gewesen sein, denn Bradley Cooper gibt der weiblichen Hauptrolle sehr viel Raum. Sie ist der Star um den es im Filmtitel geht. Und sie darf scheinen.
4.5/6 bzw. 7.5/10
Trailer: © Warner Bros. Deutschland
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