ZERO DARK THIRTY war einer dieser Filme, die ich lange vor mir hergeschoben habe. Ich wusste schon, dass es um die Suche nach Osama Bin Laden geht und das ist jetzt nicht unbedingt ein locker-flockiges Gute-Laune-Thema. Die Gründe, die dennoch für den Film sprachen, sind beide weiblich: Regisseurin Kathryn Bigelow und ihre Hauptrolle Jessica Chastain. Chastain spielt die CIA-Analystin Maya, die den Anführer von al-Qaida Osama Bin Laden ausfindig machen soll. Bin Laden gilt als Kopf der Anschläge vom 11. September 2001. Maya stößt bei ihren Recherchen auf den Namen Abu Ahmed. Dieser soll als Kurier zwischen Bin Laden und seinen Anhängern fungieren. Doch die Analystin bekommt immer wieder Gegenwind. Den Entscheidern in Washington geht es inzwischen mehr um die Verhinderung des nächsten Terroranschlags als um die Ergreifung der Hintermänner. Nach Jahren der Recherche und herben Rückschlägen entdecken die Ermittler ein verdächtiges Haus in Pakistan. Obwohl sie sich unsicher sind, wer sich im Haus befindet, stürmt die Spezialeinheit um Gruppenführer Patrick (Joel Edgerton) das Haus.
Geschichten aus dem Kriegsgebiet
Kathryn Bigelow ist schon ein bißchen eine Ausnahme von der Regel. Es gibt ja ohnehin sehr wenig bekannte Regisseurinnen. Während sich viele ihrer Kolleginnen eher leichterer Kost wie romantischen Komödien widmen, waren es bei Bigelow immer handfeste, teils auch brutale Themen wie Krieg oder Polizeigewalt (zuletzt DETROIT). Ursprünglich sollte ZERO DARK THIRTY von der missglückten Jagd auf Bin Laden handeln, aber die tatsächlichen Ereignisse überraschten die Produzenten, die das Drehbuch noch einmal umarbeiten ließen. Wie bereits im Vorgänger THE HURT LOCKER wird die Geschichte wieder aus Sicht des US-Militärs erzählt. Waren es in THE HURT LOCKER noch Minenräumer im Irak, sind es jetzt CIA-Analysten in Afghanistan und Washington. Und die setzen sämtliche Möglichkeiten ein um an Informationen zu kommen. Eindrücklich und detailliert werden auch die Folter von Gefangenen mit Waterboarding und Schlafentzug gezeigt. Somit wird der Zuschauer gezwungen, sich zum Gesehenen zu verhalten und sich eine Meinung zu bilden. Fragen der Moral und ob der Zweck nicht die Mittel heiligt, drängen sich dabei ganz automatisch auf.
Die Frau im Krieg
Jessica Chastain wurde 2013 für ihre Rolle in ZERO DARK THIRTY mit einem Golden Globe ausgezeichnet. Das geht auch völlig in Ordnung, wenn man sich das vergleichsweise schwache Bewerberfeld in diesem Jahr anschaut. Die Entwicklung ihrer Figur von der zurückhaltenden Analystin, die vor Ort angekommen erst einmal einen kleinen Kulturschock erleidet, zur Getriebenen mit Durchhaltevermögen kann sich durchaus sehen lassen. Als eine der wenigen Frauen, muss sich Maya in einer Männerdomäne durchsetzen. Man könnte darin auch eine Parallele zu Regisseurin Kathryn Bigelow sehen. Wird der Film zunächst noch knackig erzählt, kommt es im letzten Drittel zu zahlreichen Längen. Die sind sicher auch den historischen Fakten geschuldet, denn die Entscheider der US-Armee tun trotz Mayas Hinweise auf einen möglichen Unterschlupf von Bin Laden lange Zeit erstmal nichts. Der Frust von Maya über die verfahrene Situation überträgt sich hier auch auf den Zuschauer.
4/6 bzw. 7/10
Der Film ist bei mir schon zu lange her… aber das mit den Längen kann ich bestätigen. Ich fand den an und für sich auch nicht schlecht, aber so ganz überzeugen konnte der mich damals nicht.