Alastair Siddons ist im Grunde die lebendig gewordene Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für den Haushalt Vikander-Fassbender. Demnächst wird die Geschichte um Lara Croft mit TOMB RAIDER und Vikander in der Hauptrolle neu erzählt. Hier war Siddons Co-Autor. Zwei Jahre früher schrieb Siddons das Drehbuch zu DAS GESETZ DER FAMILIE und gab damit Michael Fassbender eine weitere Möglichkeit schauspielerisch zu glänzen.
Fassbender spielt Chad Cutler, der Teil einer Familie von Gesetzlosen ist. Chad lebt im Wohnwagen, kann nicht lesen und verübt Überfälle auf reiche Anwesen. Wie auch sein Vater Colby (Brendan Gleeson) schert er sich nicht um Recht und Gesetz. Doch langsam kommen Chad Zweifel am unsteten Leben. Seiner Frau Kelly (Lyndsey Marshal), Tochter Mini (Kacie Anderson) und seinem Sohn Tyson (Georgie Smith) möchte er ein besseres Leben ermöglichen und schickt seine Kinder in die Schule. Colby hält nichts davon. Als Chad hinter dem Rücken seines Vaters ein neues Leben für seine Familie plant, gerät er zwischen die Fronten. Als Mitwisser seiner Gangster-Verwandtschaft will ihn Colby nicht einfach ziehen lassen.
Von der Suche nach dem persönlichen Glück
Die Figuren sind keine Helden. Keine uneigennützigen Idealisten, die ihr eigenes Glück dem Wohle anderer unterordnen. Nein, im Grunde sind alle Charaktere egoistisch und jeder möchte ein Stück vom großen Glückskuchen abhaben.
Die Rollen sind dabei klar verteilt. Brendan Gleeson verkörpert als Patriarch der Sippe die “Das haben wir doch noch nie anders gemacht”-Haltung. Er möchte den Status quo erhalten. Sein Sohn Chad, hervorragend gespielt von Michael Fassbender, will seiner Frau und seinen zwei Kindern ein stabiles Leben sichern. Somit kommt es automatisch immer wieder zu Auseinandersetzungen. Diese überzeugend darzustellen gelingt dem Cast von DAS GESETZ DER FAMILIE außerordentlich gut und das schließt die Kleinsten mit ein. Dass die auch Spaß hatten, merkt man bereits in der ersten Szene, als die Gruppe → mit einem Auto auf Hasenjagd geht. Klar, warum auch nicht?
Identität und Familienzusammenhalt
Lyndsey Marshal hat eine Sonderstellung. Kelly Cutler ist die einzige Frau in der Clique und ist sich auch nicht zu schade, sich mit Colby anzulegen, wenn es um ihren Nachwuchs oder um Chad geht. Ihre Position ist relativ klar. Sie will ein stabiles Leben und sie weiß auch, dass das ohne den Segen des Familienoberhauptes – also Colby – nicht funktionieren wird. Die Szenen mit Brendan Gleeson sind daher immer eine Mischung aus Unterwürfigkeit und Kampfgeist. Das ist auch zu spüren, wenn ihre Kinder plötzlich verschwunden sind und sie von der Polizei Hilfe erbittet.
Rory Kinnear als abgebrühter Polizeiinspektor ist ebenfalls großartig. Michael Fassbender gelingt es den Spagat seiner Figur zwischen der Loyalität seinem Vater gegenüber und der Sorge um das Wohlergehen seiner eigenen Familie gut herauszuarbeiten. Immer wieder muss er sich entscheiden und zwischen dem Gemeinwohl der Gruppe und den persönlichen Bedürfnissen seiner Familie oder ihm selbst wählen. Das macht die Geschichte automatisch auch immer spannend. Wenn sich Fassbender und Gleeson die Leinwand teilen, spürt man es unter der Oberfläche brodeln. Im zweiten Drittel hängt der Film etwas durch und hätte etwas knackiger erzählt werden können, doch der Cast fängt das Meiste wieder auf. Ich habe von einigen Kommentatoren gelesen, die sich darüber beschweren, dass es den Plot schon zigmal gab oder andere Gründe anführen, warum der Film nur durchschnittlich sei. Kann vielleicht auch an dem schwachen deutschen Filmtitel oder an einer komischen deutschen Synchro liegen; keine Ahnung. Ich mochte den Film. Aber ich habe eben auch ein Herz für irische Schauspieler.
5/6 bzw. 8/10
DAS GESETZ DER FAMILIE erscheint am 25. Januar 2018 als Blu-ray und DVD. Seit 21. Januar gibt es den Film bereits digital. Zur Erstellung der Kritik wurde mir von Koch Films freundlicherweise ein kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Dies hatte keinen Einfluss auf meine Wertung.
Trailer: © Koch Films Germany