THEIR FINEST ist ein Film über das Filmemachen – genauer: einer über das Drehbuchschreiben von Filmen. Regisseurin Lone Scherfig erzählt mit IHRE BESTE STUNDE eine Geschichte, die im Großbritannien der 40er Jahre angesiedelt ist. Ein geplanter Propagandafilm soll die Arbeitsmoral der Nation stärken und das Durchhaltevermögen und den Siegeswillen der Briten befeuern. Das British Ministry of Information beauftragt daher den Filmemacher Tom Buckley (Sam Claflin) damit, eine Gruppe von Filmschaffenden zusammenzustellen. Mit dabei sind neben Catrin Cole (Gemma Arterton), die dem Drehbuch eine weibliche Note verpassen soll, auch der alte Schauspieler Ambrose Hilliard (Bill Nighy), der seinem Erfolg in der Stummfilmzeit immer noch hinterher trauert. Catrins Freund, der Künstler Ellis (Jack Huston), steht dem neuen Tätigkeitsfeld seiner Freundin eher skeptisch gegenüber. Sie dagegen ist schnell Feuer und Flamme. Die Arbeit an dem Film und die kleinen und großen Dramen des Filmemachens interessieren sie sehr.
Starke Geschichte, starkes Ensemble
Basierend auf dem Roman „Their Finest Hour and a Half“ der britischen Autorin Lissa Evans wird hier wortwörtlich das Beste aufgefahren, was das britische Kino zu bieten hat. Das Ensemble ist BBC-typisch bis in die Nebenrollen einfach nur fantastisch besetzt. Das Dreiergespann aus Bill Nighy, Gemma Arterton und Sam Claflin setzt die Mischung aus Dramatik und Komik derart unterhaltsam um, dass man sich nur in diese Figuren verlieben kann. Claflin hat bereits in Scherfigs vorherigem Film THE RIOT CLUB mitgespielt. Hier sieht er mit Harry-Potter-Brille und Bart gleich viel erwachsener aus als der glattgelutschte Finnick Odair aus den PANEM-Filmen. Gemma Artertons Rolle scheint ihr auf den Leib geschrieben zu sein. Ihre sympathische Art in der von der Männern dominierten Filmbranche die Wogen zu glätten und Probleme zu lösen, macht sie zu einer Bezugsperson, mit der man gerne Zeit verbringt. Noch besser gefiel mir eigentlich nur noch Bill Nighy, der als alternder, exzentrischer Schauspieler nicht nur wahnsinnig sympathisch, sondern auch sehr lustig sein darf.
„Authentizität, Optimismus und ein Hund“
Besonders gefielen mir die Anspielungen auf die Filmbranche. Auch Pseudo-Erkenntnisse wie beispielsweise die „Erfolgsformel“ aus „Authentizität, Optimismus und einen Hund“, die das Publikum angeblich zu Tränen rühren wird, und den Schauspieler, der nicht auf sein Stichwort hört, sind Details, die ich sehr unterhaltsam fand. Der zweite Weltkrieg ist in diesem Film unterrepräsentiert. Wenn man nicht andauernd gesagt bekäme, dass der Film die Moral der Truppen und des britischen Kinopublikums steigern solle, würde man den Krieg gar nicht bemerken. Die Bedrohung wirkt weit weg. Es wird wohl niemanden überraschen, dass Catrin und Tom nicht nur berufliche Kollegen werden, sondern nach einer Weile auch ein bißchen miteinander flirten. Überraschend fand ich hingegen das Ende, denn er kommt dankenswerterweise ohne ein Happy End aus.
5/6 bzw. 8/10
Trailer: © Concorde Filmverleih